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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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geholfen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, der Betrunkene war kein anderer als Richter Trelawney. Der Mantel gehörte einem Fieberkranken und wurde ihm umgelegt, damit er sich ansteckte. Und jetzt weiß ich endlich, wer dafür verantwortlich ist.«
    Jeremy legte spontan die Hand auf Breandáns Stirn.
    »Du hast kein Fieber, wie ich sehe, obwohl du unten bei den anderen warst.«
    »Ich hatte vor sechs Jahren mal ein starkes Fieber, als ich im französischen Heer diente. Aber seitdem bin ich zum Glück immer gesund gewesen.«
    »Das könnte eine Erklärung sein. Ich habe schon oft gehört, wenn man dieses Fieber einmal überstanden hat, bekommt man es nicht wieder.«
    Alan drängte zum Aufbruch. Bevor Jeremy ihm folgte, drückte er Breandán noch einige Münzen in die Hand.
    »Damit kannst du dich über Wasser halten, mein Junge, bis ich wiederkomme.«

 Elftes Kapitel 
    A m folgenden Nachmittag machte sich Jeremy auf den Weg zum Inner Temple, einem der vier Inns of Court, in denen das Gemeine Recht gelehrt wurde.
    Der Jesuit betrat den Temple-Bezirk von der Fleet Street aus durch einen niedrigen Torbogen. In dem darüber liegenden Fachwerkhaus befand sich die Schenke »Zum Prinzenwappen«. Hier hoffte er, George Jeffreys zu finden. Der Student hatte ihm die Trinkstube als Treffpunkt genannt.
    Jeremy hatte Glück. Der junge Mann vergnügte sich mit einigen Kameraden beim Würfeln. Vor ihnen auf dem Tisch standen mehrere Krüge Ale, die sie bereits geleert hatten. Doch Jeffreys war keineswegs betrunken. Er erkannte den schwarz gekleideten Mann aus den Augenwinkeln und machte ihm ein Zeichen. Seinen Gewinn einstreichend, verabschiedete er sich von den anderen Studenten und folgte Jeremy aus dem verqualmten Inneren der Schankstube ins Freie.
    »Ich sehe es Eurem Gesicht an – Ihr habt eine Spur«, sagte Jeffreys grinsend.
    »So ist es. Lasst uns ein wenig herumspazieren, damit ich Euch ins Bild setzen kann.«
    Sie schlenderten die Middle Temple Lane entlang. Jeremy berichtete von seinem Besuch im Newgate und seinem Gespräch mit Breandán Mac Mathúna.
    »Ich möchte Euch bitten, mich nach Whitefriars zu begleiten, um den Einäugigen aufzuspüren.«
    »Ihr habt aber doch wohl nicht vor, waffenlos zu gehen, Sir!«, rief Jeffreys erstaunt. »Es wimmelt dort von diebischem Gesindel, das wisst Ihr doch.«
    »Ich verabscheue Waffen!«
    »Sehr unvernünftig. Wenn Ihr erlaubt, hole ich meinen Degen. Ich habe ihn in meinem Zimmer gelassen, weil ich heute Morgen in der Temple-Kirche war. Dort ist das Tragen von Waffen und Mänteln verboten.«
    Jeremy folgte dem Studenten vorbei an der Bibliothek und der großen Halle. Überall sah man das Abzeichen des Inner Temple, den Pegasus, über den Eingangsbögen der Gebäude in den Stein gemeißelt.
    In seinem Zimmer legte sich Jeffreys sein Degengehänge um und steckte noch eine Radschlosspistole ein. »Ich bin so weit. Gehen wir.«
    Whitefriars grenzte unmittelbar an den Temple-Bezirk. Bei seinem ersten Besuch hatte es den jungen Studenten aus reiner Neugier hierher gezogen. Er wollte sich die Strolche, die er eines Tages von der Richterbank herunter verurteilen würde, aus der Nähe ansehen. Inzwischen kannte er ein paar von ihnen recht gut und brachte sie mit klingender Münze zum Sprechen, wenn er Auskünfte brauchte.
    So war es auch diesmal. Gegen ein Bestechungsgeld erfuhren sie, wo Jack Einauge seinen Unterschlupf hatte. Das Haus gehörte einer Pfandleiherin, die hauptsächlich mit Diebesgut handelte. Da sie Jeffreys kannte, beantwortete sie bereitwillig seine Fragen.
    »Einauge sucht ihr? Da kommt ihr zu spät. Der arme Teufel ist vor zwei Wochen gestorben.«
    »Woran?«, fragte Jeremy sofort.
    »Ein starkes Fieber hat ihn dahingerafft. Er ist regelrecht verglüht. Hat wie irre geschrien.«
    »Kerkerfieber!«, bestätigte Jeremy. »Wisst Ihr, ob er in letzter Zeit Geld hatte?«
    »Ja, er konnte mir endlich die rückständige Miete bezahlen. Das war zu Sankt Oswald, soweit ich mich erinnere.«
    »Habt Ihr seine Sachen aufbewahrt?«
    »Wollte sie schon verkaufen, aber wenn Ihr sagt, dass es das Kerkerfieber war, werde ich sie wohl besser verbrennen.«
    »Dazu würde ich Euch unbedingt raten, Madam. Können wir sie sehen?«
    Jeremy legte ein Sechspencestück in die Hand der Pfandleiherin.
    »Dafür könnt Ihr sie sogar mitnehmen. Sind sowieso nur Lumpen! Jack war ein armer Tropf.«
    Sie führte ihre Besucher in einen Raum, in dem sich aller möglicher Plunder stapelte, und zeigte

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