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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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Ihr?«
    Alan trat an die Seite seines Freundes. »Das ist Dr. Fauconer. Er ist Arzt.«
    Sofort flackerte ein Ausdruck der Panik in den Augen des Richters auf. Er versuchte, abwehrend die Hände zu heben, was ihm aber nicht gelang. »Nein … ich flehe Euch an, lasst mich in Frieden sterben …«, hauchte er.
    Jeremy setzte sich auf die Bettkante und lächelte ihm beruhigend zu. »Habt Ihr es so eilig mit dem Sterben? Ihr versündigt Euch gegen Gott, wenn Ihr den Tod herbeisehnt.«
    »Ich weiß, dass ich sterbe …«
    »Nicht, wenn ich es verhindern kann!«, erwiderte Jeremy entschlossen. »Euer Herz ist stark. Ihr habt eine gute Chance, das Fieber zu überstehen. Aber Ihr müsst leben wollen!«, fügte er sanft hinzu.
    Trelawney sah verwundert zu ihm auf. Woher wusste dieser Mann, dass er jegliche Hoffnung verloren hatte, vor Tagen schon, weil er das Dasein nur noch als leidvoll empfand? Der Arzt hatte Recht. Er versündigte sich gegen Gott. Die Erkenntnis, dass diesem völlig Fremden daran lag, dass er den Tod besiegte, weckte einen letzten Rest Lebenswillen in ihm.
    »Ich sehe, Ihr habt es Euch anders überlegt«, bemerkte Jeremy freundlich. »Ich habe nicht vor, Euch zu quälen. Ihr braucht Ruhe und Pflege. Aber es ist unerlässlich, dass Ihr tut, was ich Euch sage.«
    »Ja«, willigte Trelawney mit einem schwachen Lächeln ein.
    Alan reichte Jeremy einen Becher mit Sauermilch, und dieser stützte den Kopf des Richters, damit er trinken konnte. Doch Trelawney zuckte instinktiv zurück. Der Priester erriet seine Gedanken.
    »Seid unbesorgt. Es ist kein Brechmittel. Es ist nur Milch. Sie wird Euch stärken.«
    Beruhigt öffnete Sir Orlando die Lippen, trank aber nur zögernd.
    »Ich weiß, das Schlucken bereitet Euch Schmerzen. Aber Ihr müsst trinken!«, ermunterte Jeremy ihn. »Und nun ruht Euch aus. Ihr braucht all Eure Kräfte.«
    Gegen Ende der zweiten Woche, an Sankt Bartholomäus, ließ das Fieber schließlich nach. Es sank sehr rasch ab, begleitet von starken Schweißausbrüchen. Die nervöse Unruhe des Kranken wich tiefem, entspanntem Schlaf, sein Puls verlangsamte sich, seine Haut wurde kühl und weich, und der Ausschlag verfärbte sich zu einem verwaschenen Gelb.
    »Er ist über den Berg«, stellte Jeremy befriedigt fest.
    Nun blieb nichts mehr zu tun, als den schweißüberströmten Körper regelmäßig zu trocknen, den Rücken und die Beine mit Essigwasser abzuwaschen und danach mit Salbe einzureiben, um ein Wundliegen zu verhindern, und ihn zum Essen und Trinken zu ermuntern. Trelawney war bis auf die Knochen abgemagert und wirkte wie ein Gespenst. Doch Jeremy prophezeite ihm, dass er rasch wieder zunehmen würde, vielleicht sogar mehr, als ihm lieb sei. Er verordnete ihm absolute Ruhe und erlaubte ihm nicht einmal, zum Wasserlassen aufzustehen, sondern wies ihn an, stattdessen Bettschüssel und Uringlas zu benutzen. Sir Orlando widersprach nicht, denn er war ohnehin zu schwach, um sich zu rühren.
    Tagelang hatte er kein anderes Bedürfnis als Schlafen und Essen. Jeremy hatte seine Pflege dem Kammerdiener überlassen, besuchte den Richter aber jeden Morgen, um seine Genesung zu beobachten. Nach dem erquickenden Schlaf waren auch Trelawneys geistige Kräfte zurückgekehrt, und er betrachtete neugierig das Gesicht des Mannes, der ihm den Lebenswillen zurückgegeben hatte.
    »Ich möchte Euch danken«, sagte er. »Ohne Euch wäre ich tot.«
    »Dankt nicht mir«, widersprach der Jesuit ernst. »Unser Leben liegt allein in Gottes Hand.«
    »Sagt mir, wie viel Euer Honorar beträgt. Ich werde dafür sorgen, dass es Euch ohne Verzögerung ausgezahlt wird.«
    Jeremy schüttelte leicht den Kopf. »Das kann ich nicht annehmen, Sir. Zahlt Meister Ridgeway, was ihm zusteht, ich habe ihm nur beratend zur Seite gestanden.«
    Trelawney sah sein Gegenüber verständnislos an. »Ich mag im Delirium gewesen sein, Dr. Fauconer, aber ich weiß genau, dass Ihr es wart, der mich pflegte. Ich habe überlebt, weil ich Vertrauen zu Euch hatte.«
    »Dennoch kann ich kein Geld annehmen, Mylord.«
    »Aber lasst mich Euch doch wenigstens den Engel zahlen.«
    Der Engel war eine Goldmünze, die von den gelehrten Ärzten als Mindesthonorar erhoben wurde.
    »Eure Hartnäckigkeit, meine Mühe zu entlohnen, ehrt Euch, Sir, aber ich besitze keine Lizenz der Königlichen Ärztekammer, um in London als Arzt zu praktizieren. Meine ungewöhnliche Behandlung Eurer Krankheit hat schon genug Aufsehen erregt. Dr. Hughes hat bei der

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