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Die Riesen von Ganymed

Die Riesen von Ganymed

Titel: Die Riesen von Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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Ganymeder entdeckt worden waren, hatte sich die Vorstellung zutiefst bewahrheitet, daß neben der menschlichen auch noch andere Rassen über fortgeschrittene Technologien verfügten. Aber in diesem Falle handelte es sich um etwas anderes. Kaum fünf Meilen entfernt befand sich kein Überbleibsel aus einem vergangenen Zeitalter oder ein uraltes Wrack, sondern ein funktionierender Flugkörper, der mit bestimmten Absichten von einer anderen Welt gekommen war. Er stand hier und jetzt unter der Kontrolle und Leitung irgendeiner intelligenten Lebensform; mit sicherer Hand und ohne Umschweife war er auf seine gegenwärtige Umlaufbahn manövriert worden und hatte ohne Zögern auf die Signale der J5 geantwortet. Ganz gleich, ob er über eine Besatzung verfügte oder nicht – zum ersten Mal hatte ein Kontakt zwischen dem modernen Menschen und einer extraterrestrischen Intelligenz im Verlauf der Ereignisse stattgefunden. Dieser Augenblick war einzigartig; wie auch immer sich die Geschichte weiterentwickeln würde, er konnte niemals wiederholt werden.
    Shannon stand mitten auf der Brücke und starrte auf den Hauptschirm. Neben ihm stand Hayter und hatte seinen Blick auf die Zahlenkolumnen und andere Projektionen gerichtet, die unterhalb des Hauptschirms auf einer Reihe von zusätzlichen Videoschirmen übertragen wurden. Einer davon gab den Blick auf Gordon Storrel frei, den Stellvertretenden Direktor des Unternehmens, der sich in der Notkommandozentrale mit einem eigenen Stab an Offizieren bereithielt. Der zur Erde gefunkte Bericht mit allen Einzelheiten des Vorfalles befand sich noch auf dem Weg.
    »Die Analysatoren haben soeben einen weiteren Bestandteil festgestellt«, rief der Kommunikationsoffizier von seinem Posten an einer Seite der Brücke herüber. Dann verkündete er, daß sich die Beschaffenheit der Signale verändert hätte, die von dem fremden Schiff aufgefangen wurden. »Dichte Strahlenbündelung, die kurzen Radarwellen ähnelt. Leitstrahlfrequenz zweiundzwanzig Komma vierunddreißig Gigahertz. Ohne Modulation.«
    Eine weitere Minute oder mehr schlich endlos dahin. Dann ertönte wieder eine Stimme: »Erneuter Radarkontakt. Kleineres Objekt hat sich von fremdem Schiff gelöst. Nähert sich J5 . Mutterschiff behält Position bei.«
    Eine Woge des Aufruhrs, die man eher fühlen als konkret wahrnehmen konnte, ergoß sich über die Beobachter auf der Brücke. Falls es sich bei dem Objekt um ein Projektil handelte, war kaum etwas zu machen; das nächste Schiff, das die Abwehrfunktion eines Rammbockes übernehmen könnte, befand sich fünfzig Meilen entfernt und würde selbst bei maximaler Beschleunigung eine halbe Minute bis zur Kollision benötigen. Captain Hayter blieb keine Zeit für arithmetische Kalkulationen.
    » Rammschiff Eins abfeuern und angreifen lassen«, schnarrte er.
    Nach einer Sekunde traf die Ausführungsbestätigung ein. » Rammschiff Eins abgefeuert. Kurs auf Ziel.«
    Schweißperlen erschienen auf den Gesichtern der Männer, die auf die Schirme starrten. Der Hauptschirm hatte das Objekt noch nicht klar im Bild, aber einer der Zusatzvideos zeigte ein Diagramm der beiden großen Schiffe, deren Distanz von einem kleinen, sich jedoch eindeutig nähernden Lichtpunkt allmählich überbrückt wurde.
    »Die Radarpeilungen melden eine kontinuierliche Annäherung bei einer Geschwindigkeit von neunzig Fuß pro Sekunde.«
    » Rammschiff Eins holt auf. Aufprall in fünfundzwanzig Sekunden.«
    Shannon benetzte seine spröden Lippen, während er auf die Datenangaben auf den Schirmen starrte und den Strom der Informationen verdaute. Hayter hatte genau richtig gehandelt und die Sicherheit des Schiffes allen anderen Überlegungen vorangestellt. Was nun zu tun war, lag einzig und allein im Ermessen des Direktors.
    »Dreißig Meilen. Aufprall in fünfzehn Sekunden.«
    »Fremdes Objekt hält Kurs und Geschwindigkeit unverändert.«
    »Das ist kein Geschoß«, sagte Shannon endgültig und mit Nachdruck. »Captain, den Kollisionskurs des Rammschiffes abblasen.«
    » Rammschiff Eins abdrehen«, befahl Hayter.
    » Rammschiff Eins hat Kurs verändert und dreht ab.«
    Tiefes Aufatmen und plötzliches Entkrampfen der Körperhaltungen zeigte das Nachlassen der aufgebauten Spannung an. Die Vega, die aus dem Tiefenraum angejagt kam, vollführte eine flache Drehung, durch welche sie in einer Entfernung von zwanzig Meilen an dem fremden Objekt vorbeiflog. Sie verschwand wieder in der unendlichen kosmischen Weite, die sich wie eine

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