Die Richter des Königs (German Edition)
Moment verstreichen, bevor er fragte: »Wünscht Ihr, Zeugen zu Eurer Verteidigung aufzurufen, Angeklagter?«
Der Ire bejahte und bat Meister Ridgeway, vorzutreten. Alan bestätigte, dass er damals nach Breandáns Verurteilung eine Bürgschaft für ihn übernommen und ihn als Gehilfe in sein Haus aufgenommen habe. Er lobte seinen Fleiß und seine Ehrlichkeit und versicherte, dass McMahon ihm nie Anlass zu Ermahnungen gegeben habe. Er sei immer friedlich und umgänglich gewesen.
»Wusstet Ihr, dass Euer Gehilfe die Nächte in Lady St. Clairs Haus verbrachte?«, erkundigte sich der Recorder.
»Gewiss«, erwiderte Alan ungerührt. »Ich habe ihn ja selbst dorthin geschickt.«
»Tatsächlich? Aus welchem Grund?«
»Lady St. Clair stand kurz vor der Niederkunft. Sie wollte sich nicht allein auf eine Hebamme verlassen, sondern für den Notfall einen Wundarzt dabeihaben. Ich schickte Mr. McMahon zu ihr, damit er mich sofort holen konnte, wenn die Zeit gekommen war.«
»Wusstet Ihr, dass der Angeklagte und Mylady St. Clair eine Liebschaft eingegangen waren?«
»Ich ahnte es. Aber er hat nie ein Wort darüber verlauten lassen. Er achtet sie zu sehr, um sie in Verruf zu bringen.«
»Ihr haltet es also für denkbar, dass er den Ratsherrn nur deshalb angriff, weil dieser Lady St. Clair beleidigt hatte?«
»Ja. Mylord, würdet Ihr es zulassen, dass man Eure Wohltäterin schmäht, ohne ihre Ehre zu verteidigen? Ich bin sicher, es war ein ehrlicher Kampf, bei dem Mr. McMahon zudem noch im Nachteil war, aber bestimmt kein vorsätzlicher Mord.«
»Ich wäre geneigt, Euch zuzustimmen, Sir«, sagte Trelawney ernst, »wäre das Opfer nicht von hinten erstochen worden, in einer Position, in der es wehrlos war und keine Gefahr mehr darstellte.«
Bei diesen Worten des Richters verspürte Jeremy ein jähes Stechen in der Brust. Voller Enttäuschung musste er erkennen, dass Trelawney sich seine endgültige Meinung über den Fall gebildet hatte und dass er nichts tun würde, um den Angeklagten vor dem Galgen zu bewahren. Er hatte versprochen, ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, und dieses Versprechen gehalten – Breandán hatte während des Prozesses jede Gelegenheit bekommen, sich zu verteidigen. Das Urteil würde gerecht ausfallen, so wie Trelawney es sich wünschte. Er hatte keinen Grund, die Jury anzuweisen, einem Mörder gegenüber gnädig zu sein. Mit seiner letzten Bemerkung hatte er Jeremys winzige Hoffnung auf das mildere Urteil des Totschlags zunichte gemacht, indem er die Geschworenen daran erinnert hatte, dass das Opfer durch einen Angriff von hinten starb – demnach konnte es nur kaltblütiger Mord gewesen sein.
Die Jury zog sich zur Beratung zurück. Sie brauchte nur kurze Zeit, um ein Urteil zu fällen. Als sie zurückkehrte, war es im Gerichtshof totenstill. Jeder der Anwesenden hielt vor Spannung den Atem an. Der Gerichtsschreiber zählte die Geschworenen namentlich durch, bevor er sie fragte: »Seid Ihr zu einem einstimmigen Urteil gekommen?«
»Ja.«
»Wer soll für Euch sprechen?«
»Unser Obmann.«
»Brendan McMahon, hebe deine Hand. Seht Euch den Gefangenen an. Wie habt Ihr entschieden? Ist er des Kapitalverbrechens des Mordes, dessen er angeklagt ist, schuldig oder nicht schuldig?«
»Schuldig.«
Amoret, die sich während der Wartezeit mit den Fingernägeln die Handflächen zerkratzt hatte, biss sich auf die Lippen, um nicht aufzuschreien. Eisige Kälte breitete sich in ihr aus und lähmte sie. Sie sah Breandáns Gesicht schlagartig erbleichen. Seine Hände schlossen sich krampfhaft um die Gitterstäbe, die ihn von den Richtern und der Jury trennten, als versuche er, sich daran aufrecht zu halten.
Da der letzte Prozess dieser Sitzung nun verhandelt war, ging man sogleich zur Verkündung des Strafmaßes über. Alle Gefangenen, die eines Verbrechens für schuldig befunden worden waren, wurden vom Newgate herübergebracht und nacheinander an die Schranke gerufen. Breandán war einer der Letzten, der an die Reihe kam. Der Gerichtsschreiber forderte ihn ein weiteres Mal auf, die Hand zu heben, und gab dann das Urteil der Geschworenen wieder: »Du bist des Kapitalverbrechens des Mordes angeklagt und daraufhin vor Gericht gestellt worden, du hast dich dazu nicht schuldig bekannt, und für das Verfahren hast du dich Gott und deinem Land unterstellt, welches Land dich für schuldig befunden hat. Kannst du irgendeinen Grund angeben, weshalb das Gericht nicht die Todesstrafe über dich verhängen
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