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Die Ringe des Tantalus

Die Ringe des Tantalus

Titel: Die Ringe des Tantalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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keinen Fall Aufregung verbreiten oder sonstwie feindlich wirken. Außerdem möchte ich mir das Schiff erst einmal genauer von oben ansehen, bevor ich zur Landung ansetze.«
    »Wem wollen Sie schon Angst einjagen … außer natürlich unserem Lieutenant Smith. Die Konservendose da vor Ihnen ist mausetot, Commander. Das erklärt Matthew, das erklärt der Computer, und – sicher am allerwichtigsten – das erkläre ich auch. Sie befinden sich da auf einem Erkundungsflug in ein Mausoleum.«
    »Vielen Dank, Kurt, für Ihre immer wieder wertvollen Anregungen. Aber vergessen Sie bitte nicht, die Notschaltung zu betätigen, wenn in dem Mausoleum Geister ihr Unwesen treiben sollten.«
    Conrad vernahm aus dem Helmempfänger ein Kichern. »Das hätten Sie nicht sagen dürfen, Boß. Lieutenant Smith hat den Finger schon am Drücker. Wenn Sie jetzt nur einmal niesen, läßt sie Sie so rasch am Seil einziehen, daß der arme Commander wie eine Fliegenklatsche gegen das Schiff knallt. Over und aus.«
    »Over und aus.«
    Zweihundert Meter weiter heran. Conrad schaltete noch einmal auf Gegenschub. Er wollte jetzt Zeit haben, um das Gebilde in aller Ruhe studieren zu können.
    Es war gigantisch.
    Es erfüllte ihn mit Ehrfurcht.
    Was für eine Rasse auch immer dieses Schiff gebaut hatte, sie mußte der Menschheit technologisch und wissenschaftlich weit voraus gewesen sein, selbst wenn es sich hier nicht um ein Überlichtflugschiff handeln sollte.
    Conrad trieb langsam näher und besah sich dabei genau die Schiffshülle. Die Bullaugen besaßen nach seiner Schätzung einen Durchmesser von etwa einem Meter. Doch dann blitzte es störend auf ihrem transparenten »Glas« auf, als Sonnenstrahlen sie trafen. Conrad flog auf fünfzig Meter heran und bemühte sich dort, endlich etwas durch eines der Bullaugen zu erkennen. Doch das reflektierte Licht machte alle seine Versuche zunichte. Der Commander sagte sich, daß er auf der Hülle landen mußte.
    Stangen ragten von der Hülle. Conrad unterschied zwei Arten. Die einen waren etwa zwei Meter lang und schienen hohl zu sein, die anderen waren einen halben Meter kürzer und offensichtlich massiv. An verschiedenen Punkten der Hülle erkannte Conrad große, sechseckige Einlassungen. Conrad konnte sich auf die Funktion der Stangen keinen Reim machen. Ob sie Teil eines Kommunikationssystems waren? Oder Waffen? Oder gehörten sie zu einer Art Energiezerstreuungsanlage? Angenommen, das Schiff wurde von Nuklearreaktoren betrieben … diese Erklärung erschien Conrad am wahrscheinlichsten zu sein. Eher glaubte er, den Zweck der sechseckigen Einlassungen zu erraten. Sie besaßen einen Durchmesser von drei Metern und konnten eigentlich nur Luftschleusen sein.
    Als der Commander auf zwanzig Meter herangekommen war, erkannte er, daß die Hülle, die er vorher für vollkommen glatt gehalten hatte, von kleinen Löchern und Kratzern übersät war. Offensichtlich hatte der Schiffsmantel ein langes Bombardement von winzigen Meteoren über sich ergehen lassen müssen. Das wiederum wies darauf hin, daß das Schiff sich schon recht lange hier aufhalten mußte … im Grunde ungeheuer lange.
    Vorsichtig trieb Conrad noch ein paar Meter näher und drehte sich dann ohne große Schwierigkeiten, um mit den Füßen zuerst aufzukommen. Er hoffte sehr, daß die Schiffshülle aus Metall war, damit seine Magnetstiefel dort Halt fanden.
    Leider war das nicht der Fall. Leicht kam Conrad auf und wurde sofort wieder abgestoßen. Er mußte die Vertikalstabilisatoren auf dem Helm seines Anzugs einschalten, um nach unten auf die Hülle zu kommen und auch dort zu bleiben. Das war ebenfalls bedauerlich, denn ein Dauereinsatz der Stabilisierungsdüsen würde deutlich seine Möglichkeit zu Wendemanövern beschneiden.
    Nun denn, sagte er sich, wenn der Mantel nicht aus Metall ist, dann kann er eigentlich nur aus Titanium sein. Im Solsystem war Titanium sehr teuer und kam nur in geringen Mengen vor. Nicht ausgeschlossen, daß in dem Sonnensystem, aus dem dieses Schiff hier stammte, Titanium etwas Alltägliches und Eisen das wertvollste Metall war.
    Er rief über Funk die Santa Maria: »Ich bin gut angekommen. Keine Probleme, aber auch keine Anzeichen von Leben.«
    »Soweit waren wir mit unseren Instrumenten auch schon«, antwortete Kwango. »Was wollen Sie nun unternehmen, Commander?«
    »Vielleicht trete ich mal fest gegen die Hülle, obwohl ich mir kaum vorstellen kann, daß dann am nächsten Bullauge ein neugieriges Gesicht auftaucht.

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