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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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mit einer Maus spielt. Machte Kim einmal einen kleineren Schritt rückwärts, verringerte der Bolg den Abstand keineswegs, sondern behielt ihn bei, indem auch er nur einen kleinen Schritt vorwärts machte.
    Plötzlich trat er zwei Schritte vor. Kim wich heftig zurück, kämpfte mit dem Gleichgewicht und wäre um ein Haar gefallen. Als er wieder sicher stand, hatte der Bolg die Gunst des Augenblicks nicht etwa genutzt, um seinen Widersacher zu durchbohren oder ihn vom Balken zu werfen. Er stand bloß blöde grinsend da und weidete sich an den Bemühungen seines Opfers.
    »Ich bin drüben!« Das war Marina.
    »Gut!«, sagte Kim.
    Dann setzte er alles auf eine Karte, drehte sich auf der Stelle herum und rannte los, so schnell ihn seine Beine trugen.
    Hinter ihm erscholl ein höhnisches Lachen und dann der inzwischen vertraute Laut genagelter Stiefel auf dem eisenharten Holz des Balkens. Die Schritte waren ohne Hast, schien der Bolg doch zu wissen, dass Kim keine Chance hatte zu entkommen.
    Kim erreichte das kleine Plateau am Ende der Brücke. Endlich hatte er wieder festen Grund unter den Füßen, und die Stufen, abgetreten zwar und alt, erleichterten ihm den Aufstieg.
    Dann war er oben.
    Marina erwartete ihn. In ihren Händen hielt sie ein Stück Stoff und einen Stein.
    Der Bolg war immer noch auf dem Balken. Aber er kam näher.
    »Wir müssen ihn aufhalten«, keuchte Kim.
    »Erst mal werden wir ihn ein wenig beschäftigen«, sagte sie. Und dann wirbelte sie ihre Steinschleuder.
    Als sie genügend Schwung hatte, sauste ein faustgroßes Felsstück auf den Bolg zu und traf ihn an der Brust.
    Die Kreatur stieß einen überraschten Ausruf aus. Die Wucht des Steins brachte sie fast aus dem Gleichgewicht. Um die Balance halten zu können, warf der Bolg sein Schwert von sich, das, sich überschlagend, in den Tiefen verschwand.
    Marina legte sofort nach, und sirrend verließ der nächste Brocken ihre provisorische Schleuder. Er verfehlte den Bolg nur knapp.
    Kim hatte kein Stück Stoff, und so bückte er sich, hob einen handlichen Stein auf und warf ihn auf den Angreifer.
    Er traf, wenn auch nicht mit der gleichen Wucht wie Marina. Der Bolg stieß ein zorniges Brüllen aus und machte sich daran, das letzte Stück bis zum Aufstieg hinter sich zu bringen.
    Wieder verließ ein Stein Marinas improvisierte Schleuder und raste mit Schwung auf den Bolg zu. Dieser hob gerade den Blick, als ihn der Stein mitten auf die Stirn traf.
    Der Bolg stieß einen Schmerzensschrei aus, und seine beiden Prankenhände fuhren hoch zum Gesicht.
    Es sah fast komisch aus, wie er am Rand des Balkens entlangtänzelte und verzweifelt versuchte, den Halt zurückzugewinnen. Kim hielt einen Stein in der Hand, zögerte aber, ihn zu werfen. Er hatte noch nie getötet, und er wusste, wenn er traf, würde er diesem Wesen, und sei es noch so böse, den Tod bringen.
    »Tu’s!«, sagte Marina. »Das ist einer von denen, die Elderland brandschatzen.«
    Das gab den Ausschlag. Kim holte aus und warf mit voller Wucht. In seiner Kindheit war er ein guter Werfer bei Schneeballschlachten gewesen.
    Und er hatte nichts verlernt. Mit tödlicher Sicherheit fand der Stein sein Ziel.
    Als würde für einen Augenblick alles langsamer ablaufen, sah Kim, wie der Bolg endgültig den Halt verlor.
    Im Fallen schrie der Bolg. Es war ein Schrei, der fast etwas Menschliches hatte, der kreatürliche Schrei eines Wesens, das den Tod vor Augen sah. Dann war da nur noch das Rauschen des Wassers in der Tiefe …
    »Wir müssen weiter«, sagte Marina.
    »Ja«, sagte Kim nur und wandte sich abrupt um. Er folgte Marina den Weg zur Passhöhe hinauf. Doch nachdem sie ein Dutzend Schritte gegangen waren, konnte er nicht umhin, einen Blick über die Schulter zurückzuwerfen. Jenseits der Brücke kämpften die Gefährten immer noch verzweifelt gegen die Übermacht.
    Aber …
    »Sieh!«, sagte er zu Marina.
    Beide starrten über die Schlucht hinweg und konnten nicht fassen, was sie sahen …
    »Gilfalas!«, brüllte Fabian, als er sah, in welche Bedrängnis der Gefährte geraten war. Ein hastiger Seitenblick zeigte dem Prinzen, dass weder Gwrgi noch Burin nahe genug waren, um das Unheil zu verhindern.
    In diesem Augenblick setzten die Bolgs wieder nach, sodass Fabian keine Zeit mehr blieb, auf den Elben zu achten. Und fast war er den Bolgs dankbar für ihre Attacke, brauchte er das Ende seines Gefährten so wenigstens nicht mit anzusehen.
    ›Stirb!‹ Die Stimme des Dunkelelben hallte über das

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