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Die Riesen von Ganymed

Die Riesen von Ganymed

Titel: Die Riesen von Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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der Weite des Raumes überwältigt, ein Eindruck, der im Inneren des Busses nicht vermittelt worden war; es war, als ob man plötzlich aus dem Seitenflügel einer Kathedrale hinaus ins Mittelschiff trat.
    Nicht, daß er sich inmitten eines riesigen, unbenutzten Areals befunden hätte – schließlich handelte es sich ja um ein Raumschiff – aber hinter dem Heckteil des Tochterschiffes der Shapieron , das sich wie eine ausladende metallische geometrische Skulptur über ihren Köpfen ausnahm, verschmolz die Linienführung der Andockanlage im Hintergrund miteinander und verhalf diesem Wunder der Raumfahrt, in dem sie nun standen, zu der ihr angemessenen Größe.
    Dies waren jedoch lediglich flüchtige Gefühle, die in der hintersten Ecke des Empfindungsvermögens von Hunt aufblitzten. In seiner Gegenwart vollzog sich Geschichte: Das erste unmittelbare Zusammentreffen zwischen dem Menschen und einer intelligenten fremden Lebensform fand statt. Storrel und die beiden Offiziere waren einen Schritt vor die übrigen Mitglieder der Gruppe getreten, die sich in Reih und Glied aufgestellt hatten; nur wenige Schritte entfernt, von Angesicht zu Angesicht mit Storrel, stand eine Gestalt, offenbar der Leiter des Empfangskomitees der Ganymeder und hinter ihm hatten sich seine Gefährten versammelt.
    Ihre Haut war von hellgrauer Färbung und erschien etwas rauh im Vergleich zu der der Menschen. Alle fünf verfügten über dichtes Haupthaar, das ihnen bis auf die Schultern wucherte, ihre Gesichter trugen jedoch keine Anzeichen von Bartbehaarung. Drei der Ganymeder, unter ihnen der Leiter, hatten tiefschwarzes Haar; ein weiterer besaß graues, fast weißes Haar, während das des fünften von dunklem Kupferton war und die leicht rötliche Färbung seines Gesichtes betonte.
    Ihre Kleidung war in den unterschiedlichsten Farben gehalten und verfügte mit Ausnahme eines gewissen Grundmusters über keinerlei Gemeinsamkeiten. Dieser von allen getragene Bekleidungstyp bestand aus einem einfachen, weiten hemdartigen Oberteil, das zusammen mit schlichten Hosen getragen wurde, die an den Knöcheln mit einem Band zusammengebunden waren; nichts an den Ganymedern erinnerte auch nur im entfernten an eine Uniform. Allesamt trugen sie glänzende Stiefel mit dicken Sohlen, wiederum in unterschiedlichen Farben, und einige hatten zierliche Gürtel um ihre Hüften. An der Stirn eines jeden prunkte ein schmales goldenes Band, an dem etwas befestigt war, das wie ein scheibenförmiger Edelstein aussah, und an einem metallartigen Reifen um das Handgelenk jedes Ganymeders befand sich ein flaches silbernes Kästchen, das von weitem einem Zigarettenetui nicht unähnlich sah. Ihr Anführer unterschied sich durch sein Aussehen in nichts von den anderen.
    Einige bedeutungsschwere Augenblicke lang standen sich die beiden Gruppen schweigend gegenüber. Im Türrahmen hinter den Menschen von der Erde stand der Copilot des Busses und nahm mit einer Handkamera die Szenerie für die Nachwelt auf. Schließlich trat der Anführer der Ganymeder einen Schritt vor und vollführte die gleiche Neigung mit dem Kopf, die man bereits zuvor auf dem Schirm an Bord der Jupiter Fünf hatte beobachten können. Bedacht darauf, nichts zu unternehmen, was unfreiwilligen Grund zu einer Beleidigung Anlaß bieten könnte, erwiderte Storrel darauf mit zackigem, vorschriftsmäßigem UNWO-Salut. Zum Entzücken der Erdenmenschen taten es ihm alle fünf Ganymeder sofort nach, obwohl dies mit einer Spur von Unsicherheit und einer mangelnden Koordination vorgenommen wurde, die einem Ausbildungssergeanten der UNWO die Tränendrüsen strapaziert hätte.
    Langsam und stockend sprach der Anführer der Ganymeder. »Ich bin Mel-thur. Guten Tag.«
    Diese einfache Aussage würde in die Annalen der Geschichte eingehen. Später wurde sie zu einem weitverbreiteten Scherz, über den Ganymeder wie Erdbewohner gleichermaßen lachten. Die Stimme klang tief und rauh, völlig anders als die des Übersetzers, der zuvor über den Schirm im Ei gesprochen hatte; dessen Stimme hatte in ihrer Diktion und sogar in ihrem Akzent makellos geklungen. Offenbar handelte es sich nicht um den Übersetzer, der Umstand, daß sich der Anführer der Gruppe der Mühe unterzogen hatte, seine eröffnenden Worte in der Muttersprache seiner Besucher zu artikulieren, konnte die Freundlichkeit der Begrüßung nur verstärken.
    Melthur fuhr mit einer kurzen Ansprache fort, die jedoch in seiner Muttersprache gehalten war, und die Besucher

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