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Die Riesen vom Ganymed

Die Riesen vom Ganymed

Titel: Die Riesen vom Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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Krieg? Kruste? Waffen? Ich kann dir nicht folgen.«
    »Mein Gott...« Hunt stöhnte. Er hielt inne, um sich eine Zigarette aus einem Päckchen auf dem Nachttisch zu fischen und sie anzuzünden. »Das Äußere eines Planeten ist kalt und hart – an der Nähe der Oberfläche. Das ist seine Kruste.«
    »Wie eine Haut?«
    »Ja, aber spröde... sie bricht leicht in Stücke.«
    »Ich verstehe.«
    »Wenn viele Leute in großen Gruppen kämpfen, nennt man das Krieg.«
    »Kämpfen?«
    »Zum Teufel... gewalttätige Handlungen zwischen einer Menschengruppe und einer anderen. Wenn man sich zum Töten zusammenschließt.«
    »Um was zu töten?«
    »Die andere Menschengruppe.«
    ZORAC vermittelte den unverkennbaren Eindruck von Verwirrtheit. Einen Augenblick lang schien die Maschine ihrem Mikrophon nicht recht zu trauen.
    »Lunarier schlossen sich zusammen, um andere Lunarier zu töten«, sagte sie leise und bedächtig, als sei sie darauf bedacht, nur nicht mißverstanden zu werden. »Taten sie das freiwillig?« Diese Wende in ihrem Gespräch hatte Hunt irgendwie unvorbereitet getroffen. Er begann sich unbehaglich zu fühlen, wurde gar ein wenig verwirrt, wie ein Kind, das fortwährend wegen einer Übertretung verhört wurde, die es lieber vergessen würde.
    »Ja.« Das war alles, was er herausbrachte.
    »Warum wollten sie so etwas tun?« Da war wieder der emotional gefärbte Tonfall, diesmal schwang unverhüllte Ungläubigkeit mit.
    »Sie kämpften, weil... weil...« Hunt rang nach Worten.
    Offenbar zeigte die Maschine diesen Dingen gegenüber nur Unverständnis. Welche Möglichkeiten gab es, die Leiden-schaften und komplexen Verhältnisse von Jahrtausenden menschlicher Geschichte in wenigen Sätzen auszudrücken?
    »Um sich zu schützen... um die eigene Gruppe vor anderen zu verteidigen...«
    »Vor anderen Gruppen, die sich zusammengetan hatten, um sie zu töten?«
    »Äh, die Angelegenheit ist sehr kompliziert... doch ja, man könnte es so ausdrücken.«
    »Dann bleibt logischerweise die gleiche Frage immer noch unbeantwortet – warum wollte die andere Gruppe solche Dinge tun?«
    »Wenn eine Gruppe eine andere wegen irgendeiner Angelegenheit in Ärger versetzt hatte... oder wenn zwei Gruppen den gleichen Gegenstand haben wollten, oder wenn eine Gruppe das Gebiet einer anderen wollte, vielleicht...
    manchmal wurde gekämpft, um Entscheidungen herbeizu-führen.« Was er da sagte, schien keine angemessene Erklärung darzustellen, mußte Hunt vor sich selbst eingestehen, aber besser konnte er es nun mal nicht. Für einen Augenblick lang trat Stille ein; es hatte den Anschein, als müßte sogar ZORAC angestrengt über dieses Problem nachdenken.
    »Hatten alle Lunarier Gehirnprobleme?« fragte er schließlich, nachdem er auf das geschlossen hatte, was er für den seiner Meinung nach wahrscheinlichsten üblichen Faktor hielt.
    »Naturgemäß handelte es sich um eine sehr gewalttätige Rasse, das nehmen wir zumindest an«, antwortete Hunt.
    »Aber zu ihrer Zeit sahen sie sich mit der Aussicht auf Ausrottung konfrontiert daß alle sterben würden. Minervas Oberfläche befand sich vor fünfzigtausend Jahren im Zustand völliger Vereisung. Sie wollten auf einen wärmeren Planeten übersiedeln. Wir nehmen an, daß sie zur Erde wollten. Aber es gab viele Lunarier, wenige Hilfsmittel und wenig Zeit. Die Lage bereitete ihnen Angst und reizte sie...
    und sie kämpften.«
    »Sie brachten sich gegenseitig um, um sich vor dem Tod zu schützen? Sie zerstörten Minerva, um den Planeten vor dem Zufrieren zu bewahren?«
    »Sie beabsichtigten es nicht«, sagte Hunt erneut.
    »Was beabsichtigten sie dann?«
    »Ich vermute, sie planten, daß die nach dem Krieg üb-riggebliebene Gruppe zur Erde fliegen würde.«
    »Warum konnten nicht alle Gruppen fliegen? Der Krieg muß Energien verbraucht haben, die viel besser für andere Dinge verwendet worden wären. Alle Lunarier hätten gemeinsam ihr Wissen einsetzen können. Sie wollten leben, aber sie arbeiteten konsequent auf ihre Selbstvernichtung hin. Sie hatten Gehirnprobleme.« ZORACs letzter Satz war in bestimmtem Ton artikuliert.
    »Aber bei alledem handelte es sich nicht um eine Sache, die sie willentlich vorbereitet hatten. Sie wurden von Gefühlen angetrieben. Wenn Menschen starke Gefühlsregungen haben, handeln sie nicht immer logisch konsequent.«

    »Menschen... Erdenmenschen...? Die Menschen von der Erde haben auch starke Gefühlsregungen, die sie zum Kampf antreiben, so wie bei den

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