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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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der Schattenkriege gegen die Burg des Dunklen Fürsten gezogen war. Und als er einen Blick auf seinen Begleiter warf, der neben ihm ging, vermeinte er wirklich Talmond den Mächtigen vor sich zu sehen, mit dem Schwert aus Stahl an seiner Seite – und wahrlich, es war dasselbe Schwert, wie er erkannte! Hörten denn die alten Geschichten niemals auf? Auch wenn nicht der Ahnherr der Könige des Imperiums mit ihm schritt, so doch der Erbe seines Geschlechtes und seiner Macht, und über ihm ragten die hohen, dreigelappten Zinnen auf, die Kim in seinem Traum gesehen hatte …
    »Dort!«, rief er. »Dort! Die Mauern der Finsternis!«
    »Ruhig, Kim.« Fabian war bei ihm. »Du phantasierst.«
    »Nein!«, rief Kim. »Ich habe sie gesehen …«
    Im Traum.
    »Das ist nur Gurick«, hörte er die Stimme Ohm Hinners. »Gurick-auf-den-Höhen.«
    Doch in Kims Ohren war ein Rauschen, das von jenseits der Zeiten kam. Er war wieder in seinem Tr a u m. Und er sieht die Türme wanken, die hohen Zinnen bersten und wie der Abgrund sich auftut und alles verschlingt. Und er sieht das Meer, das hereinbricht und alles zudeckt, was vordem gewesen …
    »Seltsam«, hörte er Fabian wie aus weiter Ferne sagen, »das ist keine Architektur des Ffolks. Diese Mauern sind älter, viel älter.«
    … bis auf den letzten Turm.
    » Die Feste des Feindes«, sagte Kim. »Hier stand sie einst.« Alles besaß nun für ihn eine seltsame Klarheit, als hätte er es schon immer gewusst. »Ehe der Abgrund sie verschlang. Ehe das Meer den Ort bedeckte und wieder zurückflutete. Nichts war von ihr geblieben, als das Ffolk ins Land kam und es in Besitz nahm. Nichts. Bis auf den letzten Turm. Und nach einer alten Überlieferung, einer halb vergessenen, unverstandenen Legende machte das Ffolk aus Agrachuridion, den Hohen Mauern der Finsternis …«
    »Gurick-auf-den-Höhen!«, wiederholte der Ohm störrisch. »Was sonst?«
    Als sie die Stadt erreichten, stand die Sonne schon hoch am Himmel, genauso fahl und blass wie am letzten Tag. Kim konnte sehen, dass die Feste, die den Kern der Stadt bildete, trotz ihrer Größe überfüllt war. Die hohen Mauern waren schwarz vor Ffolk. Auch die umliegenden Häuser, die im Laufe der Jahre an die Stadtmauer gebaut worden waren und sich immer weiter in die Umgegend ausgebreitet hatten, quollen über von Menschen. Zudem hatte man unweit der Stadt ein Zeltlager errichtet, weil die Menge, solange die Feste nicht angegriffen wurde, nicht darin bleiben konnten, ohne sich totzutrampeln. Die Stadt war im Falle eines Angriffs auch nur ein scheinbar sicherer Hafen; denn das im Laufe der Jahrhunderte besiedelte Umfeld machte eine Verteidigung fast unmöglich, und das Heer der Dunkelelben würde selbst ohne Belagerungsmaschinen und -türme nicht viel Federlesens mit Gurick-auf-den-Höhen machen.
    Sie betraten die Feste, als ein Wächter gerade die Mittagsstunde ausrief, und wurden von den Wachen misstrauisch begrüßt.
    »Platz da, ihr jungen Spunde!«, dröhnte der alte Ohm, seiner eigenen Wichtigkeit bewusst. »Das ist der Kustos von Elderland, und er muss sofort den Juncker sehen!«
    Doch erst als Kim als Zeichen seiner Amtsgewalt den Ring des Kustos vorwies, wurde er von einer Abteilung der Ffolkswehr durch die überfüllte Burg zum Sitz des Junckers eskortiert.
    Der Ohm verabschiedete sich lautstark von ihnen, um sich bei seiner Einheit zu melden. Kim winkte ihm nach, nachdem er die besten Wünsche und noch einiges mehr vom Ohm mit auf den Weg bekommen hatte. Dem Alten mit Worten zu danken versuchte er lieber erst gar nicht; es hätte doch nur zu neuen Missverständnissen geführt.
    Kim sah in angsterfüllte, von Flucht, Leid und Sorge gezeichnete Gesichter, während die Wachen ihm und Fabian einen Weg durch die Menge bahnten. Männer, Frauen und Kinder, alt und jung, allen stand der Schrecken im Gesicht geschrieben. Kim konnte ihren Anblick kaum ertragen, und doch musste er Stärke und Zuversicht zeigen, auch wenn er sich innerlich wie sie danach sehnte, tausend Meilen von hier weg zu sein. Es kam ihm plötzlich vor, als sei seine lange, strapaziöse Reise nur ein Ausflug gewesen zu fremden Orten und Zeiten, wo alles schöner, größer oder zumindest anders war als daheim und wo andere Gesetze galten. Jetzt war er wieder in der Wirklichkeit, und er trug Verantwortung für dieses Ffolk. Er hoffte nur, dass Juncker Finck keine Fehler gemacht hatte.
    Sie kamen an der Schule vorbei, die zum Lazarett umfunktioniert worden war. Kim warf einen

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