Die Ringwelt-Ingenieure
die Wolken aus einer Höhe von tausend Meilen betrachteten, bewegten sie sich noch.
Kzinti, die sich auf ein so unglaublich großes Meer hinauswagten, waren bestimmt keine Feiglinge. Und wer von so einer Reise zurückkam, mußte über große Geistesgegenwart verfügen. Das Muster der Inselgruppe am Steuerbordhorizont - man mußte ein paarmal blinzeln, um sich zu überzeugen, daß diese Inseln tatsächlich existierten - symbolisierte die Weltkarte der Erde. Und diese Inselgruppe sah wie verloren aus in dieser blauen Fläche.
Ejne kühle, gemessene Altstimme unterbrach seinen Gedankengang: »Louis? Ich habe unsere Geschwindigkeit auf vier Meilen pro Sekunde reduziert.«
»Okay.« Vier oder fünf Meilen - was machte das hier für einen Unterschied?
»Louis, wo befindet sich deiner Meinung nach die Meteor-Verteidigungsanlage?«
Da war ein seltsamer Unterton in der Stimme des Puppetiers.» Ich kann mich nicht mehr erinnern.«
»Auf den Sonnenblenden, hattest du behauptet. So ist es auf den Bändern festgehalten. Die Verteidigungsanlage müsse sich auf den Schattenblenden befinden, wenn sie die Außenhaut der Ringwelt nicht gegen Meteore verteidigen kann.«
Keine Obertöne diesmal. Die Stimme klang leidenschaftslos. »Willst du sagen, ich habe mich getäuscht?«
»Hör mir gut zu, Louis. Als wir eine Geschwindigkeit von vier Komma vier Meilen pro Sekunde überschritten, entstand eine Sonnenfackel. Ich habe hier eine Bandaufzeichnung davon. Wir sahen die Fackel nicht, weil die Schutzschicht auf dem Rumpf das Licht ausblendete. Die Sonne hat einen Plasmastrahl ausgestoßen, der ein paar Millionen Meilen lang ist. Es war sehr schwierig, den Plasmastrahl zu beobachten, weil er direkt auf uns zukam. Er verlief nicht in einer Kurve, wie das eigentlich bei Sonnenfackeln der Fall zu sein pflegt, weil er von dem Magnetfeld der Sonne beeinflußt wird.«
»Dann war es auch keine Sonnenfackel, die uns traf.«
»Die Fackel dehnte sich im Zeitraum von zwanzig Minuten mehrere Millionen Meilen weit aus. Dann wurde sie zu einem violetten Laser.«
»O mein Gott!«
»Also ein Gaslaser von unglaublicher Größe. Die Erde glüht immer noch an der Stelle, wo der Laserstrahl hinfiel. Ich schätze, er hatte eine Breite von zehn Kilometern: kein besonders scharf gebündelter Strahl, aber das mußte er unter normalen Umständen auch nicht sein. Eine Fackel von dieser Größe würde selbst mit mäßiger Wirkungskraft einen Gaslaserstrahl mit der Energie von drei mal zehn hoch siebenundzwanzig Ergs pro Sekunde eine Stunde lang versorgen.«
Schweigen.
»Louis?«
»Laß mir eine Minute Zeit. Hinterster, das ist eine sehr eindrucksvolle Waffe.« Jetzt sah er es, worin das Geheimnis der Ringwelt-Ingenieure bestand. »Deshalb fühlten sie sich so sicher. Deshalb konnten sie eine Ringwelt bauen. Sie konnten jede Art von Invasion von ihrem Artefakten fernhalten. Sie hatten eine Laserwaffe, die größer war als jeder Planet im Universum, x größer als das Erd-Mond-System, größer als. Hinterster? Die Vorstellung ist so schwindelerregend, daß ich in Ohnmacht fallen könnte.«
»Louis, dafür haben wir jetzt keine Zeit.«
»Was war die Ursache? Irgend etwas muß den Plasmastrahl der Sonne ausgelöst haben. Ein magnetischer Auslöser. Es muß ein magnetischer Auslöser gewesen sein. Könnte das zu den Funktionen der Schattenblenden gehören?«
»Das bezweifle ich. Die Kameraaufzeichnung zeigt, daß der Ring der Schattenblenden sich zusammenschob und eine Lücke freigab, damit der Strahl passieren konnte. Wir können nicht davon ausgehen, daß derselbe Schattenblendenring gleichzeitig die Photosphäre magnetisch manipulierte. Ein intelligenter Ingenieur würde zwei voneinander getrennte Systeme dafür konstruieren. «
»Du hast recht. Absolut recht. Prüf es trotzdem nach, hörst du? Wir haben doch mit unseren Sensoren alle möglichen magnetischen Wirkungen aus drei verschiedenen Beobachtungswinkeln registriert. Stelle fest, was die Sonne zum Fackeln brachte.« Allah, Kdapt, Brahma, Finagle, hoffentlich waren es die Schattenblenden! »Hinterster? Egal, was du für ein Ergebnis bekommst - stecke deine Köpfe nur nicht in deinen Bauchnabel!«
Es folgte eine seltsame Pause. Dann: »Unter diesen Umständen würde das den Untergang für uns alle bedeuten. Ich würde mir einen hysterischen Anfall nur erlauben, wenn wir alle Hoffnungen aufgeben müßten. Woran denkst du gerade?«
»Es gibt immer noch eine Hoffnung. Denke daran!«
Endlich
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