Die Ringwelt-Ingenieure
gegeben«, versuchte sie zu flüstern, aber das Kichern gewann wieder die Oberhand und formulierte den nächsten Satz mit unerwünschter Lautstärke: »Wieso, können Sie nicht lesen?«
Blutiger Tanj! Louis spürte, wie ihm das Blut in die Ohren und den Nacken stieg. Die Kenntnisse des Lesens und des Schreibens waren selbstverständlich für ein gebildetes Wesen, und früher oder später lernte jeder das Lesen, wenigstens Texte, die in Interworld abgefaßt waren. Aber diese Kenntnisse waren nicht lebenswichtig. Jede Welt hatte ihre Stimmen-Computer! Und ohne Stimmen-Computer hatte sein Übersetzer keine Möglichkeit, ihm den Text in seine Sprache umzuwandeln.
»Ich brauche mehr Hilfe, als ich gedacht hatte. Ich brauche jemanden, der mir die Lesebänder vorliest.«
»Sie brauchen mehr, als Ihnen zusteht. Sie haben dafür nicht bezahlt. Ihr Meister muß neu verhandeln.«
Louis wollte es nicht riskieren, diese aufgebrachte, ja feindselige Frau zu bestechen. »Können Sie mir wenigstens helfen, die Lesebänder zu finden, die ich brauche?«
»Dafür haben Sie bezahlt. Sie haben sogar das Recht eingekauft, mich von meinen eigenen Nachforschungen abzulenken. Sagen Sie nur, was Sie wünschen«, sagte sie energisch. Sie drückte auf ihre Tasten, und sonderbare Schriftzeichen erschienen auf ihrem Schirm. »Die charakteristischen Merkmale des Scrith? Hier ist ein physikalischer Text. Darin sind ein paar Kapitel enthalten über die Struktur und Dynamik der Welt mit einigen Passagen über Scrith. Vielleicht ist dieser Text zu hoch für Sie.«
»Ich möchte dieses Leseband und einen Text über die Grundbegriffe der Physik.«
Sie blickte ihn zweifelnd an. »Also gut.« Sie drückte noch ein paar Tasten nieder. »Hier ist ein altes Band für Ingenieur-Studenten über die Konstruktion des Ringtransportsystems auf der Ringwelt-Mauer. Heute ist es aber nur noch von historischem Interesse; aber vielleicht können Sie noch etwas daraus lernen.«
»Das Band möchte ich haben. Sind Ihre Leute auch schon mal unter dieser Welt gewesen?«
Harkabeeparolyn reckte sich. »Ich bin überzeugt, daß wir dort gewesen sind. Wir beherrschten diese Welt und die Sterne, und zwar mit Maschinen, vor denen die Maschinen-Leute in Ehrfurcht erstarren würden, wenn wir sie noch besäßen.« Sie drückte erneut auf die Tasten. »Aber leider gibt es keine schriftlichen Zeugnisse über den von Ihnen eben erwähnten Vorgang. Was wollen Sie mit allen diesen Bändern anfangen?«
»Das weiß ich jetzt noch nicht. Können Sie mir auch helfen, den Ursprung der alten Unsterblichkeits-Droge aufzuspüren?«
Diesmal lachte Harkabeeparolyn leise, fast angenehm. »Ich bezweifle, daß Sie so viele Buchspulen auf einmal tragen können. Die Erfinder des Lebenselixiers bewahrten ihr Geheimnis bis zum Tod. Alle, die darüber schrieben, haben das Elixier nie gefunden. Aber ich kann Ihnen religiöse Texte geben, Polizeiberichte, Erzählungen von Hochstaplern und Betrügern, die behaupteten, das Rezept des Lebenselixiers zu besitzen, und Berichte von Expeditionen, die die Welt nach dieser Droge absuchten. Hier ist zum Beispiel eine Geschichte von einem unsterblichen Vampir, der die grasessenden Riesen tausend Falans lang heimsuchte, mit den Jahren immer gerissener wurde, bis.«
»Nein.«
»Man fand nie seinen Schatz mit dem Lebenselixier. Also nicht. Dann wollen wir mal weitersehen. das Ktistek-Gebäude schloß sich dem Zehner-Klub an, weil den anderen Clans das Lebenselixier noch vor dem Ktistek-Clan ausging. Eine faszinierende Studie politischer Machenschaften.«
»Nein, lassen wir das Thema. Wissen Sie etwas von dem Großen Ozean!«
»Es gibt zwei Große Ozeane«, wies sie ihn zurecht. »Nachts kann man sie sehr leicht am Himmelsbogen erkennen. In ein paar alten Märchen wird behauptet, daß die Unsterblichkeitsdroge aus dem Ozean antispinnwärts käme.«
»Aha.«
Harkabeeparolyn lächelte ironisch. Der kleine Mund konnte sogar recht kokett aussehen. »Sie sind naiv. Man kann nur zwei topografische Details auf dem Himmelsbogen mit dem nackten Auge erkennen. Nun gab es einmal etwas Wertvolles, das aus weiter Ferne herantransportiert werden mußte und seit Jahrhunderten nicht mehr erhältlich ist - wen nimmt es Wunder, daß jemand das Märchen aufbringt, die Unsterblichkeitsdroge kam aus einem der Großen Ozeane? Wer kann das leugnen oder einen anderen Ursprung angeben?«
Louis seufzte. »Sie haben vermutlich recht.«
»Luweewu, wie können diese Fragen
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