Die Ringe des Tantalus
daß Khelad sich diese Verletzungen beim Sturz aus einem Baum zugezogen hat?«
»Man kann es nicht hundertprozentig ausschließen«, erklärte Lieutenant Smith vorsichtig, »obwohl ich das als unwahrscheinlichste Möglichkeit ansehen würde.« Sie warf einen bezeichnenden Blick auf Kwango.
Conrad bemerkte diesen Blick. Er wandte sich jedoch wieder an Khelad. »Also lassen wir das. Sie sind zurück, und Sie sind ENTBEHRLICHER. Allerdings nicht entbehrlich für unsere Arbeit. Sie sind der Vergewaltigung und der Desertion angeklagt. Wie plädieren Sie?«
Achmed seufzte und straffte sich dann. »Schuldig.«
»Haben Sie etwas zu Ihrer Verteidigung vorzubringen?«
»Was kann ich denn noch vorbringen?«
»Sie könnten angeben, daß man Sie soweit getrieben hat, Sie provoziert, Ihnen keine Ruhe gelassen hat.«
Khelad nahm Habachtstellung ein. »Commander, ich möchte nicht angeben, provoziert worden zu sein. Ich habe etwas sehr Dummes angestellt und bedaure das jetzt zutiefst.« Er sah nach Ruth Zonis, auf deren Gesicht die Schrammen und das blaue Auge deutlich zu erkennen waren. »Aber ich will mein Volk nicht durch Feigheit beschämen.«
»Dann ist hiermit Ihre Schuld erwiesen«, erklärte Conrad. »Bevor ich das Urteil verkünde, frage ich, ob jemand etwas zur Verteidigung des Mannes vorbringen möchte?«
Kwango schüttelte den Kopf.
Indira sah auf ihre Füße.
Aber Ruth Zonis meldete sich zu Wort: »Ich habe etwas zu sagen, Commander. Bei Achmeds Tat lagen außergewöhnliche Umstände vor.«
»Nennen Sie sie bitte.«
»Mein Verhalten Achmed Khelad gegenüber. Jeder dürfte wohl wissen, daß ich ihn für den Saboteur gehalten und ihn provoziert habe. Er hat mir etwas Schreckliches angetan, das ist wohl wahr, aber ich bin mir meiner eigenen Schuld bei dieser Angelegenheit bewußt, Commander … und auch der Ihren!«
Conrad kratzte sich nervös an der silbernen Augenklappe. »Zonis, ich muß Sie ersuchen, die letzte Bemerkung zu verdeutlichen.«
»Sie haben die Minen gestohlen«, erklärte sie ganz kühl. »Sie haben vorsätzlich die bereits bestehende Spannung zwischen Achmed und mir gesteigert. Ich verstehe Ihre Gründe dafür. Aber das entbindet Sie nicht von einer gewissen Mitschuld an den Vorfällen. Daher halte ich Sie für nicht geeignet, diesem Fall objektiv und unparteiisch vorzusitzen.«
Conrad starrte sie mit offenem Mund an. Erst nach einigen Sekunden fand er die Sprache wieder. »Zonis, haben Sie den Verstand verloren?«
»Hat sie das wirklich, Commander?« bemerkte Lieutenant Smith. »Können Sie wirklich alles widerlegen, was sie gesagt hat?« Dann fügte sie mit einem leichten Lächeln hinzu: »Um weiteren Mißverständnissen vorzubeugen, bei meiner Untersuchung von Ruth Zonis konnte ich feststellen, daß sie im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte ist.«
»Sie auch!« Conrad war ehrlich verblüfft.
Indira ließ sich davon nicht abhalten. »Ich halte Zonis’ Erklärung für stichhaltig, nicht mehr und nicht weniger.«
Conrad wandte sich an Kwango. »Und Sie, Kurt, wollen Sie auch dem eben gegründeten Schutzverein für Vergewaltiger und Deserteure beitreten?«
»Bitte, Sir, ich möchte in dieser Angelegenheit eigentlich nicht noch mehr …«, begann Khelad.
»Halten Sie den Mund!« brüllte Conrad. »Sie hatten Ihre Gelegenheit, Khelad. Ich will jetzt hören, was Kurt Kwango zu sagen hat.«
Kwango zuckte mit den Schultern und warf dann einen Blick auf Ruth Zonis. »Lassen Sie mich da bitte raus, Commander, ich gehöre nämlich zu den Parteiischen.«
»Okay, jetzt reicht’s, meine Herrschaften. Sie haben jetzt alle Ihren Spaß gehabt. Ob es Ihnen paßt oder nicht, hier auf dem Tantalus bin ich das Gesetz, gemäß den Bestimmungen des Raum-Kodes. Und nach Artikel Drei komme ich zu folgendem Urteil.
Achmed Khelad, Sie sind der Vergewaltigung und der Desertion angeklagt. Beim ersten Punkt ist meine Unbefangenheit in Frage gestellt worden. Ich setze daher die Anklage in diesem Punkt bis zur Rückkehr auf die Erde aus, wo Sie sich einem anderen Gericht stellen müssen. Im zweiten Punkt halte ich Sie für uneingeschränkt schuldig. Da sich die vorgeschriebene Strafe von fünf Jahren Arrest unter den gegebenen Bedingungen kaum durchführen läßt, setze ich Sie bis zur Rückkehr ins Sonnensystem aus. Sollten Sie sich während der restlichen Dauer dieser Mission gut führen und auch sonst keinen Anlaß zur Klage geben, werde ich in meinem Bericht auf mildernde Umstände plädieren. Dieses
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