Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Riesen von Ganymed

Die Riesen von Ganymed

Titel: Die Riesen von Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
Vom Netzwerk:
später dann.«
    »Machen Sie’s gut, Vic.«
    Als er auf die Tür zuging, erkannte Hunt, daß sich Pithead merkwürdig ausnahm, wenn kein einziger Ganymeder in Sicht war. Es war schon merkwürdig, dachte er, daß jeder einzelne von ihnen an diesem Testflug teilnehmen mußte. Aber … darüber gab es für Erdbewohner nichts nachzugrübeln. Er bemerkte außerdem, daß er sich erst daran gewöhnen mußte, daß ZORAC nicht zur Verfügung stand. Unbewußt hatte er sich daran gewöhnt, mit anderen zu kommunizieren und die Maschine um Rat zu fragen, ganz gleich, zu welcher Zeit und Stunde oder wo auch immer er sich gerade aufhielt. ZORAC war zu einem Führer, Mentor, Tutor und Ratgeber in einer Person geworden – ein allwissender und überall anwesender Begleiter. Hunt fühlte sich ohne ihn plötzlich sehr einsam und isoliert. Die Ganymeder hätten wohl spezielle Übertragungsgeräte auf Ganymed zurücklassen können, mit deren Hilfe man eine Verbindung zu ZORAC hätte herstellen können, aber der wechselseitige Zeitverzögerungseffekt, der durch die Geschwindigkeit der Shapieron hervorgerufen wurde, ganz zu schweigen von der riesigen Entfernung, die bei dem Flug zurückgelegt wurde, hätte bald jedwede Form vernünftiger Kommunikation unmöglich gemacht. Es würde eine lange Woche werden, gestand er sich heimlich ein.
     
    Hunt fand Danchekker in seinem Labor, wo er mit seinen minervischen Pflanzen beschäftigt war, die mittlerweile in jeder Ecke des Raumes wuchsen und die offenbar kurz vor einer Invasion des Außenflurs standen. Der Gegenstand, den der Professor diskutieren wollte, bezog sich auf die Theorie, die er gemeinsam mit Hunt aufgestellt hatte, bevor die Ganymeder eingetroffen waren, und die sich auf die allen minervischen Landarten inhärente geringe Toleranz gegenüber atmosphärischem Kohlendioxid bezog. Diese Theorie besagte, daß diese Eigenschaft zusammen mit dem grundlegenden System des chemischen Metabolismus von einem sehr frühen gemeinsamen Meeresvorfahren ererbt worden war. Nachdem er die Angelegenheit lang und breit mit verschiedenen ganymedischen Wissenschaftlern mit Hilfe von ZORAC erörtert hatte, wußte Danchekker mittlerweile, daß diese Theorie falsch war.
    »Als schließlich Landlebewesen auf Minerva auftauchten, entwickelten sie eine sehr wirksame Methode, um mit dem hohen Kohlendioxidanteil des Planeten zurechtzukommen. Die Art und Weise, wie ihnen das gelang, ist, im nachhinein betrachtet, sehr offenkundig und sehr einfach.« Danchekker unterbrach sein Herumwühlen im Blätterwald für einen Augenblick und wandte halbwegs seinen Kopf, um Hunt Zeit zum Nachdenken über seine Aussage zu lassen. Hunt, der sich nachlässig auf einen der Hocker gefläzt hatte und sich mit einem Ellenbogen auf der Kante der Bank neben ihm aufgestützt hatte, schwieg und wartete ab.
    »Sie entwickelten ihr zweites Zirkulationssystem, um den Überschuß abzubauen«, informierte ihn Danchekker. »Ein System, das ursprünglich zur Entfernung von toxischen Stoffen vorgesehen war. Es gab einen voll verwendungsfähigen Mechanismus, der für die Aufgabe wie geschaffen war.«
    Hunt ließ sich dies durch den Kopf gehen und rieb sich gedankenvoll das Kinn.
    »Aha …« sagte er nach einer Weile. »Diese Idee, die wir entwickelten – daß sie das Merkmal einer geringen Toleranz erbten –, ist also weg vom Fenster … alles Geschwafel, wie?«
    »Geschwafel.«
    »Und dieses Charakteristikum hielt sich, nicht wahr? Also, alle Spezies, die später auftauchten, erbten den Mechanismus … sie waren allesamt ihrer Umgebung bestens angepaßt?«
    »Ja. Sie entsprachen ihr vollständig.«
    »Dann ist mir eine Sache aber noch unklar«, sagte Hunt und runzelte die Stirn. »Wenn das, was Sie gesagt haben, stimmt, dann müßten auch die Ganymeder eine adäquate Resistenz entwickelt haben. Wenn das der Fall wäre, hätten sie sich jedoch nicht mit ihrem CO 2 -Problem herumschlagen müssen. Aber sie sagten ja selbst, daß sie entsprechende Schwierigkeiten hatten. Wie kommt das aber dann?«
    Danchekker drehte sich zu ihm herum und sah ihn an. Dabei wischte er die Handflächen vorn an seinem Laborkittel ab. Seine Augen blitzten hinter seinen Brillengläsern, und er entblößte seine Zähne.
    »Sie haben ihn geerbt – den Widerstandsmechanismus. Auch sie hatten ein Problem. Aber sehen Sie, das Problem war nicht natürlicher, sondern künstlicher Art. Sie haben es sich selbst eingebrockt, viel später im Verlauf ihrer

Weitere Kostenlose Bücher