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Die Riesen vom Ganymed

Die Riesen vom Ganymed

Titel: Die Riesen vom Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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gegenüber Unfällen, die von Selbstvergiftung herrührte, als ein schwerwiegendes Handikap.« Danchekker hielt einen Finger hoch und zeigte einen kleinen, selbstkle-benden Pflasterstreifen, der um seinen zweiten Gelenk-knoten lag. »Ich ritzte mich gestern mit einem Skalpell«, erklärte er. »Wäre ich einer dieser frühen Ganymeder gewesen, so hätte mich der Tod höchstwahrscheinlich innerhalb einer Stunde dahingerafft.«
    »Na schön, dieser Punkt ist geklärt«, räumte Hunt ein.
    »Aber was konnten sie dagegen unternehmen?«
    »Irgendwann im Verlauf der Zeit, die ich soeben beschrieb – den frühen Anfängen der Zivilisation –, entdeckten die Ahnen, daß die Giftstoffe im sekundären System neutralisiert werden konnten, wenn man der Nahrung gewisse Pflanzen und Schimmelpilze beigab. Man entdeckte dies durch Beobachtungen an Tieren, deren Immunität gegenüber Verletzungen, die den sicheren Tod zur Folge gehabt hätten, wohlbekannt war. Dieser einfache Schritt stellt vermutlich ihren entscheidendsten einzelnen Sprung nach vorn dar. Im Verbund mit ihrer Intelligenz sicherte dies praktisch die Vorherrschaft über alle minervischen Lebensformen. Beispielsweise wurde ihnen so der gesamte Bereich der medizinischen Wissenschaften eröffnet. Mit der Beherrschung des Selbstvergiftungsmechanismus wurde die Chirurgie möglich.
    In einem späteren Stadium ihrer Geschichte entwickelte man eine einfache chirurgische Methode der permanenten Neutralisierung des sekundären Systems, ohne daß man sich noch auf einzugebende Mittel verlassen brauchte. Sie wurde in Form einer Standardprozedur an jedem Ganymeder kurz nach seiner Geburt vollzogen. Noch später dann, nachdem sie unseren Entwicklungsstand überflügelt hatten, isolierten sie das Gen, welches für die Bildung des sekundären Systems in einem Fötus verantwortlich war, und rotteten es gänzlich aus. Sie züchteten sich dieses Merkmal förmlich weg. Keiner der Ganymeder, die wir getroffen haben, wurde überhaupt noch mit einem Sekundärsystem geboren, und ebenso verhielt es sich mit etlichen Generationen davor. Eine ziemlich elegante Lösung, meinen Sie nicht auch?«
    »Unglaublich«, stimmte ihm Hunt zu. »Ich hatte niemals die Gelegenheit, mit einem von ihnen diese Sache zu bere-den... zumindest noch nicht bis jetzt.«
    »Oh ja.« Danchekker nickte. »Sie waren ausgesprochen erfahrene genetische Experten, unsere ganymedischen Freunde... sehr erfahren.«
    Hunt dachte einen Moment lang nach und schnalzte dann in jähem Verstehen mit den Fingern.
    »Aber natürlich«, sagte er. »Indem sie das taten, legten sie zugleich ihre Widerstandskraft gegenüber dem CO2
    ab.«
    »Ganz genau, Vic. Alle übrigen Tiere auf Minerva be-hielten die hohe natürliche Toleranz bei. Nur bei den Ganymedern verhielt es sich anders. Sie opferten sie im Tausch mit der Resistenz gegen Unfälle.«
    »Aber ich sehe nicht, wie das ging«, sagte Hunt und runzelte erneut die Stirn. »Das heißt, ich kann wohl verstehen, wie sie das hinkriegten, aber ich sehe nicht, wie sie damit leben konnten. Sie brauchten die Toleranz gegenüber dem CO2, sonst hätten sie es ja nicht ausscheiden können. Sie müssen das auch gewußt haben. Sie waren gewiß nicht dumm.«
    Danchekker nickte, als wisse er bereits, was Hunt sagen würde.
    »Es war damals wohl nicht so auffällig«, sagte er. »Sehen Sie, die Zusammensetzung der minervischen Atmosphäre veränderte sich im Verlauf der Zeitalter ebensosehr wie die der Erde. Auf Grundlage vielfältiger Untersuchungen fanden die Ganymeder heraus, daß zur Zeit des ersten Erscheinens von Landbewohnern die vulkanische Aktivität ihren Gipfelpunkt erreicht hatte und der Kohlendioxidanteil sehr hoch war – deshalb entwickelten die ersten Spezies naturgemäß eine hohe Resistenz. Aber im Laufe der Zeit verringerte sich der Anteil fortschreitend und schien sich zur Zeit der Ganymeder stabilisiert zu haben. Das veranlaßte sie, ihren Toleranzmechanismus als ein uraltes Relikt vergangener Tage anzusehen, und ihre Versuche zeigten, daß sie ohne ihn auskommen konnten. Der entstandene Spielraum war gering – gemessen an unseren Maßstäben war der CO2-Gehalt immer noch hoch –, aber sie kamen zurecht. Daher beschlossen sie, sich des Mechanismus auf immer zu entledigen.«
    »Ah, aber dann stieg der CO2-Gehalt wieder an«, vermutete Hunt.
    »Plötzlich und katastrophal«, bestätigte Danchekker.
    »Zumindest gemessen an geologischen Zeiträumen. Man befand sich in keiner

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