Die Richter des Königs (German Edition)
mich beleidigt hat. Nur du bist wichtig.«
Krampfhaft schloss er die Augen, während er innerlich mit sich kämpfte, doch Amoret wusste, wie er sich entscheiden würde. Sie zog ihn sanft in ihre Arme und drückte ihn fest an sich, während sie zugleich Jeremy ein zuversichtliches Zeichen machte. Der Priester wartete noch eine Weile, bevor er sich erhob und zu ihnen trat. »Breandán, werdet Ihr vor Gericht gehen?«
Der Ire löste sich aus Amorets Umarmung, hielt aber weiterhin ihre Hand umklammert, als suche er Halt. »Ja, Pater, ich werde es tun.«
»Ihr werdet es nicht bereuen, das verspreche ich Euch«, versicherte Jeremy und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. Dann rief er den Schließer, um ihn mit der Nachricht, dass der Angeklagte McMahon nachgegeben hatte, zum Gericht zu schicken.
Achtunddreißigstes Kapitel
A uf Drängen der Ratsherren wurde der Prozess gegen Deanes Mörder für den letzten Tag der Gerichtssitzung angesetzt. Jeremy hätte es lieber gesehen, wenn er auf die nächste Tagung in ein paar Monaten verschoben worden wäre, denn das hätte ihm Zeit gegeben, weiter nach dem wahren Täter zu forschen. Doch die Stadträte forderten die unverzügliche Verurteilung des gemeingefährlichen Schurken, der einen der ihren so kaltblütig abgeschlachtet hatte.
Als Breandán an diesem Freitagmorgen erneut an die Schranke trat und sich auf die Frage des Gerichtsschreibers hin nicht schuldig bekannte, war außer Jeremy und Alan auch Amoret unter den Schaulustigen. Es war nicht leicht für sie, denn auf den für vornehmere Zuschauer reservierten Galerien hatten sich noch andere neugierige Höflinge eingefunden, die Lady St. Clair ohne weiteres erkannten und jedes Wort, das während des Prozesses gesprochen wurde, unweigerlich dem König zutragen würden. Auch die Gattinnen der Ratsherren, die auf den Galerien Platz genommen hatten, errieten schnell, wer da in ihrer Nähe saß, und steckten tuschelnd die Köpfe zusammen.
Sir Orlando Trelawney atmete erleichtert auf, als Breandán die Frage »Angeklagter, wie soll über dich gerichtet werden?« mit der Formel: »Durch Gott und mein Land« beantwortet hatte. Er wusste nicht, wie es dem Jesuiten letztendlich gelungen war, den Starrsinn des Iren zu brechen, aber er war froh darüber. Nun konnte die Gerechtigkeit ihren Lauf nehmen.
Als die Geschworenen vereidigt waren, wurde Breandán nach vorne gerufen. Als erster Zeuge der Krone trat der Leichenbeschauer John Turner auf. Er beschrieb die Wunde, die Sir John Deanes Tod verursacht hatte, und bestätigte, dass der Degen des Opfers die Mordwaffe war.
»Mr. Turner, konntet Ihr noch weitere Verletzungen an der Leiche feststellen?«, fragte Richter Trelawney, nachdem der Leichenbeschauer seinen Bericht beendet hatte.
»Nun, da war noch ein starker Bluterguss am Kinn des Opfers, Mylord.«
»Und was schließt Ihr daraus?«
»Sir John muss vor seinem Tod geschlagen worden sein.«
»Gab es sonst noch Spuren von Schlägen an seinem Körper?«
»Nein, Mylord, nur den Bluterguss am Kinn. Aber es war die Wunde in der Brust, die ihn tötete.«
»Ich danke Euch, Mr. Turner.« Sir Orlando wandte sich an den Angeklagten, der die Aussage des Leichenbeschauers aufmerksam verfolgt hatte. »Wünscht Ihr den Zeugen zu befragen? So habt Ihr jetzt die Gelegenheit dazu.«
»Nein, Mylord«, lehnte Breandán mit der gebotenen Höflichkeit ab. Jeremy hatte bei den Vorbereitungen für den Prozess mit Engelszungen auf ihn eingeredet, um ihn von der Notwendigkeit zu überzeugen, einen möglichst guten Eindruck auf die Geschworenen zu machen. Dazu gehörte vor allem ein friedliches Betragen.
Als nächster Zeuge wurde ein Wundarzt aufgerufen, der den Toten im Auftrag des Leichenbeschauers untersucht hatte und dessen Aussage bestätigte. Dann folgte der Konstabler, der als Erster am Fundort der Leiche eingetroffen war.
»Der Tote lag auf dem Bauch«, berichtete er. »Der Griff eines Degens ragte aus seinem Rücken hervor. Die Klinge hatte den ganzen Körper durchbohrt und steckte im Untergrund. Es gab eine große Blutlache.«
»Das Opfer war also von hinten erstochen worden, während es wehrlos auf dem Bauch lag?«, fragte der Lord Mayor in einem deutlichen Ton des Entsetzens.
»Ja, Mylord, zweifellos«, bestätigte der Konstabler.
Ein Raunen ging durch die Zuschauer. Ein Stich in den Rücken war so ziemlich das Feigste, was sie sich vorstellen konnten. Doch wenn das Opfer dabei noch hilflos auf dem Boden lag und
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