Die Ringe der Macht
niedersten Diener der Dunkelelben zu werden. Das Ffolk war immer frei gewesen, und nun galt es den Preis der Freiheit zu bezahlen.
»Hör auf zu grübeln, Kim«, sagte Fabian, der neben ihm stand. »Heute ist ein Tag zum Handeln. Wir werden früh genug herausfinden, wie es ausgeht. Du selbst hast gesagt, dass wir vielleicht sogar gewinnen werden.«
»Aber was wäre …«, begann Kim, doch er wurde von Fabian unterbrochen.
»Wir müssen uns auf das Jetzt konzentrieren«, sagte der Prinz. »Was später ist, werden wir dann sehen.«
»Aber …«, versuchte Kim es noch einmal.
»Nichts aber. Geh herum und sieh dir die Männer an, die auf den Kampf warten. Jeder hat seinen Frieden mit sich gemacht. Jeder weiß, dass heute sein letzter Tag sein kann, aber jeder weiß auch, dass wir tun, was getan werden muss.«
»Das weiß ich auch«, sagte Kim.
»Siehst du. Dann tun wir es erst mal, oder teilst du etwa schon die Beute auf, die wir machen werden?« Fabian grinste breit. »Ich will aber den Löwenanteil.«
»Den bekommst du ohnehin über den Zehnten, den wir nach Aureolis schicken«, gab Kim schwach zurück.
»Na siehst du, es geht doch noch mit dem Lachen.« Fabians Stimme klang beinahe gelöst.
»Na, sagen wir mal Lächeln«, entgegnete Kim und blickte Fabian fest in die Augen. Er konnte die Entschlossenheit darin erkennen, und Kim schöpfte Kraft aus dem Blick des Freundes. Ja, auch er war nun bereit.
»Nun weißt du, was einen Anführer ausmacht«, sagte Fabian. »Er muss dort Mut säen, wo die Verzweiflung zu obsiegen droht. Deshalb bin ich Prinz, und du staubst Bücher ab.«
»Du hörst dich an wie Burin«, sagte Kim.
»Ich weiß; schrecklich, nicht? Der Umgang mit dem Zwerg färbt ab«, lächelte der Prinz.
Keiner von ihnen stellte die Frage, wo Burin, Gwrgi und Marina jetzt sein mochten, denn das hätte nur die trüben Gedanken zurückgebracht.
Kritisch blickte Fabian nach Osten. Der Himmel dort war heller und das Bleigrau der Wolken trat dort deutlicher zutage. Er winkte zwei Meldeläufer herbei.
»Lasst alle wecken. Es geht los«, wies der Prinz die Melder an. »Ich werde gleich nachkommen und die Männer ein letztes Mal inspizieren und ihnen Glück wünschen.«
Zackig salutierten die beiden und rannten nach rechts und links davon. Der Kommandeursunterstand war nahe der am meisten gefährdeten Stelle gewählt worden. Dort wo die Straße zu den Hügeln durchbrach und der Dornenhaag etwa auf dreißig Ffuß Breite mit der Gründlichkeit der Gärtner Elderlands gerodet war. Auf diesen zehn Schritt würde die Schlacht entschieden werden.
Fabian hatte zwar noch ein paar Überraschungen für die Reiterei fertigen lassen, aber Kim war sich sicher, dass das nicht reichen würde.
»Du wolltest doch nicht mehr grübeln«, zerriss Fabians Stimme seine Gedanken. »Ich gebe dir hiermit den Befehl, es aufzugeben.«
»Jawohl, Hoheit«, sagte Kim und lächelte matt.
»Folge mir, wir werden die Truppen inspizieren«, meinte Fabian, »ob auch kein Stäubchen auf den Uniformen sitzt.«
Vom Lager der Bolgs klangen erste Kommandos auf, die mit lauter Stimme gebrüllt wurden. Die Dunkelelben rüsteten sich zum Aufbruch. Hoffentlich ahnten sie nichts von der Streitmacht, die sie erwartete. Zum Glück der Ffolksleute war der Wind auf ihrer Seite; denn er kam aus Süden, sodass die Bolgs sie nicht riechen konnten.
Fabian schritt die Reihen der Wartenden ab und sprach jeder Einheit Mut zu. Nicht mehr lange, und sie würden ihn brauchen. Kim blickte in ernste Gesichter, aber auch er gab sich zuversichtlich, redete mit einzelnen Männern, und er gewann den Eindruck, dass das Ffolk bereit war, für ihren Prinzen und für Elderland durchs Feuer zu gehen. Er war von Stolz über diese Männer erfüllt, die keine Soldaten waren, aber, vom Mut der Verzweiflung getragen, es mit dem Großen Feind der Freien Völker aufnehmen wollten.
Dass auch er selbst dazu beitrug, die Ffolksleute zu inspirieren, kam Kim überhaupt nicht in den Sinn. Fabian war der Befehlshaber, dessen Erscheinen Mut machte, aber Kim hatte ein Ohr für die kleinen Sorgen der Leute.
Er war derjenige, den sie kannten. Die Männer übergaben ihm so manchen Brief mit letzten Grüßen an die Lieben, die in Gurick-auf-den-Höhen zurückgeblieben waren, und Kim versprach, diese Briefe auszuhändigen. Sofern ich selbst noch dazu in der Lage bin, dachte er, sprach es aber nicht laut aus.
Dann kehrten sie vom rechten Flügel ihrer Armee ins Zentrum zurück und
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