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Die Riesin Arachna

Die Riesin Arachna

Titel: Die Riesin Arachna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurij Kusnezow
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mir verlangt. Wie kann ich mir denn gewiß sein, daß ihr die Mühlräder dreht, wenn ich euch nicht bestrafe! Die aber müssen sich bewegen, sonst hat meine Herrschaft keinen Bestand.«
    Gleich darauf begann sie giftig und höhnisch zu lachen. Den Großen Riesenschwur verlangen diese eingebildeten Taureker! Na ja, immerhin hab ich es geschafft, sie so zu zähmen, daß sie vor mir zittern. Sie haben es nicht einmal gewagt, mir ihr Anliegen persönlich vorzutragen. Sie wissen, wie schrecklich ich in meinem Zorn bin und daß ich sie auf der Stelle zu Staub zermahlen hätte.
    Karena nahm erneut auf ihrem Teppich Platz und befahl ihm, sie noch einmal zur Steinmühle zu bringen.
    Unterdessen hatten sich Kastao, Antreno und Arkado in aller Frühe in der Steinmühlensiedlung zusammengefunden, von wo aus sie das Schloß beobachteten. Sie sahen den Fliegenden Teppich vorbeisausen, auf dem drohend die Hexe stand: im Nachthemd, mit wirren, vom Wind gezausten Haaren und einer schauerlichen Grimasse, die nichts Gutes verhieß.
    Kurze Zeit später bemerkten sie den Teppich abermals über ihrer Siedlung, nur daß Karena inzwischen recht und schlecht angezogen und halbwegs gekämmt war.

    »Was sie wohl vorhat?« murmelte Kastao, der um die Sicherheit seines Dorfes fürchtete.
    Der Teppich ging neben der Steinmühle nieder. Eine Zeitlang war von dort kein einziger Laut zu hören. Auch von der Riesin selbst konnten sie nichts entdecken.
    Plötzlich jedoch war die Luft vom Gedröhn, vom Kreischen und Quietschen der Mahlsteine und Mühlräder erfüllt. Was hatte das zu bedeuten?
    »Sieht aus, als wollte uns Karena die Arbeit abnehmen«, sagte Kastao spöttisch. Dann wurde er aber wieder ernst und fuhr, an Arkado gewandt, fort: »Wir sollten herauszufinden versuchen, was diese Hexe im Schilde führt.«
    Arkado ließ sich nicht lange bitten, sondern brach umgehend zur Steinmühle auf. Als Jäger verstand er es ausgezeichnet, sich lautlos zu bewegen.
    Eine Stunde später tauchte er wie ein Gespenst hinter Kastao und Antreno auf. Er berichtete, daß Karena in der Tat wie besessen und ganz allein große Steinbrocken zu Staub zermahlen, diesen in Säcke füllen und damit den Fliegenden Teppich beladen würde. Die Arbeit ginge ihr so flott von der Hand, als hätte sie ihr Lebtag nichts anderes getan.
    Antreno, der Stammesälteste der Reker, überlegte.
    »Ich weiß zwar nicht, was sie vorhat«, ließ er sich nach einer Weile vernehmen, »doch eins ist wohl klar: die Sache schlägt uns nicht zum Guten aus. Ich fürchte, uns Zwergen droht Gefahr.«
    Karena schuftete den ganzen Tag. Höchstens daß sie einmal auf ihre mißratene Tochter schimpfte, die sich, statt ihr zu helfen, irgendwo in der Ferne herumtrieb. Viele Male flog der Teppich über die Siedlung hinweg in Richtung Schloß, und er war so schwer beladen, daß er fast an den Dächern der Häuser hängenblieb.
    Allmählich wurden die Taureker von ernster Sorge ergriffen. Sie konnten sich einfach nicht erklären, wofür Karena diese Unmengen gelben Staubs benötigte.
    Die Hexe selbst aber, erschöpft von der schweren, ungewohnten Arbeit, kehrte erst spät in der Nacht nach Hause zurück. Dort ließ sie sich, angezogen und schmutzig wie sie war, ins Bett fallen. Sie sank in einen unruhigen Schlaf, wälzte sich von einer Seite auf die andere und hustete heftig von all dem Staub, der sich in ihrer Kehle festgesetzt hatte.
    Kaum daß es dämmerte, erhob sie sich schon wieder, und wie sie so dastand, erinnerte sie an eines der gelben Ungeheuer, die morgens aus der Staubschlucht heraufkrochen.
    Dann setzte sie sich erneut auf den Fliegenden Teppich und steuerte den See an. Zusammen mit ihrem Gefährt ließ sie sich ins Wasser plumpsen. Das kalte Naß erfrischte die Riesin und verlieh ihr neue Kräfte. Sie planschte im See herum, bis sie blau anlief. Als sie schließlich gewaschen war und auch den Teppich vom dicksten Staub befreit hatte, rief sie, bibbernd vor Kälte, doch triumphierend:
    »Ihr seid wirklich nicht zu beneiden, meine Täubchen!«
    Vor Freude über ihren hinterhältigen Plan, mit dem sie sich an den Zwergen rächen wollte, brach sie in ein lautes Hohngelächter aus.
    Der Teppich schüttelte sich wie ein zottiger Hund, der aus dem Wasser kommt, und brachte seine Herrin in Windeseile zurück zum Schloß. Hier zog sich Karena trockene Kleider an, dann schritt sie zur entscheidenden Tat.
    Wieder lud sie – zum wievielten Male schon – die randvoll gefüllten Säcke auf den Teppich.

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