Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
Vom Netzwerk:
spürte die Ruhe, die in dem Gestein lag, aus dem die Welt geschaffen ist, und er spürte es in sich selbst – wie ein Gewicht, das zur Ruhe gekommen ist; ein Blei, das seine Tiefe ausgelotet; eine Kugel, die das Ende ihrer Bahn erreicht hat. Es war ein Ort, an dem es Antwort gab auf alle Fragen und am Ende keine Fragen mehr.
    Kein Schmerz. Kein Kummer.
Keine Liebe. Keine Pein.
Kein Fühlen. Kein Verlangen.
Kein Denken. Kein Sein.
    Kein Raum. Keine Zeit.
    Kein
    Aber dennoch blieben im Augenblick Fragen genug: Was sollten sie hier? Was war aus Meister Gregorin geworden? Hatten die Gnome ihn überwältigt? Was war mit den Dunkelelben? Und wo waren Kim und Fabian?
    Burin wusste keine Antwort. Das mochte ja heiter werden! Der Zwerg versuchte sich Kims Worte ins Gedächtnis zu rufen.
    Mein Ring wird uns ein Tor zu dem Ort öffnen, wo wir gebraucht werden , hatte sein Freund gesagt.
    Bitte, da wären wir nun, dachte Burin, und was sollen wir jetzt machen?
    »Hast du eine Ahnung, wo wir sind?«, fragte Marina.
    »Mich dünkt, wir sind in der Untererde, der Heimat der Zwerge«, antwortete Burin.
    »Sehen wir draußen nach«, sagte Gwrgi und trat hinaus auf die Terrasse.
    Hm, dachte Burin, er macht Fortschritte. Nachdem er auf dem Steig das ›ich‹ entdeckt hat, ist er jetzt schon beim ›wir‹. Er musste diesen kleinen Kerl im Auge behalten. Hinter ihm verbarg sich mehr, als der Anschein vermuten ließ.
    »Aber wieso gibt es hier einen Himmel?«, fragte Marina, als sie und Burin dem Sumpfling folgten. »Ich dachte immer, die Untererde sei, nun ja, unterirdisch.«
    »Es ist die Welt am Ende der Zeit«, sagte Burin nur. »Warte nur, und du wirst sehen – wenn es stimmt, was ich weiß und vermute.«
    Sie überquerten den Hof und kamen sich dabei vor wie Käfer, die über ein riesiges Spielbrett marschierten. Die Fläche mochte sich hundert Schritt in jede Richtung erstrecken. Durch die hohen Mauern zu allen Seiten war ringsum nichts von der Umgebung zu sehen. Aber geradeaus konnten sie in der Mauer den tieferen Schatten eines Tores erkennen. Gwrgi ging schnurstracks darauf zu.
    Als sie das Tor fast erreicht hatten, öffneten sich die Flügel wie von Geisterhand und verschwanden nach rechts und links in den Wänden. Zögernd traten die drei hindurch – und befanden sich im Freien.
    Gwrgi duckte sich unwillkürlich, als habe er Angst, der Himmel könne ihm auf den Kopf fallen. Marina hielt den Atem an. Burin, der als Letzter heraustrat, blickte sich nur wortlos um, und er wusste, er war zu Hause.
    Vom Eingang aus schweifte der Blick über endlose Terrassen, die sich links und rechts von ihnen bis in den Himmel zu erheben schienen, während sie sich vor ihnen Stufe um Stufe hinabsenkten, bis sie in der Ferne erneut zu Gebäuden anstiegen, deren scharf umrissene Silhouetten den Horizont verdeckten.
    Aber was für Gebäude! Höher und größer waren sie, als sie je ein Architekt der Mittelreiche in seinen kühnsten Träumen ersonnen hätte. Und doch besaßen sie Maß und Proportion. Wie von titanischen Kräften der Erde entrungen, ragten sie auf, und doch, wusste Burin, waren sie Stein um Stein aufeinandergefügt von kunstreichen Zwergen, sei es durch eigene Hand oder mittels der sinnfälligen Vorrichtungen, die sie erdacht hatten.
    Glatte, ebene Wege führten, mal in Serpentinen, mal als schiefe Ebenen hinauf und hinab. Es war wie ein Labyrinth aus Straßen und Wegen, die durch eine durch und durch künstliche Landschaft führten, in der es so gut wie kein Grün gab.
    Fast alles war aus Stein.
    »Unnatürlicher Stein«, sagte Gwrgi, der sich gebückt hatte.
    Burin beugte sich ebenfalls hinunter und betrachtete den Weg, den sie soeben betreten hatten. Das Pflaster der Straße war aus einem anthrazitgrauen Material, das mit ungeheurem Druck auf den Boden, vermutlich in ein Fundament aus Sand und Kies, gepresst worden war, sodass es einen nahezu ebenen Untergrund bildete.
    »Seltsam«, sagte Marina, die das fast schwarze Band der Straße ebenfalls betrachtete. »Wie haben die das gemacht?«
    »Ich habe keine Ahnung«, gestand Burin und sah sich bewundernd und fragend zugleich um. »Ich habe so was noch nie gesehen.«
    »Viele Wunder scheint es in der Untererde zu geben«, meinte Marina. »Aber ich weiß nicht, ob ich das hier schön finden soll. Es gibt so gar kein Grün.«
    Burin richtete sich ruckartig auf, wollte beleidigt sein, aber als er in das ernste Gesicht der Ffolksfrau blickte, riss er sich zusammen. »Das ist

Weitere Kostenlose Bücher