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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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behauenem, mörtellos gefugtem Stein errichtet, schien er in der Erde selbst zu ruhen, fest und unbeweglich wie ein Fels der Zeiten. Doch ging der Blick höher, so sah man sauber gemauertes Ziegelwerk, von Stützen und Balken aus festem Holz gegliedert und in regelmäßigen Abständen von schmalen, Schießscharten ähnelnden Fenstern durchbrochen. Und noch weiter oben wich das Gemäuer einer Vielzahl holzgeschnitzter Täfelungen und Verstrebungen, die sich zu einem Gewirr von Giebeln, Erkern und Türmchen aufschwangen, bis diese sich selbst vor dem nachtsichtigen Auge des Zwerges im Dunkel des Himmels verloren.
    Das Haus des Kustos wirkte dagegen auf den ersten Blick klein und unscheinbar, aber wenn man genauer hinsah, konnte der Betrachter feststellen, dass der Eindruck täuschte. Das Gebäude war aus festen Steinen und Balkenwerk errichtet, geräumig und zweistöckig. Wenn es gar noch einen Keller hatte, war es ein prächtiger Wohnsitz, welcher der Bedeutung seines Bewohners durchaus angemessen war.
    »Nette Hütte«, sagte der Zwerg, der bislang geschwiegen hatte. Er trug seine Axt immer noch in der Armbeuge und seinen Rucksack lässig über die Schulter geschlungen, als hätte er kein Gewicht. Seine Stimme war tief und wohlklingend. »Zwar nicht so groß wie das Ding, in dem du wohnst, aber es dürfte ein guter Schutz vor den Unbilden des Wetters sein und ein schöner Lagerplatz für ein paar Fässchen guten Dunkelbiers.«
    »Stimmt«, meinte Fabian. »Das Haus ist kleiner als das, in dem ich wohne, aber dafür teile ich meines mit meinem Vater, meiner Mutter, den Brüdern, Schwestern, Vettern und diversen anderen Leuten. Ich glaube, Kim hat den besseren Schnitt gemacht.«
    »Witzbold!«, knurrte Burin nur. »Aber wollen wir auf der Straße über Häuser philosophieren, während der Regen kommt, derweil Kim drinnen Dunkelbier trinkt und bestimmt ein anständiges Abendmahl verzehrt, bei dem wir ihm hilfreich zur Seite stehen sollten?«
    Fabian blickte zum Himmel empor. Kaum ein Stern war zu sehen, nur tiefhängendes, jagendes Gewölk. »Dann wollen wir ihn mal überraschen.«
    Der Zwerg öffnete die schmiedeeiserne Pforte und ließ seinem Begleiter den Vortritt.
    Nebeneinander gingen sie über den Torweg auf das Portal zu. Der Kies, mit dem der Weg ausgelegt war, knirschte unter ihren Schritten. Vor ihnen löschte das gewaltige Gebäude des Museums, in dem die Schätze der Geschichte des Ffolks gehütet wurden, die letzten Sterne aus.
    Die beiden Ankömmlinge traten in den Schatten des Museums ein und erreichten die Tür des kleineren Hauses. Licht drang durch getönte Butzenscheiben und vergoldete ihre Gesichter. Burin blickte abschätzend zu seinem Begleiter hoch, dessen feingeschnittene Züge in dem matten Schein denen einer ehernen Statue glichen.
    »Mir scheint, du hast Glück, Freund.«
    »Wieso?«, fragte Fabian ein wenig verwirrt.
    »Die Decken in dem Haus sind hoch, also wirst du deinen Kopf nicht bei jedem Schritt einziehen müssen. Folglich brauche ich dir auch nicht meinen Helm zu leihen, um zu verhindern, dass deine aristokratische Nase mit dem Türrahmen Bekanntschaft macht.«
    »Das ist nicht witzig, Bubu«, entgegnete Fabian amüsiert und schlug zweimal mit dem Türklopfer an. Das Echo des Schlages hallte in der Stille.
    Drinnen näherten sich eilige Schritte, die gedämpft nach draußen klangen, und als sie verstummten, ging die Tür auf, und ein breiter Lichtstrahl fiel heraus. Wie fast überall im Elderland üblich, wurde die Tür sogleich weit geöffnet. Niemand spähte hierzulande erst misstrauisch durch einen Spalt, um herauszufinden, wer so spät am Abend noch vorbeischaute.
    Fabian blickte in das Gesicht einer drallen, kleinen Person, die ihn und seinen Begleiter mit einem Lächeln empfing. Sie schien nicht im Geringsten überrascht.
    »Marina, zu Euren Diensten, und einen schönen guten Abend allerseits!«, verkündete sie mit einer warmen, fröhlichen Stimme. »Der Herr Kimberon sagte, dass Ihr dieser Tage kommen würdet. Ich bin die Haushälterin.«
    »Fabian, zu Euren Diensten«, erwiderte der Mensch die unerwartet herzliche Begrüßung mit einer leichten Verneigung.
    »Burin, Balorins Sohn, zu Euren Diensten und denen Eures Hauses«, grummelte der Zwerg, gleichfalls überrascht.
    »So seid Ihr die Studienkollegen des Herrn Kimberon?«, fragte Marina neugierig. Die letzten Tage hatte sie arg an sich halten müssen, um nicht zu früh mit der Nachricht herauszuplatzen, dass Herr Kimberon

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