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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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aber der Form halber hinzu: »Wie dieser Ausländer …«
    »Ausländer?« Der unterdrückte Zorn in Fabians Stimme brach sich Bahn. »Du nennst mich einen Ausländer, kleiner Wicht? Der du nicht einmal über deinen dicken Bauch schauen kannst, geschweige denn über den Tellerrand deiner kleinen Welt? Noch ist dieses Elderland ein Teil des Imperiums, und noch seid Ihr – und Ihr, Juncker – und das ganze Ffolk Untertanen des Kaisers.«
    »Ausländisches Pack, sag ich«, schnaufte Kreuchauff. So hatte ihn noch nie jemand beleidigt, und das ließ ihn alle Vorsicht vergessen. »Wer seid Ihr denn, Ihr abgerissener Landstreicher, dass Ihr den Namen des Kaisers im Munde führt?«
    Kim lächelte, und er wusste, dass sein Freund innerlich auch lächelte. Ein besseres Stichwort hätte er nicht finden können.
    »Ich bin Fabian, Julians Sohn, von Magna Aureolis, Fürst von Thurion, Kronprinz des Imperiums, und ich fordere von Euch die Ehrerbietung, die meinem Rang gebührt.«
    Kreuchauffs Gesicht war knallrot geworden, während der Juncker sichtlich erblasst war. »Beweisen«, zischte er, zu dem Juncker gewandt. »Sagt ihm, er soll es beweisen!«
    »Das ist mein Beweis!«, donnerte Fabian. Mit einer blitzschnellen Bewegung hatte er sein Schwert aus der Scheide gerissen und warf es auf den Tisch, dass das altersschwache Gipsmodell krachte. »Das ist meine Legitimation. Seht es Euch an: Das ist Izrathôr. Dieses Schwert führte Talmond der Mächtige gegen den Schattenfürsten, und nur dieses Schwert kann Euch jetzt führen – kein dicker, feiger Politiker und kein noch so ehrbarer Zivilist. Wir haben Krieg, begreift Ihr das? Es herrscht Kriegsrecht.«
    Die Stahlklinge blinkte im Halbdunkel des Ratssaales. Keiner rührte sich. Keiner sprach.
    Schließlich seufzte der Juncker und sagte, an Kim gewandt: »Und was sagt Ihr dazu, Herr Veit?«
    »Ich verbürge mich für ihn«, erklärte Kim ruhig, »sofern dies noch erforderlich sein sollte. Denn Ihr wisst, er hat recht mit dem, was er sagt. Und ich bin der Erste, der sich seinem Befehl unterstellt.« Damit zog er Knipper, seinen eigenen Dolch, aus der Scheide und legte ihn Fabian zu Füßen.
    »Aber, Kim –«, wollte Kreuchauff einwenden, doch Kim fuhr scharf herum und schnitt ihm das Wort ab:
    »Und für Euch, Gevatter, möchte ich jetzt ein paar Dinge klarstellen. Zum Ersten: Keiner hat Euch erlaubt, mich bei dem Namen zu nennen, der meinen Freunden vorbehalten ist. Für Euch bin ich Herr Kimberon Veit, Kustos des Ffolksmuseums und Mitglied des Rates – was Ihr nicht sein könnt, oder hat der Rat Euch ohne mein Wissen aufgenommen?«
    »Aber …«
    Doch Kim ließ ihn nicht mehr zu Worte kommen. Es war nicht ein mal so sehr der persönliche Groll, den er gegen den dicken Kaufmann hegte – wenngleich er es, zugegeben, durchaus genoss, Kreuchauff in die Schranken weisen zu können. Sein Zorn speiste sich aus einer anderen Quelle: Immerhin hätte dieser ignorante, aufgeblasene Kerl, wenn Fabian und er nicht noch rechtzeitig gekommen wären, die Ffolkswehr völlig sinnlos in die Schlacht geschickt. Und das wären nicht nur Püppchen im Sandkasten gewesen, sondern lebende, atmende, leidende, sterbende Wesen.
    »Jetzt rede ich! Und ich sage dir noch eins, Marti«, fuhr Kim fort, die von dem Kaufmann verhasste Koseform seines Namens benutzend, »du hast hier nichts mehr zu suchen. Schließ dich einer Einheit als einfacher Soldat an, und dann wirst du die Befehle erwarten. Ich will dich hier nicht mehr sehen!«
    Der Kaufmann stand mit offenem Mund da und wusste nicht, was er sagen sollte. Seine Gesichtsfarbe hatte sich zu einem tiefen Purpurton verdunkelt, und die Tatsache, dass die Gesichter der umstehenden Dienstboten, die er schikaniert und die ihm diese Zurechtweisung insgeheim mehr als gegönnt hatten, ein verstohlenes oder gar offenen Lachen zeigten, trug das Ihrige dazu bei.
    »Ich … ich glaube, es ist besser, wenn Ihr jetzt geht«, stammelte der Juncker.
    Und damit wandte sich Mart Kreuchauff um und verschwand, ohne noch einen Ton zu sagen. Er war geschlagen und lächerlich gemacht, und er wusste, dass diese Kunde sich schneller verbreiten würde als das sprichwörtliche Lauffeuer.
    Fabian trat an den Tisch heran. »Ich muss mir zunächst einen Überblick über die Lage verschaffen«, sagte er. »Lasst nach den Patrouillenführern schicken; sie sollen mir Bericht erstatten. Und lasst, um des heiligen Vaters willen, die Vorbereitungen für diesen sinnlosen Gegenangriff

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