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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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über aus Metall zu bestehen; da waren Zylinder und gebogene Bleche mit blitzenden Nieten, Kessel und Ventile, aus denen pfeifend Dampf entwich, sowie Röhren, eine Vielzahl davon, solche von Daumendicke ebenso wie feine und feinste Verästelungen. Das Ganze blinkte von Messing und Kupfer, Silber und Gold. Es hatte keine Räder, sondern zwei große, metallene Walzen, die jenes seltsame, summende Geräusch von sich gaben, wenn sie über den Asphalt rollten. Das Gefährt bewegte sich scheinbar aus eigener Kraft; denn es waren weder Pferde noch sonstige Zugtiere zu sehen – es sei denn, sie wären im Inneren der Konstruktion gefangen. Doch welches Tier hätte es in dem Gepfeife und Gesumme lange ausgehalten, ohne wild um sich zu treten? Und außerdem war die ganze Konstruktion viel zu schwer und massiv, um selbst von dem stärksten Ochsen angetrieben zu werden.
    Den oberen Teil des Gefährts bildete eine Art geschlossene Kutsche, die mit dem Fahrwerk fest verbunden war. Darinnen waren Fenster, aus einem kristallklaren Glas, und durch das Glas waren zwei Gestalten zu erkennen, die im Inneren standen oder saßen.
    »Was ist das?« Marina sprach aus, was alle dachten.
    »Ich weiß es nicht«, gestand Burin. »Aber es erinnert mich an den Brutofen von Zarakthrôr – nur in einer viel vollkommeneren Form.«
    Ein Pfeifen ertönte, schriller und gellender als alles zuvor, und eine große Dampfwolke hüllte alles ein und wehte bis zu Burin und seinen Gefährten herüber. Unwillkürlich wichen sie zurück, aber wie von Geisterhand hielt das Ding in den Dampfschwaden an, und zugleich erstarb das Summen. Klappen öffneten sich zu beiden Seiten, und hervor traten zwei massige, gedrungene Gestalten, schwarze Schemen im treibenden Dunst.
    Burin hob seine Axt. Gwrgi stieß ein Zischen aus, das genauso gut aus der Maschine vor ihnen hätte kommen können, und Marina packte ihr Messer fester.
    Der Dunst verflüchtigte sich und gab den Blick auf die Ankömmlinge frei.
    »Moli, zu Euren Diensten«, sagte die eine der Gestalten. »Und Nóri«, fügte die andere hinzu.
    Es waren Zwerge, kahlköpfig, mit sorgsam gestutzten Bärten.
    Ihre Kleidung hätte aus den Mittelreichen stammen können, wenngleich sie fremdartig wirkte. Sie trugen eine Art Anzug mit langen Ärmeln und Hosenbeinen, aus einem weichen, schwarzen Material, das wie Leder wirkte, dazu schwarze, glänzende Halbstiefel. Metall blinkte an Gürteln und Verschlüssen. Doch nie hätte ein Schneider der Mittelwelt so feine Nähte steppen oder zwei solche Anzüge herstellen können, die sich glichen wie ein Ei dem anderen.
    Burin hatte sich wieder gefangen und erwiderte den Gruß: »Burin, Balorins Sohn, zu Euren Diensten und zu denen Eures Hauses«, sagte er förmlich und fügte hinzu: »Dies sind Marina und Gwrgi. Sie stehen unter meinem Schutz.« Er kam sich mit der schweren Axt in der Hand etwas lächerlich vor, obwohl ihn die Neugierde gepackt hatte, ob wohl ein Schlag mit Ynzilagûn diesem glänzenden Gebilde, das vor ihnen aufragte, etwas anhaben könnte.
    »Seltsame Drei seid ihr«, sagte der Zwerg, der sich Moli genannt hatte. »Aber das müssen sie sein«, sagte Nóri.
    »Steigt ein«, ergriff Moli wieder das Wort. »Wir sollen euch abholen.«
    »Was?«, fragte Burin. »Ich meine, wie?«
    »Ich glaube, sie sind mit dem Prinzip des Automobils nicht vertraut«, sagte Nóri wieder.
    »Wie kommen die Leute in den Mittelreichen denn voran?«, antwortete Moli mit einer Frage, welche die Gefährten nur noch mehr verwirrte.
    »Ich habe nicht den leisesten Schimmer«, sagte Nóri.
    »Auf Pferden, in Kutschen und zu Fuß«, erklärte Burin. »Wie sonst?« Er ärgerte sich ein bisschen über das Unverständnis ihrer Gastgeber; gleichzeitig wurde er sich bewusst, wie weit sich die Zwerge der Mittelreiche und der Untererde voneinander entfernt hatten. Keiner hatte eine Ahnung von der Welt des anderen.
    »Was sind Pferde?«, fragte Nóri.
    »Tiere«, sagte Marina. »Sie tragen uns.«
    »Wie unpraktisch«, ließ sich Nóri vernehmen. »Die haben doch einen eigenen Willen und wollen nie das tun, was sie sollen.«
    »Zu Fuß gehen?«, fragte Moli. »Das ist anstrengend. Der Meister gab uns die Füße zum Dampfmachen.«
    »Dampf … machen?«, fragte Burin.
    »Automobil fahren. Du drückst das Pedal, der heiße Dampf wird in den Zylinder geleitet, und der Kolbendruck treibt das Mobil an«, erklärte Nóri.
    Marinas Gesicht war ein einziges Fragezeichen, während Gwrgi den Mund verzog, als

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