Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
Vom Netzwerk:
Plateau, tausend Echos weckend. Es war eine Stimme ohne Gefühl; kein Triumph sprach aus ihr, nur die Gewissheit, dass jeder Widerstand zwecklos war, dass es keine Sicherheit mehr gab außer im Tod …
    Mit einer letzten Willensanstrengung warf Gilfalas sich zur Seite. Er spürte noch den Lufthauch des Schwertes, und das Klirren der Klinge auf den Fels hallte in seinen Ohren wie ein Gong.
    Blitzschnell war er wieder auf den Füßen und sah sich waffenlos dem Dunkelelben gegenüber. Ein Lächeln lag auf dem bleichen Gesicht, doch es reichte nicht bis zu den schwarzen, mitleidlosen Augen.
    ›Wer bist du?‹ Die Stimme war so kalt wie das Lächeln, ein Hauch im Pfeifen des eisigen Windes. ›Ich jage dich nun schon eine ganze Weile. Sag mir deinen Namen, ehe ich dich töte!‹
    »Gilfalas bin ich, Inglorions Sohn von Talariël, aus dem Hause und Geschlechte der Elohim, Licht von jenem Licht, das deine Väter einst bannte. Geh zurück in die Finsternis, in die du gehörst!« Zeit und Raum schienen aufgehoben in diesem Augenblick, als sie sich gegenüberstanden, der unerschrockene Elbe und die Kreatur der Nacht.
    Der Dunkelelbe zischte. Es war wie das Zischen einer Schlange, doch mächtiger, gefährlicher, ein Atem des Todes.
    ›Aaaah …‹
    Gilfalas hörte nichts mehr, sah nichts mehr von dem, was um ihn vorging. Er sah nur noch die blitzende Klinge, die einen hohen Bogen über dem Haupt seines dunklen Widersachers beschrieb.
    ›Azanthul ist es, Azrathoths Sohn, der dich getötet hat.‹
    Es ist vorbei …
    »NEIN!«
    Die Stimme klang wie Donner. Im selben Augenblick ließ der Druck in Gilfalas’ Kopf nach, und der Elbe warf sich zur Seite, als die Klinge niedersauste.
    ›Du?‹
    Mühsam, die Schmerzen ignorierend, die Benommenheit abschüttelnd, richtete Gilfalas sich auf.
    Überlebensgroß, alle um Haupteslänge überragend, stand Magister Adrion Lerch zwischen ihm und dem Dunkelelben. Seine Gestalt war seltsam durchscheinend, schien im Wind zu wabern und sich zu kräuseln.
    Mit einem beinahe nachlässigen Winken seiner Hand warf Magister Adrion die Bolgs zurück, die Fabian, Burin und Gwrgi bedrängten. Dann wandte er sich dem Dunkelelben zu, der totenbleich auf die Erscheinung starrte, welche seine Bemühungen kurz vor dem Ziel zunichte machte.
    »Ja, ich bin es, der Hüter der Vergangenheit«, grollte die Stimme des Magisters. »Und nun geh, bevor ich die mir verliehene Macht nütze und dich in den Abgrund stoße. GEH!« Die Stimme war beim letzten Befehl zu einem Orkan angeschwollen, und ihr Ton ließ keinen Widerspruch zu.
    Der Dunkelelbe wich zurück. Azanthul, erkannte Gilfalas, war klug genug einzusehen, dass seine Kraft hier und jetzt nicht ausreichte, um sich gegen die Macht zu stellen, die sich da offenbarte. Ein scharfer Befehl, und die verbliebenen Bolgs, die sich wieder aufgerafft hatten, zogen sich murrend, aber gehorsam hinter ihn zurück.
    ›Du wirst dem Schatten nicht entkommen‹, kam die Stimme des Dunklen, immer noch drohend, aber seine Maske kühler Empfindungslosigkeit war gefallen, weil er im Augenblick des Triumphes geschlagen worden war. ›Denke an mich, wenn das Licht verlöscht …‹
    Er schob das Schwert in die Scheide und warf sich seinen Mantel um die Schulter.
    »Komm her!«, schrie Fabian von der Brücke, mit einer Stimme, die kurz davor stand, zu kippen und zu einem hysterischen Gelächter zu werden. »Komm, du Feigling, und kämpfe!«
    ›Ein andermal‹, flüsterte der Dunkelelbe. Dann wandte er sich um, ohne Fabian und seine Freunde auch nur eines Blickes zu würdigen, und bereits nach wenigen Schritten waren er und die Meute der Bolgs mit der hereinbrechenden Dämmerung verschmolzen.
    Als die Tritte der genagelten Stiefel verhallt waren, wandte sich Gilfalas seinem Retter zu. Der Magister sah aus, wie er ihn in Erinnerung hatte, ein kleiner, alter Ffolksmann von der Größe eines halbwüchsigen Knaben. Wäre nicht dann und wann ein Zittern durch den Umriss seiner Gestalt gegangen, so hätte man glauben können, er stehe leibhaftig dort.
    »Geht hinüber auf die andere Seite«, sagte Magister Adrion, »denn Azanthul lauert nicht weit von hier, und meine Macht ist begrenzt.«
    »Was …«, begann Fabian, der herbeigetreten war, aber der Magister winkte ab.
    »Es ist nicht die Zeit für Erklärungen. Entbietet Kim meinen Gruß, und sagt ihm, er erfüllt die in ihn gesetzten Erwartungen.«
    »Das werden wir tun«, sagte Fabian, und Gilfalas fügte hinzu: »Ich danke Euch,

Weitere Kostenlose Bücher