Die Ringe des Tantalus
Glieder. Dabei schob sie unübersehbar die Brüste vor. Was für ein toller Busen, sagte sich Kurt in Gedanken. Eines Tages, falls bis dahin ihre Ehrlichkeit erwiesen ist, werde ich mich dieser Frau einmal näher widmen.
»Dem Reinen ist alles rein«, sagte Lisa. Ihr waren Kurts Blicke nicht entgangen.
»Okay«, lachte Kurt, »ein Punkt für Sie.«
»Nein, gleich zwei Punkte für mich. Denn offensichtlich bin ich auch noch Ihr Typ.«
»Ja«, gab Kwango zu, »Sie gefallen mir. Aber trotzdem dürfen Sie sich nur einen Punkt anrechnen. Solange ich und unser aller geliebter Commander nicht von Ihren ehrlichen Absichten bei diesem Projekt überzeugt sind, ist der zweite Punkt ausgesetzt.«
Lisa zuckte die Schultern. »Andererseits bin ich aber auch eine gute Chemikerin.«
»Das sind Sie. Jetzt müssen Sie nur noch beweisen, daß Sie auch eine gute ENTBEHRLICHE sind.«
Ruth Zonis arbeitete in ihrem Bereich sehr tüchtig und mit wachsender Begeisterung. Der Tantalusboden war dunkel, sehr lehmhaltig und reich an organischen Substanzen. Ein weitaus reicherer Boden als die ausgelaugte Erde Terras, die viel zu lange zu große Ernten für viel zu viele Menschen hervorgebracht hatte und nun den Preis für anderthalb Jahrhunderte chemischer Düngung bezahlen mußte. Ruth entdeckte stickstoffbindende Bakterien, die sich vornehmlich in den Wurzeln einer kleinen, dem terranischen Klee nicht unähnlichen Pflanze aufhielten. Weiterhin isolierte Ruth winzige Insekten und bereitete sie für die mikroskopische Untersuchung vor. Und schließlich fand sie sogar einen Wurm.
Mit einem wilden Freudenschrei sprang sie von ihrem Stuhl.
»Kurt! Lisa! Dieser Boden ist so reich, daß wir alles darauf anpflanzen könnten. Wir haben wirklich das große Glückslos gezogen. Tantalus ist ein biologisches Wunderland.«
»Dann brauchen wir ja nur noch den Schwarzen Peter im Spiel zu finden«, entgegnete Kurt leise, »damit dem Homo sapiens ein weiterer Planet zur ökologischen Ausplünderung zur Verfügung steht.«
In dieser Zeit erweckte man auch Alexej Puschkin aus dem Scheintod. Matthew leistete hier mit seinen Thermalhandschuhen und seiner nie versagenden Effizienz die Hauptarbeit, Lieutenant Smith war eigentlich nur Zuschauer, denn im medizinischen Sinn wurde ihre Anwesenheit nicht benötigt. Sie brauchte Matthews Arbeit nicht einmal zu überwachen. Der Roboter war für diese Aufgabe bestens programmiert.
Dennoch hatte Commander Conrad Indira nicht ohne Grund dorthin bestellt. Denn zumindest bestand die Möglichkeit, daß Alexej Puschkin bei seinem Erwachen aus dem ST irgendeinen Hinweis auf seine Identität geben würde. Irgend etwas, das ihn als Saboteur entlarven konnte.
Lieutenant Smith sah Matthew bei der Arbeit zu. Er massierte mit seinen Spezialhandschuhen das Herz des Mannes und brachte ihm so Wärme. Alexejs nackter Körper wirkte seltsam zusammengeschrumpft. Normalerweise war er ein großer, kräftiger Mann, im Scheintod hingegen wirkte er klein und verletzlich. Indira wußte, daß ohne das Scheintodverfahren der Raumflug für Menschen unmöglich war. Niemand konnte bei vollem Bewußtsein einen Überlichtflug ertragen, sondern verlor unweigerlich den Verstand. Nur den Robotern machte der ÜLF nichts aus. Aber schließlich besaßen sie keine Emotionen. Sie waren darauf programmiert, irrelevante Daten zu ignorieren. Menschen konnten nicht darauf programmiert werden. Und eigentlich war Indira sehr froh darüber.
»Wie kommst du voran, Matthew?«
»Die Temperatur liegt noch drei Grad unterhalb normal, Lieutenant. Ansatzweise Herztätigkeit. Der Atmungszyklus hat noch nicht eingesetzt. Insgesamt ist Alexej Puschkins Zustand für dieses Stadium der Wiedererweckung durchaus normal. Geschätzte Zeit bis zur vollständigen Wiederbelebung: zweiunddreißig Minuten SEZ.«
»Gut, Matthew, weitermachen.«
Siebenundzwanzig Minuten später schrie Alexej und versuchte, sich aufzusetzen. Er sah eine Frau, die sich über ihn beugte, und ein monströses Metallgebilde mit dem Wort »Matthew« auf der Brustplatte.
»Sag Ihnen, ich tu’s! Ich will es, ja ich will es tun!« Danach sank Alexej wieder zurück und schloß die Augen.
»Herzfunktion gut, Lungentätigkeit lebhaft, geistige Desorientierung normal«, meldete Matthew.
Indira nahm Puschkins Hand und hielt sie fest. Die Finger fühlten sich immer noch sehr kalt an. Sie maß seinen Puls. Das Herz schlug wie verrückt. Alexej sah zu ihr auf und erkannte sie nicht. Aber nach dem
Weitere Kostenlose Bücher