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Die Riesin Arachna

Die Riesin Arachna

Titel: Die Riesin Arachna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurij Kusnezow
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viel mehr schuften. Tag und Nacht. Ich habe genügend Mittel, euch die Mätzchen auszutreiben. Es wäre doch gelacht, wenn ich euch nicht zwingen könnte, meine Befehle auszuführen!«
    »Nach Hause, auf dem schnellsten Weg nach Hause!« knurrte Karena ungeduldig und versetzte dem Teppich sogar einen Tritt. Sie konnte es nicht erwarten, wieder ins Schloß zu kommen, wo sich in einem kleinen Geheimversteck ihr berühmtes Buch befand. Darin waren Hunderte von Beschwörungsformeln aufgeschrieben, mit deren Hilfe sie sich die bösen Geister unterwarf und auf die sie jetzt all ihre Hoffnung setzte.
    Der Teppich brachte Karena sicher nach Hause zurück. Nachdem er vor der Schwelle den Staub abgeschüttelt hatte, der ihm unterwegs zugeflogen war, sauste er, geschickt manövrierend, durch alle Etagen und Flure. Sich an besonders engen Stellen fast zu einem Rohr formend, landete er schließlich an seinem gewohnten Platz vor dem Bett.
    Das kalte, unaufgeräumte Schlafzimmer wirkte niederdrückend auf Karena, so daß sie plötzlich das Gefühl hatte, die nächsten Jahrtausende einsam und allein, ohne die Diener und sogar ohne ihre Tochter, in diesem menschenleeren, unbehaglichen Schloß zubringen zu müssen.
    Doch dann fegte sie diesen düsteren Gedanken weg und stürzte in die Zimmerecke, wo sich unter einer der fest verfugten Bodenplatten ihr Geheimfach befand. Sie drückte auf einen Knopf, von dem sie annahm, daß er nur ihr bekannt war. Die Platte, von einer Feder bewegt, glitt zur Seite und gab den Blick auf eine Vertiefung frei.
    Dort allerdings blühte ihr eine neue Überraschung. Auf einem Seidenkissen lag – nicht etwa das erwartete Buch, sondern lediglich ein kleiner Zettel, ein lumpiges Stück Papier, das die Taureker ihrer Herrin Karena als Botschaft zugedacht hatten.
    »Verdammt!« heulte die Hexe auf und stampfte in ohnmächtiger Wut mit den Füßen. »Sie haben mein Buch gestohlen! Diebe! Räuber! Banditen!«
    In ihrem Zorn zerknüllte sie den Zettel, wollte ihn zum Fenster hinauswerfen. Doch es war zu, und so blieb das Papier auf dem Fensterbrett liegen.
    Karena ließ sich schwer auf den Vorleger plumpsen. Der Teppich jedoch fing sie federnd ab und legte sie behutsam aufs Bett. Da krallte sie sich mit aller Kraft an ihm fest, als könnte auch er plötzlich verschwinden.
    »Ein Glück, daß diese hinterhältigen Zwerge nur das Buch und nicht auch noch dich gestohlen haben«, sagte die Riesin und sprach zum erstenmal in einem freundlichen Ton mit ihrem treuen Teppich.
    Allmählich kam sie zur Ruhe.
    »Na schön«, sagte sie nach einer Weile, »wenn die Zwerge den Krieg wollen, sollen sie ihn haben. Ich bin auch ohne das Buch stark genug, mit diesen Wichten fertig zu werden. Schließlich besitze ich noch eine Geheimwaffe. Es wird Zeit, daß ich sie ausprobiere.«
    Sie zog sich mit einiger Mühe an, stärkte sich recht und schlecht mit den Essensresten, die sie noch vom Vorabend an ihrem Bett fand. Sie nahm aus dem Krug zum Händewaschen einen Schluck kaltes Wasser und machte sich daran, einen Schlachtplan zu entwerfen.

KARENAS RACHE
    Im Krieg ist es immer günstig, die Pläne des Gegners zu kennen. Karena erinnerte sich, die Botschaft der Zwerge weggeworfen zu haben, deshalb ging sie zum Fenster, um nach dem Zettel zu suchen. Sie entdeckte das zusammengeknüllte Papier, entfaltete es und las:
    HOCHVEREHRTE HERRIN!
    Noch nie in der Geschichte der Taureker haben wir aufbegehrt, doch heute wenden wir uns mit einer dringlichen Bitte an Euch. Was wir wünschen, ist nichts weiter, als daß Ihr uns so behandelt, wie es ehrliche und fleißige Leute verdienen. Es steht Euch nicht zu, uns wegen jedes noch so kleinen Vergehens oder einfach nach Eurem Belieben in die Staubschlucht zu werfen. Wir sind zwar klein von Wuchs, aber dennoch lebendige Menschen, die Gerechtigkeit verlangen! Dies ist unsere erste und letzte Bitte. Solltet Ihr dem Wunsch nicht nachkommen, werden die Mühlräder fortan stillstehen.
    Wir hoffen, daß Ihr uns diese Güte gewährt, und schwören zum Dank dafür, Euch und Euren Nachfahren bis ins siebente Glied zu dienen! Doch erwarten auch wir, daß Ihr schwört, für immer Wort zu halten. Und zwar mit dem Großen Riesenschwur.
    Voller Achtung verbleiben
    Kastao, Ältester der Tau
    Antreno, Ältester der Reker
    Arkado, Schloßjäger.
    »Das wäre ja noch schöner!« rief die Riesin, nachdem sie die über alle Maßen ehrerbietige Botschaft zur Kenntnis genommen hatte. »Ihr wißt ja gar nicht, was ihr von

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