Die Ringwelt-Ingenieure
zurückgeschlagen und einen Raketenwerfer auf dem großen Schiff weggeschmolzen. Für mich sind seine Motive rätselhaft.« »Vermutlich wollte er seinen Gegnern beweisen, wie mächtig seine eigenen Waffen sind. Dann wird er verhandeln.«
»Worüber wird er verhandeln?«
»Vielleicht weiß er das selbst noch nicht. Ich bezweifle, daß sie viel für ihn tun können. Vielleicht werden sie ihm ein paar Weibchen vorstellen. Hinterster, leider habe ich hier keine Möglichkeit, Nachforschungen anzustellen, weil ich die Lesebänder nicht entziffern kann. Zudem habe ich mir viel zuviel Lesestoff besorgt. Es würde eine Woche dauern, bis ich das alles durchgeackert habe.«
»Was könnte Chmeee alles in einer Woche anstellen? Ich möchte nicht so lange bleiben, um das herauszufinden.«
»Ja. Ich habe ein paar Lesespulen in der Tasche. Sie werden uns fast alles verraten, was wir wissen wollen, wenn wir sie nur lesen könnten. Und wie schaffen wir das? Hast du eine Idee?«
»Dazu brauchten wir eine von ihren Lesemaschinen. Kannst du mir so einen Apparat besorgen? Dann könnte ich die Bänder durchlaufen lassen und sie vom Schirm abfotografieren für den Computer der Heißen Nadel .«
»Sie sind sehr schwer. Zudem hängen sie an einem dicken Kabel fest.«
»Schneide die Kabel durch.«
Louis seufzte. »Okay. Und was dann?«
»Ich sehe die schwebende Stadt bereits durch die Kamera der Sonde. Ich werde die Sonde zu dir fernsteuern. Du mußt den Deuterium-Filter entfernen, um die Transportscheibe freilegen zu können. Hast du ein Werkzeug bei dir?«
»Nicht einen Schraubenschlüssel. Das einzige Werkzeug, das ich besitze, ist der Handscheinwerfer-Laser. Du sagst mir, wo ich den Schneidbrenner ansetzen muß.«
»Hoffentlich lohnt es sich, daß ich die Hälfte meiner Kraftstoffreserve verliere. Also gut. Wenn du dir eine Lesemaschine verschaffen kannst und sie durch das Schoot geht und auf die Transportscheibe, okay. Und vergiß nicht die Tapes mitzubringen, wenn die Maschine auch nicht durch die Luke paßt. Vielleicht kann ich doch ein Mittel finden, sie zu entziffern.«
Louis stand am Rand des Bibliotheksdaches und blickte an seinen Zehen vorbei senkrecht nach unten, in das dunkle Webmuster der Schatten-Farm. Am Rand der Farm herrschte Mittagslicht. Rechteckig gemustertes Ackerland dehnte sich hinter der Stadt aus. Der Schlangenfluß führte sein Wasser nach Backbord und verschwand zwischen niedrigen Hügeln. Hinter den Hügeln lagen Seen, Ebenen, ein kleiner Gebirgszug, noch kleinere Seen, alles mit wachsender Entfernung verblauend. und schließlich der Himmelsbogen, der schwindelerregend am Horizont in die Höhe stieg. Halb hypnotisiert wartete Louis unter dem hellen Himmel. Es gab nichts, was er hier noch tun konnte. Er war sich kaum der dahinfließenden Zeit bewußt.
Die Sonde kam auf einem blauen Flammenschweif vom Himmel herunter. Wo die kaum noch sichtbare Flamme das Dach berührte, verwandelten sich Pflanzen und Humus in ein orangefarbenes Inferno. Schmächtige Hänge- Leute und blau gekleidete Bibliothekare flüchteten zur Treppe. Nasse Kinder rannten schreiend hinter ihnen her.
Die Sonde setzte sich in ihr Flammenbett und kippte zur Seite, von Steuerdüsen abgebremst. Ein Kranz von winzigen Düsen war an ihrem oberen Rand befestigt, und dazu kam noch die Schubdüse am Heck. Die Sonde war sechs Meter lang und drei Meter dick, vollgestopft mit Kameras und anderen Instrumenten.
Louis wartete, bis das Feuer auf dem Dach fast ausgegangen war. Dann watete er durch Kohlen und Asche zur Sonde. Soweit er das übersehen konnte, war das Dach leer - zum Glück keine Toten.
Die Stimme des Übersetzers leitete ihn an, als er das dicke Molekularsieb in der Spitze der Sonde mit dem Laser beseitigte. Endlich hatte er eine Transportscheibe freigelegt. Er fragte: »Und was jetzt?«
»Ich habe die Transportscheibe in der anderen Sonde rückwärts geschaltet und den Filter entfernt. Kannst du dir eine Lesemaschine besorgen?«
»Ich werde es versuchen. Aber die Sache gefällt mir nicht.« »In zwei Jahren spielt das alles keine Rolle mehr. Ich gebe dir dreißig Minuten Zeit. Dann mußt du mit allem, was du mitnehmenkannst, zur Sonde zurückkehren.«
Eine ganze Schar von blaugewandeten Bibliothekaren hatte sich fast so weit erholt, daß sie ihn mit Gewalt vom Dach holen wollten, als Louis auf der Treppe erschien. Er hatte sich die Kapuze über den Kopf gezogen. Die Kugeln aus schwerem Metall, mit denen sie auf ihn
Weitere Kostenlose Bücher