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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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den Haag zu. Ein Teil von ihnen – Kim schätzte, dass es fünfhundert oder mehr waren – machte sich auf, in Keilformation die Schneise zu stürmen.
    Die Ffolksmänner formierten sich mit ihren Spießen und Piken zwischen der Barriere, um den Ansturm abzuwehren. Die Bolgs kamen näher und näher, und alles harrte voll Spannung auf den Augenblick, da die unwiderstehliche Macht des Angriffs auf das unbewegliche Hindernis der Verteidigung prallen würde.
    Das Krachen, mit dem die Heere zusammenstießen, klang, als schlüge eine gewaltige gepanzerte Faust auf einen riesigen Amboss. Der Boden erzitterte, der Wald von Speeren wankte, aber mit dem Mut der Verzweiflung hielten die Männer der Ffolkswehr stand. Einigen Bolgs gelang es, sich durchzukämpfen, wo Speere durch das schiere Gewicht der Opfer, die sich darauf aufgespießt hatten, zu Boden gezwungen wurden, und sie forderten einen hohen Blutzoll unter den Ffolksmännern, die heldenmütig auf sie eindrangen. Die Bolgs kämpften bis zum Tod oder bis sie kampfunfähig am Boden lagen. Sie waren perfekte Soldaten, bereit, jeden Befehl auszuführen, und hieße es, ihr eigenes Leben wegzuwerfen. Lange würden die Ffolksleute ihnen nicht mehr standhalten können.
    Die Männer aus dem Ffolk waren Freiwillige, und im Gegensatz zu den Kreaturen der Finsternis kannten sie die Angst. Kim fragte sich, wann diese wohl über ihren Mut siegen und die Reihen der Ffolkswehr auflösen würde.
    »Sie brechen durch!«, gellte ein Ruf von links, und es dauerte einige Augenblicke, bis Kim begriff, was geschah.
    Die Bolgs waren zum Haag vorgestürmt und begannen sich nun mit den Äxten einen Weg hindurchzubahnen. Menschliche Soldaten hätten Angst gehabt, sich in den Dornen zu verfangen oder von den Soldaten dahinter mit spitzen Dolchen und blanken Klingen erwartet zu werden. Nicht so die Bolgs.
    Fabian blickte sich um, als rechne und zähle er. Dann begriff Kim. Der Prinz war gezwungen, Männer von der Schneise abzuziehen und sie über den gesamten Haag zu verteilen, weniger dorthin, wo die Armbrustschützen lauerten, denn diese waren immer zu zweit – einer, der lud, und einer, der schoss –, als vielmehr, wo die Bogenschützen waren.
    Fabian hatte sich schnell entschieden. Die Meldeläufer wurden mit Befehlen versorgt. Gleich darauf rannten sie davon, und schon Augenblicke später begann sich etwa die Hälfte der Männer, welche die Schneise besetzt hielten, auf den Haag zu verteilen, um durchbrechende Bolgs abzuwehren.
    Doch es half nichts. Schon bald hatten die Angreifer Lücken in das Dorngestrüpp geschlagen, und auf der ganzen Linie wurde erbittert gekämpft. Die Spieße der Ffolkswehr hielten reichlich Ernte unter den Bolgs, aber von jenseits des Elder drang unaufhörlich Nachschub heran.
    Kim sah, dass die Lage an der Schneise von Augenblick zu Augenblick kritischer wurde, denn dort griffen die Bolgs nun immer heftiger an. Vor den Barrikaden türmten sich die Leichen, und die Männer der Ffolkswehr waren auf die Barrieren geklettert, um die Bolgs abzuwehren, die einfach über die Leiber der Toten  hinwegstiegen.
    Im Tod sind alle gleich, fuhr es Kim durch den Kopf, als er mit ansehen musste, wie einem der Ffolksmänner der Schädel gespalten wurde, während er seinen Spieß in den Leib des Bolgs rammte und beide gegeneinanderfielen, um gleich darauf von Kämpfenden überrannt zu werden.
    »Dort!«, rief Fabian plötzlich aus, dann fluchte er herzhaft. »Nun wird es eng!«
    »Was ist los?«, fragte Kim.
    »Sieh doch!«, rief Fabian voller Bitternis, und dann erkannte Kim es auch. Am Horizont tauchte das zweite Heer auf. Es musste jenes sein, das im Zwickel gelagert hatte. Und es würde noch vor dem Mittag hier eintreffen.
    »Was nun?«
    »Der Haag ist nicht mehr zu halten. Sieh ihn dir an. Die Bolgs haben daraus einen Käse voller Löcher gemacht. Schon dem Ansturm des ersten Heeres können wir hier nicht länger standhalten. Uns bleibt nur eines: Rückzug vor das Tor. Es liegt zwischen zwei Hügeln. Die Wände sind steil und nicht so leicht zu umgehen. – Zum Rückzug blasen!«, befahl er dem Hornisten.
    Kim kannte diesen Teil von Fabians Plan. Die Bogenschützen würden sich auf den Hügeln verteilen, die Armbrustschützen mit einem Großteil der Pikeniere vor dem Talschluss Aufstellung nehmen. Von dort aus, dachte er mit Schaudern, gibt es dann kein Entkommen mehr.
    Eine Truppe aus Freiwilligen blieb am Haag zurück, um die Bolgs so lange wie möglich aufzuhalten. Kim

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