Die Ringwelt-Ingenieure
bezahlen, ehe er sich paaren und einen Haushalt errichten kann. Ich verlor mein Steuerguthaben, als ich mich versetzen ließ. Und die Versetzung ließ auch eine Weile auf sich warten.« Sie sah ihm jetzt wieder in die Augen. »Es war nicht sehr angenehm. Doch andere Begegnungen waren auch nicht besser. Sobald die Wirkung des Vampir-Parfüms nachläßt, wird die Erinnerung zu einem Alptraum. Die Gerüche, das Blut an den Lippen eines Nachtjägers, der Aasgeruch der Nachtwesen - all das bleibt im Gedächtnis haften.«
»Aber du bist jetzt weit entfernt vom Gebäude des Panth-Clans«, sagte Louis.
Die Tigerwesen unter dem Landungsboot versuchten aufzustehen. Sie taumelten. Dann lagen sie alle schlafend auf der Erde. Zehn Minuten später öffnete sich die Luftschleuse. Chmeee stieg das Fallreep hinunter, um die Burg seinem Willen zu unterwerfen.
Es dauerte sehr lange, bis der Hinterste wieder auf dem Flugdeck erschien. Er sah müde und ungekämmt aus. »Offenbar hattest du mit deiner Vermutung recht«, sagte er. »Der Scrith enthält nicht nur ein magnetisches Feld, sondern die gesamte Ringwelt-Struktur ist mit Superleiter-Kabeln durchzogen.«
»Das ist eine gute Nachricht«, erwiderte Louis. Ihm schien ein Stein vom Herzen zu fallen. »Das ist großartig! Aber woher konnten die Städtebauer das wissen? Ich traue ihnen nicht zu, daß sie das Scrith -Matenal aufbohrten, um nach Superleitern zu suchen.«
»Nein. Sie stellten Magnete für Kompasse her. Damit spürten sie das Netzwerk der Superleiter im Ringweltboden auf, das in einem hexagonalen Muster verlegt ist, dessen Durchmesser fünfzigtausend Meilen beträgt. Das half ihnen, Karten der Ringwelt herzustellen. Aber Jahrhunderte vergingen, ehe die Städtebauer so viel Physik beherrschten, um die Ursache dieser Magnetlinien zu erkennen. Diese Erkenntnis führte dann bei ihnen zur Entwicklung eigener Superleiter.«
»Die Bakterien, die ihr auf dem Artefakten ausgesät habt.«
»Sie können nicht an das Superleiter-Netz heran, das im Scrith vergraben ist. Ich weiß natürlich, daß der Boden der Ringwelt nicht immun ist gegen Meteoriten bestimmter Größe. Wir können nur hoffen, daß die Meteoreinschläge das Superleiter-Netz nicht zerstörten.«
»Die Chance, daß das Netz heil geblieben ist, besteht durchaus.«
Der Puppetier dachte eine Weile nach und sagte dann: »Louis, suchen wir immer noch das Geheimnis der Materie-Umwandlung?«
»Nein.«
»Aber das wäre die Lösung für alle unsere Probleme«, erwiderte der Hinterste. »Der Materie-Umwandler muß gigantische Ausmaße gehabt haben. Es ist viel leichter, Materie in Energie zu verwandeln, als Materie in andere Materie. Nehmen wir an, wir feuern unter der Ringwelt an einem Punkt, der am weitesten von ihrer Sonne entfernt ist, eine Materie-Umwandlungs-Kanone ab, wie ich das Gerät bezeichnen möchte. Die Reaktion dieser Entladung würde die Ringwelt wieder in ihre ursprüngliche Lage versetzen. Selbstverständlich würde das nicht ganz problemlos ablaufen. Die Schockwelle würde viele Eingeborene töten, aber viele würden auch am Leben bleiben. Die Schutzschicht aus Scrith -Schaum, die dabei verbrennen würde, könnte später wieder aufgetragen werden. Warum lachst du?« »Du bist ein brillanter Denker. Nur hat das Ganze einen Haken. Wir haben keinen Grund anzunehmen, daß eine Materie-Umwandlungskanone jemals auf der Ringwelt existierte.«
»Ich kann dir nicht ganz folgen.«
»Halrloprillalar hat Nessus einen Bären aufgebunden. Sie beichtete uns das später. Und woher wollte sie denn wissen, auf welche Weise die Ringwelt entstanden war? Ihre Vorfahren waren noch primitive Affen, als der Artefakt erschaffen wurde.« Louis sah, wie der Puppetier seine Köpfe einzog und rief: »Ich möchte jetzt keine hysterischen Anwandlungen erleben! Dafür haben wir keine Zeit.«
»Aye, aye.«
»Was hast du noch herausgefunden?«
»Wenig genug. Die Analyse des Scrith ist noch nicht vollständig. Und mit dem Märchen von dem Großen Ozean kann ich nichts anfangen. Damit mußt du dich befassen.«
»Morgen.«
Geräusche, die zu leise waren, um einen Sinn zu ergeben, hielten ihn wach. Louis drehte sich im Dunkeln und im freien Fall um.
Das Licht reichte aus, daß er das Wasserbett sehen konnte. Kawaresksenjajok und Harkabeeparolyn lagen sich in den Armen und flüsterten sich gegenseitig etwas ins Ohr. Louis' Übersetzer vermochte das Flüstern nicht aufzufangen. Aber für ihn klang es wie Liebesgestammel. Als
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