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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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dünne Luft machte ihnen allen zu schaffen. Selbst Gilfalas, der sich von den Strapazen, die er auf seiner Flucht zu erdulden gehabt hatte, bis hierhin völlig erholt zu haben schien, zollte den Bergen seinen Tribut, indem er nach Luft schnappte.
    »Wenn wir es nicht so eilig hätten«, keuchte Fabian, »würde ich vorschlagen, dass wir unser Tagwerk als vollbracht ansähen. Aber wir müssen noch weiter.«
    Den ganzen Nachmittag über quälten sie sich den Hang hinauf, dem Pass entgegen. Zu Kims Freude schienen sie sich nach und nach an die Höhe zu gewöhnen und kamen recht gut vorwärts, auch wenn nun schon Schnee auf dem Pfad lag und sie höllisch aufpassen mussten, um nicht auszugleiten.
    »Wir machen’s wie in Sumpf«, schlug Gwrgi quäkend vor. »Seilen uns an. Wenn dann einer rutscht, können die anderen halten.«
    »Es sei denn, unser kompakter Freund hier gerät ins Rutschen«, meinte Fabian leichthin und grinste Burin dabei geradezu unverschämt an.
    »Das sind alles Muskeln, kein Gramm Fett«, ließ sich der Zwerg vernehmen. »Ich nehme nicht zu vom höfischen Leben oder vom Kanzleistuhldrücken in einem Museum.«
    Sie setzten den Vorschlag des Sumpflings in die Tat um. So ging es dann im Gänsemarsch weiter.
    »Da ist eine Hütte«, stellte Gilfalas fest.
    »Wo?«, fragte Burin.
    »Kurz vor der Passhöhe.« Der Elbe deutete auf eine braune Erhebung unterhalb des Einschnittes.
    »Auch wenn uns die Zeit auf den Nägeln brennt«, sagte Fabian nachdenklich, »sollten wir dennoch dort die Nacht verbringen und morgen den Pass nehmen.«
    »Ein guter Gedanke. Das ist der Weitblick eines Thronfolgers. Mir ist um die Dynastie derer von Talmond nicht  bange.«
    »Burin, wenn du mal stirbst, muss dein Schandmaul zur Sicherheit verklebt werden, sonst wäre auf dem Friedhof nie Ruhe.«
    Sie erreichten die Hütte unmittelbar vor Sonnenuntergang. Der ewige Schnee wirkte wie mit Blut getränkt. Kim konnte sich dieses Schauspiel nicht lange ansehen, weil ihm die Augen schmerzten. Burin gab auch eine entsprechende Warnung aus, dass das Licht zu vorübergehender Blindheit führen könnte.
    So versammelten sie sich letztlich alle vor der Hütte, die aus dem gleichen Holz gemacht zu sein schien wie der Trägerbalken der Brücke.
    »Zwergenwerk ist für die Ewigkeit«, murmelte Burin, als er vorsichtig den Knauf der Tür drehte. »Wer weiß, wie viele hundert Jahre diese Hütte hier schon steht.«
    Die Tür schwang ohne das geringste Knarren auf, als wäre das Haus noch völlig neu, aber die dunklen Bohlen der Wände sagten etwas anderes. Vorsichtig traten die Gefährten in das Dunkel des Inneren.
    Kim konnte nichts erkennen, bis sich seine Augen an die Dämmerung gewöhnt hatten.
    »Ein Rasthaus«, entfuhr es ihm. »Das ist ein Rasthaus.«
    Sie befanden sich in einer kleinen Schankstube; die Stühle standen fein säuberlich auf dem Tisch, als würde der Wirt jeden Augenblick öffnen. Aber der Eindruck täuschte, wie der Ffolksmann sogleich erkannte, denn auf den Möbeln und dem Tresen lag fingerdick der Staub. Die Regale hinter dem Tresen waren geräumt. Und der Platz für das Bierfass zur Rechten des Wirts und für die Weinschläuche zur Linken war leer.
    »Das ist doch wohl etwas klein für ein Rasthaus, es scheint mir eher eine Wegstation zu sein«, meinte Gilfalas, dessen scharfe Augen sich schneller an die Dunkelheit gewöhnt hatten. »Wo sollen die Leute denn geschlafen haben?«
    Burin wandte sich überlegen grinsend um.
    »Das ist eine Zwergenherberge, und Zwerge sind ein schlaues Volk«, begann er. »Die Zimmer liegen alle unter der Erde im Felsen. Im Winter ist es dort wärmer und leichter zu heizen und im Sommer angenehm kühl. Folgt mir!«
    Er ging zielstrebig auf die linke Seite des Tresens zu, orientierte sich kurz und griff in den Staub. Als er die Hand wieder hob, zog er eine Luke von gut einem Schritt Breite auf. Das dunkle Loch hob sich deutlich von dem staubbedeckten schwarzen Boden ab.
    Kim kratzte der aufgewirbelte Staub im Hals, und er musste husten. Marina hielt sich ihren Umhang vor den Mund. Wenn Kim der Hustenreiz nicht so sehr geplagt hätte, hätte er vermutlich geschmunzelt, denn Marinas Gesicht war deutlich die Missbilligung über den Staub abzulesen. Lass sie hier nur mal einen Tag lang richtig wirbeln, dachte er, und es sieht genauso proper und aufgeräumt aus wie im Haus des Kustos von Elderland.
    Burin ging unterdessen um den Tresen herum, suchte etwas dahinter und brummte befriedigt, als er

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