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Die Ringe des Tantalus

Die Ringe des Tantalus

Titel: Die Ringe des Tantalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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nicht als zu schwierig erweist und falls kein potentieller Saboteur uns alles kaputtmacht, wenn wir gerade einmal nicht hinsehen, können wir ja vielleicht noch einmal zu diesem Schiff hinauffliegen.«
    Kwango lachte. »Oder das Pferd beginnt zu reden«, sagte er.
    »Was soll das denn schon wieder heißen?«
    »Nichts, Boß, nur ein kleiner Scherz.«
    »Dann mal raus damit, was für ein Scherz?«
    »Also gut. Vor etlichen Jahrhunderten regierte ein König Ludwig Frankreich. Das ist ein Land an der Küste des Gebiets gewesen, das man heute Eurasien nennt. Nun, dieser König hörte von einem Mann, der angeblich Tieren das Sprechen beibringen konnte. Ludwig glaubte nicht recht daran, aber er besaß ein Lieblingspferd und dachte sich, es wäre doch ganz amüsant zu hören, was das Tier so über dieses oder jenes zu sagen hätte. Er ließ also den Mann an seinen Hof kommen und fragte ihn, wie lange er benötigen würde, seinem Pferd das Sprechen beizubringen.
    Dieser Mann wußte natürlich, daß er diese besondere Gabe nicht besaß. Aber er fürchtete den Zorn des Königs und sagte deshalb, er benötige ein Jahr.
    Einverstanden, meinte der König. ›Du sollst ein Jahr haben. Wenn das Pferd bis dahin sprechen kann, sollst du reich belohnt werden, wenn nicht, verlierst du deinen Kopf.‹
    Danach begab sich der Mann zum Haus eines Freundes und erzählte ihm davon. Sein Freund war entsetzt und sagte: ›Ich weiß, daß du das nicht kannst, und du weißt das auch. Jetzt sitzt du aber schön in der Tinte.‹ Doch der Mann lächelte nur und meinte: ›In einem Jahr kann sich viel ereignen, mein Freund. Ich kann sterben, Ludwig kann sterben … oder das Pferd beginnt zu reden.‹«
    Conrad lachte. »Okay, Kurt, ich glaube, ich verstehe, was Sie meinen. Uns steht ein Planetenumlauf an Zeit für die Mission auf dem Tantalus zur Verfügung.«
    »Genau, Boß. Und wenn es uns dabei nicht erwischt, können wir wirklich hoffen, daß das Pferd zu reden beginnt.«
    »Stellen Sie mir ein schönes, großes Glas Bier bereit, ich komme jetzt zurück. Und Matthew soll mit dem Wiederbelebungsprogramm bei Khelad. Uhlmann und Zonis beginnen. Genau in dieser Reihenfolge. Jetzt, da wir wissen, daß diese außerirdische Riesendose keine Gefahr für uns birgt, sollten wir uns mit Hochdruck daran machen herauszufinden, ob einer unserer tiefgefrorenen Kameraden etwa feindselige Gefühle uns gegenüber hegt.«
     

 
6.
     
    Sechs ENTS befanden sich im Aufenthaltsraum der Santa Maria. Sie hatten eine exzellente Mahlzeit zu sich genommen, und Conrad hatte freizügig Wein und andere Alkoholika bewilligt. Er wollte, daß besonders die drei Neuen sich zufrieden und entspannt fühlten. Mit Erleichterung hatte er festgestellt, daß Achmed Khelad, obwohl Moslem, einen guten Tropfen nicht verschmähte. Falls Achmed der heimliche Übeltäter war, würde der Alkohol ihn vielleicht etwas redseliger machen.
    »Ich möchte einen Toast ausbringen«, erklärte Conrad. »Wir wollen unser Glas auf das Wohl von Alexej erheben, der nach der Landung auf Tantalus ein neues Herz erhalten soll.«
    Alle tranken auf Alexej. Conrad bemerkte, daß alle, er selbst eingeschlossen, nicht mehr ganz nüchtern waren. Ruth Zonis schüttete beim Trinken die Hälfte ihres Brandys über ihr Gesicht, und alle lachten. Khelad hingegen leerte sein Glas so geschickt, als sei er sein Leben lang im Weltraum zu Hause gewesen. Lisa Uhlmann trank ihren Brandy mit erstaunlicher Intensität in einem Zug.
    »Achmed«, täuschte Conrad Verwunderung vor, »ich dachte immer, Ihre Religion verböte den Genuß von Alkohol.«
    Khelad lächelte. »Allah hat mir einen besonderen Dispens erteilt. Die Freuden des Paradieses bleiben mir trotzdem ungeschmälert erhalten.«
    »Ich vermute, dieser Dispens wurde für geleistete Dienste erteilt, oder für noch zu leistende …«
    »Ja, Effendi. Für geleistete oder noch zu leistende Verdienste.«
    Achmed Khelad war ein schlanker, sportlicher und gutaussehender Mann. Ohne Zweifel, sagte sich Conrad, kam er bei den Frauen sehr gut an.
    »Einige Ihrer arabischen Landsleute verfügen nicht über einen solchen Weitblick wie Sie, Achmed«, sagte Conrad. »Sie klammern sich nicht nur an die Suren des Koran, sondern haben auch etwas dagegen, neue Welten für die Menschheit zu finden. Sie denken, das Geld für solche Projekte sollte lieber zur Steigerung ihres Lebensstandards eingesetzt werden.«
    Khelad zuckte die Schultern. »Das ist zumindest ein Standpunkt … Sie

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