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Die Riesen vom Ganymed

Die Riesen vom Ganymed

Titel: Die Riesen vom Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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Griff bekommen.«
    »Und das ist das Unglaublichste von allem«, sagte Shilohin und nahm Hunts Bemerkung sofort auf. »Die Sache, von der wir glaubten, daß sie Ihnen auf dem Weg zum Fortschritt wie eine unüberwindbare Barriere im Weg stünde, hat sich als Ihr größter Vorteil herausgestellt.«
    »Wie meinen Sie das?«

    »Die Aggressivität, die Zielstrebigkeit – das Aufbäumen gegen jede Form von Niederlage. All das ist tief in Ihrem Charakter als Erdbewohner verwurzelt. Es ist ein Überbleibsel Ihrer Anfänge, modifiziert, verfeinert, angepaßt.
    Aber dort kommt es her. Sie sehen das vielleicht nicht so, aber wir sind dazu in der Lage. Wir sind davon überrascht.
    Versuchen Sie sich vorzustellen, daß wir niemals so etwas gesehen oder uns vorgestellt haben.«
    »Danchekker sagte etwas in dieser Art«, murmelte Hunt, aber Shilohin hatte ihn offenbar nicht gehört und fuhr weiter fort.
    »Wir vermeiden aufgrund unserer Herkunft instinktiv jede Art von Gefahr... wir suchen sie zumindest nicht freiwillig. Wir sind ein vorsichtiges Volk. Aber Erdbewohner...! Sie erklimmen Berge, segeln allein in winzigen Schiffen um den Erdball, springen zum Vergnügen aus einem Flugzeug! Alle Ihre Spiele simulieren den Kampf. Die Sache, die Sie ›Geschäft‹ nennen, wiederholt den Überlebenskampf Ihres evolutionären Systems und die Gier nach Macht, Ihre Kriege, Ihre ›Politik‹ beruht darauf, Kraft mit Kraft zu begegnen und Stärke mit Stärke auszugleichen.«
    Sie hielt einen Augenblick lang inne und fuhr dann fort.
    »So etwas ist für Ganymeder vollkommen neuartig. Die Vorstellung einer Rasse, die sich tatsächlich erhebt und Drohungen trotzig entgegentritt, ist... unglaublich. Wir haben weite Bereiche der Geschichte Ihres Planeten studiert.
    Vieles versetzt uns in Furcht und Schrecken, einige von uns sehen jedoch auch unter der oberflächlichen Geschichte der Ereignisse ein reges Treiben. Die Schwierigkeiten, gegen die der Mensch anzukämpfen hatte, sind be-
    ängstigend, aber die Art und Weise, wie er sich stets gegen sie gewehrt hat und immer letztendlich gegen sie gewonnen hat, hat, wie ich gestehen muß, etwas seltsam Erhabenes an sich.«
    »Aber warum ist das so?« fragte Hunt. »Warum meinen die Ganymeder, daß wir einen einmaligen Vorteil besitzen, da sie doch aus einer so völlig anderen Umgebung kommen? Sie haben das gleiche erreicht... und mehr.«
    »Wegen der Zeit, die Sie dazu benötigt haben«, sagte sie.
    »Zeit?«
    »Die Geschwindigkeit Ihrer Entwicklung. Sie ist erstaunlich. Haben die Erdbewohner das nicht bemerkt?
    Nein, ich glaube, es gibt keinen Grund, warum sie das bemerkt haben sollten.« Sie blickte ihn erneut an und einen Augenblick lang schien sie gedankenabwesend zu sein.
    »Wann gelang es den Menschen, den Dampf zu zähmen?
    Sie benötigten weniger als siebzig Jahre, um sich aus den Anfängen der Fliegerei heraus auf den Mond zu begeben.
    Zwanzig Jahre, nachdem Sie Transistoren erfunden hatten, wurde Ihre halbe Welt von Computern gelenkt.«
    »Ist das im Vergleich zu Minerva schnell?«
    »Schnell! Es ist ein Wunder! Es läßt unsere eigene Entwicklung entsetzlich unbedeutend erscheinen. Und Sie schreiten immer schneller voran! Das kommt daher, weil Sie der Natur mit der gleichen angeborenen Aggressivität begegnen, die Sie allem entgegenschleudern, was sich in Ihren Weg stellt. Sie hacken einander nicht mehr gegenseitig in Stücke oder zerbomben ganze Städte, aber in Ihren Wissenschaftlern, Ingenieuren... Ihren Geschäftsleuten und Ihren Politikern herrscht immer noch der gleiche Instinkt.
    Alle lieben sie einen harten Kampf. Sie gedeihen damit.

    Darin besteht der Unterschied zu uns. Der Ganymeder lernt, um zu wissen, und findet nebenbei heraus, daß er damit Probleme löst. Der Erdbewohner nimmt sich ein Problem vor und ist der Meinung, daß er etwas gelernt hat, wenn das Problem gelöst ist, aber es kommt ihm auf den Kick an, den er beim Kämpfen und Gewinnen erlebt. Garuth faßte das gestern sehr gut zusammen, als ich mich mit ihm unterhielt. Ich fragte ihn, ob er der Meinung sei, daß irgendeiner der Erdbewohner tatsächlich an den Gott glaube, von dem sie reden. Wissen Sie, was er sagte?«
    »Na was?«
    »›Das werden sie, sobald sie ihn gemacht haben.‹«
    Hunt konnte sich ein Grinsen über Garuths Verwirrung, die zugleich ein Kompliment darstellte, nicht verkneifen.
    Er war eben im Begriff zu antworten, als sich ZORAC mit seiner eigenen Stimme meldete: »Entschuldigung,

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