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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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schlichten Schwertes blinkte an seiner linken Seite; rechts konnte man den dazu passenden Dolch erkennen, und der war so lang, dass er für einen aus dem Ffolk bereits ein Kurzschwert abgegeben hätte.
    Sein Begleiter war klein, aber kräftig. Sehr klein und sehr kräftig. Viele der Anwesenden hatten zwar schon von Zwergen berichten hören, aber seit undenklichen Zeiten war keiner mehr über den Steig oder unterm Berg ins Land gekommen, und die Handelswege zwischen dem Ffolk und den kleinwüchsigen Meistern der Untererde waren seit langem abgeschnitten. Der Zwerg mochte kaum mehr als vier Ffuß messen. Aber während die ebenfalls kleinwüchsigen Ffolksleute in der Jugend meist feingliedrig und eher schlank waren und allenfalls im Alter, vor allem um die Hüften, zu einer kräftigeren Statur neigten – wie jener berühmte Juncker Isidor Finck, der so dick gewesen war, dass auf der Fahrt von Gurick nach Aldswick drei Karren unter ihm zusammengebrochen waren –, so war der Zwerg unglaublich massig gebaut. Unter seinem enganliegenden Ledergewand, über dem er ein feingeschmiedetes Kettenhemd trug, wölbten sich mächtige Muskeln, die sich bei jeder Bewegung spannten, und manch einer der Anwesenden sagte sich, mit solch einer Figur müsste man selbst einen Stier in die Knie zwingen können. Selbst die Schauerleute, Ochsenkarrenfahrer oder Feldarbeiter sahen nie so aus, als wären ihnen Muskeln wie das Sichelgebirge gewachsen.
    Das Gesicht des Zwergen war breitflächig und von einem prächtigen roten Vollbart nahezu zugewachsen. Rot war auch sein Haar, das unter einem Helm hervorquoll, welcher mit feinsten Ziselierungen versehen war, die im trüben Licht der Öllampen blinkten. Dunkle, fast schwarze Augen blickten streng, aber nicht unfreundlich auf den Wirt hinter dem Tresen. Der Zwerg trug einen schweren Rucksack über der Schulter. Doch der Blick der meisten Gäste im ›Pflug‹ wurde von der Axt angezogen, welche der Ankömmling beinahe lässig in der Armbeuge hielt. Das Doppelblatt erschien den meisten so riesig wie die Schwingen eines Adlers. Obwohl nur der schwarze Schaft zu sehen war – die metallene Klinge selbst verbarg sich in einer schwarzen Lederhülle –, waren sich viele der Anwesenden sicher, dass kaum einer von ihnen diese gewaltige Waffe würde schwingen, wenn überhaupt heben können.
    Staunen, Misstrauen, Furcht und Neugier hielten sich in den Blicken der Betrachter die Waage – vermischt mit der befriedigenden Gewissheit, nun sicher wieder Gesprächsstoff für einige Tage zu haben.
    Der Mensch bewegte sich mit geschmeidigen Schritten auf den Schanktresen zu, hinter dem Fflorin Mälzer stand, der stämmige, aber gegen den Zwerg eher unscheinbar wirkende Wirt mit dem gutmütigen Gesicht, der den ›Pflug‹ seit mehr als zwanzig Jahren führte. Die Mälzers hatten das Gasthaus bereits vor zwei Generationen von der Familie Hopfer übernommen, was freilich die Älteren unter den Gästen nicht daran hinderte, dann und wann nach allzu reichem Biergenuss dem ›alten Hopfertrank‹ nachzutrauern.
    »Fflorin Mälzer, Wirt der Schenke ›Zum Goldenen Pflug‹, zu Euren Diensten. Was kann ich für Euch tun, Herr?«, fragte der Wirt freundlich, aber zurückhaltend. »Ich fürchte, unsere Fremdenzimmer würden höchstens Eurem Begleiter zusagen.«
    »Fabian, zu Euren Diensten«, antwortete der Mensch mit einer sanften, beinahe melodiösen Stimme. »Danke, Wirt. Ich suche kein Quartier für die Nacht. Ich wollte nur einen Schluck Eures hoch gerühmten Bieres mit meinem Freund hier teilen und eine Auskunft einholen, dann gehen wir unserer Wege.«
    Der Zwerg sagte nichts, stützte nur seine gewaltige Axt in ihrem Bezug aus schwarzem Leder auf den Boden, doch der Wirt gab sich gänzlich unbeeindruckt und förderte einen Krug Bier für jeden der Fremden zutage; dabei wählte er für den Menschen den größten Humpen, den er finden konnte.
    »Wenn ich den Herren helfen kann …«, sagte Fflorin und lächelte den Menschen an.
    »Wir, mein Freund Burin hier«, begann Fabian und deutete mit einer weitausholenden Geste auf den Zwerg, »und ich suchen einen Freund. Sein Name ist Kimberon Veit. Könnt Ihr uns sagen, wo wir ihn finden?«
    Seine Stimme war voller Freundlichkeit – was die meisten Gäste in Hinblick auf die Axt des Zwergen beruhigte –, doch als der Sinn der Worte zu den Männern in der Schankstube durchdrang, war die Sensation perfekt. Alle blickten gebannt auf die Szene am Tresen, die keiner von ihnen

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