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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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wie ein Tier abgestochen wurde, konnte der Täter nur unter dem Einfluss des Teufels handeln. Mit einem Mal änderte sich die Stimmung unter den Anwesenden und wurde spürbar feindselig.
    Breandán verzichtete darauf, den Konstabler zu befragen. Keines seiner Worte konnte die Abscheu mildern, die die Heimtücke des Todesstoßes in den Menschen auslöste. An dieser Stelle war es klüger, zu schweigen und abzuwarten.
    Nun wurde der Diener, der den Streit mit angehört hatte, vereidigt. Sir Orlando geleitete ihn mit zielgerichteten Fragen durch seine Aussage, damit er nicht abschweifte oder etwas Wichtiges vergaß. »Ihr habt also nicht verstehen können, worum der Streit ging.«
    »Nein, Mylord, der Ermordete sprach zu leise. Ich hörte nur, wie der Angeklagte schrie, er solle die Schmähungen zurücknehmen.«
    »Und tat er das?«
    »Nein, Mylord, Sir John Deane lachte nur.«
    »Wie reagierte der Angeklagte?«
    »Er forderte Deane zum Kampf.«
    »Und Sir John ging darauf ein?«
    »Er zog sofort seinen Degen.«
    »Was tat der Angeklagte? Zog er ebenfalls eine Waffe?«
    »Nein, Mylord, er trat Deane mit leeren Händen entgegen.«
    »Konntet Ihr sehen, ob der Angeklagte eine Waffe bei sich trug?«
    »Ja, Mylord, er hatte eine Pistole im Gürtel.«
    »Aber er benutzte sie nicht.«
    »Nein, Mylord.«
    »Woher wisst Ihr das so genau? Hattet Ihr die beiden Männer die ganze Zeit im Blick?«
    »Nein, nicht die ganze Zeit. Aber ich bin sicher, dass der Angeklagte seine Pistole nicht benutzte, denn ich habe keinen Schuss gehört.«
    »Berichtet, was Ihr von dem Kampf beobachtet habt«, forderte Trelawney den Diener auf.
    »Sir John Deane ging mit dem Degen auf den Angeklagten los und versuchte, ihn zu treffen. Der wich ihm immer wieder aus. Einmal war er nicht schnell genug und wurde am Arm verletzt. Von da ab habe ich sie nicht mehr sehen können, da sie sich in eine andere Ecke des Hofs entfernten.«
    »Was geschah dann?«
    »Kurz darauf wurde es still. Der Angeklagte durchquerte den Hof und ging weg.«
    »Ihr saht nur einen der beiden weggehen und habt Euch nicht gefragt, was aus dem anderen geworden war?«
    »Ich dachte, sie hätten sich geeinigt. Es war ja der Unbewaffnete, der wegging. Wie sollte ich ahnen, dass er den anderen mit seiner eigenen Waffe erstochen hatte?«
    »Habt Ihr zu jener Zeit noch irgendeine andere Person im Hof gesehen?«
    »Nein, Mylord.«
    Diesmal machte Breandán von seinem Recht Gebrauch und stellte dem Zeugen Fragen. »Ihr sagt, Ihr habt niemanden in den Hof kommen sehen?«
    »So ist es.«
    »Habt Ihr denn noch am Fenster gestanden und den Hof beobachtet, nachdem Ihr mich weggehen saht?«
    »Nein, ich legte mich wieder ins Bett.«
    »Ihr hättet es also gar nicht sehen können, wenn ein anderer den Hof betreten hätte, als ich schon fort war?«
    »Nein, unmöglich.«
    »Ich danke Euch.«
    Trelawney zog anerkennend die Brauen hoch. Zweifellos hatte der Jesuit seinen Schützling bestens auf die Zeugenbefragung vorbereitet. Ob ihm dies bei dem nächsten Zeugen allerdings helfen würde, war fraglich. Deanes langjähriger Freund Thomas Masters trat vor und schwor auf die Heilige Schrift, dass er nichts anderes als die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit aussagen würde, so wahr ihm Gott helfe.
    »Was wisst Ihr über den Mord an Sir John Deane?«, fragte Richter Trelawney.
    »Ich weiß nichts über die Tat selbst, denn ich war nicht dabei«, begann Masters mit erregter Stimme. »Gott ist mein Zeuge, wäre ich dort gewesen, wäre Sir John jetzt nicht tot, sondern dieser gemeine Schurke da.«
    »Ihr seid nicht hier, um den Angeklagten zu beschimpfen, Sir«, ermahnte ihn Sir Orlando. »Wenn Ihr Hinweise zu dem Mord habt, so teilt sie dem Gericht mit.«
    »Dieser Mann hatte als Einziger ein Motiv, Sir John zu töten. Er hasste ihn. Wie jeder hier weiß, hatte Sir John ihn vor einem halben Jahr wegen Diebstahls vor Gericht gebracht. Dafür wollte er sich rächen. Sein Zusammentreffen mit Sir John an jenem Morgen gab ihm die Gelegenheit dazu.«
    »Habt Ihr gehört, wie der Angeklagte dem Opfer Rache schwor?«
    »Ja, das habe ich. Mehr als einmal.«
    »Wann war das?«
    »An dem Tag, als man den Strolch auspeitschte, wie er es verdiente.«
    »Gibt es dafür noch andere Zeugen?«
    »Natürlich. Es waren viele Leute anwesend.«
    »Befindet sich einer dieser Zeugen auf der Liste derer, die vor diesem Gericht aussagen sollen?«
    »Ich weiß nicht, nein … aber es genügt doch wohl, dass ich

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