Die Ringwelt-Ingenieure
Kopf krümmte sich nach hinten.
»Manchmal hat es keinen Zweck, aufzugeben.«
28. Die Weltkarte von Kzin
Alle Lichter brannten grün. Zweifellos war der Autodock Herr der medizinischen Lage. Chmeee lebte also - lag als lebendiges Wesen in seinem medizinischen Sarg. Vielleicht war er bereits geheilt.
Aber das Thermometer auf dem Kommandodeck zeigte eine Temperatur von hundertzechzig Grad Fahrenheit.
Der Hinterste sagte: »Louis, bist du bereit, auf das Landungsboot überzusetzen?«
Die Weltkarte des Mars war ein schwarzer Strich unter der Linie der Hologramm-»Fenster« und befand sich jetzt direkt an Steuerbord. Die Weltkarte von Kzin war viel schwerer auszumachen. Einige Winkelgrade vor dem Mars und fünfzigtausend Meilen vom Raumschiff entfernt entdeckte Louis eine blaugrau gestrichene Linie vor dem blaugrauen Hintergrund des Meeres.
»Wir liegen aber noch nicht auf gleicher Höhe mit dem Landungsboot.«
»Nein. Die Drehung der Ringwelt verursacht immer noch eine Geschwindigkeitsdifferenz zwischen der Heißen Nadel und dem Landungsboot. Aber der Vektor ist genau senkrecht. Wir können die Geschwindigkeitsdifferenz lange genug ausgleichen.«
Louis brauchte eine Sekunde, um diese Bemerkung in ein Diagramm umzusetzen. Dann sagte er: »Stürzt du dich aus einer Höhe von tausend Meilen auf die Ebene des Ozeans hinunter?« »Jawohl. Nach deinem wahnsinnigen Zerstörungsakt erscheint jedes andere Risiko vernünftig.«
Louis brach in ein Gelächter aus (ein Puppetier, der Louis Wu eine Lektion in Tapferkeit erteilen wollte?), doch sogleich wurde er wieder nüchtern. War das nicht eine Möglichkeit für den Ex-Hintersten, einen Teil seiner Befehlsgewalt zurückzuerobern? Er sagte: »Also gut. Beginne mit dem Sturzflug.«
Er drehte die Wählscheibe und zog sich dann hölzerne Pantoffeln an. Er zog seinen Overall aus und wickelte ihn um den Schutzanzug und die Gerätekiste, behielt den Handscheinwerfer-Laser in der Hand. Die leere Meeresfläche dehnte sich rasend schnell aus.
»Fertig.«
»Los.«
Louis überquerte einhundertundzwanzigtausend Meilen mit einem einzigen Riesenschritt.
Kzin vor zwanzig Jahren:
Louis Wu räkelte sich auf einer abgenützten Stein-Fooch und war sehr mit sich zufrieden.
Diese seltsam geformten Steine, die sich Foochesth nannten, waren in den Jagd-Parkanlagen von Kzin genauso häufig anzutreffen wie Parkbänke auf der Erde. Sie ähnelten in ihrer Form einer Niere, damit ein männlicher Kzin sich mit angezogenen Beinen darauflegen konnte. Die Jagd-Parkanlagen der Kzinti waren zu fünfzig Prozent Wildnis und sowohl mit Jägern wie auch Speisetieren bestückt: ein orange- und gelbfarbener Dschungel, dem die Foochesth einen Hauch von Zivilisation verliehen. Die Bevölkerung der Kzin-Welt betrug mehrere hundert Millionen, war also nach der Meinung der Eingeborenen viel zu dicht besiedelt. Auch in den Parkanlagen wimmelte es von Kzinti.
Louis hatte seit dem frühen Morgen den Dschungel erforscht. Jetzt war er müde. Mit baumelnden Beinen beobachtete er das Gehen und Kommen der Einheimischen.
Im Dschungel war ein orangefarbener Kzin fast unsichtbar. Eben noch war da nichts gewesen; im nächsten Augenblick tauchte eine Vierteltonne eines intelligenten Fleischessers auf, der die Spur eines schnellen, von Panik ergriffenen Beutetiers verfolgte. Der männliche Kzin blieb mit einem Ruck stehen und starrte - auf Louis, der mit zusammengepreßten Lippen lächelte (weil ein Kzin immer die Zähne zeigt, wenn er einen Gegner herausfordert) und das Abzeichen auf seiner Schulter etwas weiter nach vorne schob, das ihm den Schutz des Patriarchen zusicherte (Louis hatte es dort befestigt, damit man es auch gut sehen konnte). Der Kzin kam zu dem Ergebnis, daß Louis nicht zu den für die Jagd freigegebenen Beutetieren gehörte, und zog sich wieder zurück.
Eigenartig, daß so ein gewaltiger Jäger sich in diesem gekräuselten gelben Laubwerk so gut zu verstecken vermochte, daß man seine Gegenwart nur spürte. Irgendwo in seiner Nähe waren mordgierige Augen auf ihn gerichtet.
Und dann kamen ein riesiges erwachsenes Männchen und ein noch mit kindlichem Flaum bedeckter Halbwüchsiger in sein Blickfeld.
Louis besaß ein paar Grundkenntnisse der Heldensprache. Er verstand den kleinen Kzin, der zu seinem Vater hochschaute und fragte: »Kann man das essen?«
Der Blick des erwachsenen Kzin kreuzte sich mit Louis' Blick. Louis' Lächeln wurde breiter, so daß seine Zähne sichtbar wurden.
Der
Weitere Kostenlose Bücher