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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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Blick durch die niedrigen Fenster, und was er sah, war nicht dazu angetan, seine Stimmung zu heben. Die Scharmützel und Kämpfe, welche die Ffolkswehr bisher bestritten hatte, hatten einen hohen Zoll gefordert.
    Endlich erreichten sie das Rathaus, ein hohes, düsteres Gebäude, das aus der alten Ringmauer herausstach. Hinter den hohen, spitzbogigen Fenstern herrschte hektische Betriebsamkeit. Melder rannten von Zimmer zu Zimmer. Es summte wie in einem Bienenstock.
    Im Ratsaal stand Oderich Finck, der Juncker von Gurick-auf-den-Höhen, über einem Gipskastenmodell von Elderland, das seinem Vor-Vorgänger, Juncker Calderich Finck, von den Bürgern der Stadt zum fünfzigjährigen Amtsjubiläum geschenkt worden war. Der Juncker schien heftigst über etwas zu grübeln.
    Ihm zur Seite stand ein schwitzender, beleibter Ffolksmann, dessen Kleidung, reich verziert mit Borten und goldenen Litzen, auch noch in dieser verzweifelten Lage keinen Zweifel daran ließ, dass ihr Träger eine wichtige und einflussreiche Person darstellte. Er bekam von eilfertigen Dienstboten Berichte in die Hand gedrückt und erklärte sie dem Juncker, der dann irgendwelche Bleisoldaten über das Gipsrelief schob.
    »Seid gegrüßt, Juncker Finck«, sagte Kim.
    »Einen Moment«, sagte der Dicke neben dem Juncker, ohne aufzublicken. »Ihr seht doch, dass wir beschäftigt sind.«
    »Das sehe ich, Gevatter Kreuchauff.«
    Mart Kreuchauff hob ruckartig den Kopf und wandte sich um. »Ach«, sagte er. »Der junge Schnösel? Der den seligen Magister Lerch beerben will? Und der sich dann davongemacht hat? Was willst du denn hier?«
    »Ich bin zurückgekommen, um mein Amt auszuüben und meinen rechtmäßigen Platz im Rat von Elderland einzunehmen«, sagte Kim fest. Doch innerlich seufzte er. Er konnte sich noch gut an die Tiraden erinnern, die der reiche Kaufmann im »Goldenen Pflug« gegen ihn losgelassen hatte. Marina, seine treue Seele, hatte ihm jedes Wort brühwarm berichtet; manchmal hatte Klatsch doch etwas Gutes. Anscheinend hatte der dicke Widerling sich inzwischen lieb Kind beim Juncker gemacht – als ob die Dunkelelben und ihre Kreaturen nicht reichen würden!
    »Oh, Herr Veit«, begrüßte ihn Finck, der Juncker. »Es ist gut, dass Ihr kommt. Ohne Herrn Kreuchauff wäre ich verloren gewesen, aber nun können wir seinen Plan von der Rückeroberung des Landes in Angriff nehmen. Er hat alles genau ausgearbeitet. Wir werden Aldswick vom Fluss her angreifen.«
    Kim glaubte nicht richtig zu hören, was der freundliche Juncker da sagte. Der Mann war wohl nicht nur freundlich, sondern auch hoffnungslos falsch informiert.
    »Angriff? Rückeroberung? Seid Ihr von allen Geistern verlassen?«
    »Was soll das heißen?«, schnaubte Kreuchauff. »Ich habe mir alles genau angesehen.«
    »Wann habt Ihr das letzte Mal mit den Patrouillenführern gesprochen?« Fabian war hinzugetreten. Unter den kleinwüchsigen Ffolksleuten wirkte er wie ein Riese, doch die hohe Halle schien seiner Statur eher angemessen zu sein als der ihren, sodass sie neben ihm zu Winzlingen schrumpften. Seine Stimme wirkte ganz ruhig, doch Kim konnte den unterdrückten Zorn darin spüren.
    »Wer ist denn das?« Kreuchauff runzelte die Stirn. Er erkannte Fabian, unrasiert und abgekämpft, nicht mehr als den geheimnisvollen Fremden wieder, der in den ›Pflug‹ zu Aldswick gekommen und der danach Tagesgespräch gewesen und kurzzeitig sogar als Mörder Adrion Lerchs verdächtigt worden war, bis Kims nachgelassene Briefe Klarheit geschaffen hatten. »Was will dieser … dieser Mensch hier?«
    »Beantwortet seine Frage«, wies Kim ihn an, und seine Stimme klang dabei so sachlich und zugleich so fest, dass dem Kaufmann gar nichts anderes in den Sinn kam, als zu antworten.
    »Vorgestern erst. Die Tölpel sind doch zu dumm, eine Kuh von einem Bolg zu unterscheiden. Und außerdem haben wir keine Zeit!«
    »So, so«, sagte Kim. »Keine Zeit …«
    »Ja, es war zu viel zu tun«, warf Juncker Finck ein. »Wir müssen doch den Angriff planen!« Sprach’s, lächelte und holte seine Ausgabe des Taktikbuches hervor, mit dem er die Aufstellung der Ffolkswehr beim Angriff auf Aldswick vorbereitete.
    »Nicht doch, Herr Juncker«, beeilte sich Mart Kreuchauff die Gunst des Augenblicks zu nützen. »Ihr wolltet doch nicht über Strategie und Taktik reden, solange Leute im Raum sind, von denen wir nicht wissen, was sie im Schilde führen.« Seine Geste machte deutlich, dass er damit Kim mit einschloss; er fügte

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