Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Ringwelt-Ingenieure

Titel: Die Ringwelt-Ingenieure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
Vom Netzwerk:
auf.
    Die Flamme an Steuerbord schien in der Vergrößerung viel gewaltiger zu sein; aber das war selbstverständlich. Dort war die Ringmauer viel näher.
    Vala häutete das kleine Pelzwesen und warf es in den Topf, ohne die Eingeweide zu entfernen. Als sie sich wieder am Feuer aufrichtete, faßte Louis sie am Arm und führte sie aus dem Kreis des Feuers hinaus. »Warte ein wenig, und dann sag mir, ob du dort drüben am Horizont eine blaue Flamme erkennen kannst.«
    »Ja, ich sehe sie.«
    »Weißt du, was das ist?«
    »Nein, aber ich glaube, mein Vater weiß es. Es gibt Dinge, über die er nicht gerne spricht. Das letztemal, als er aus der Stadt zurückkam, schien er sehr bedrückt zu sein. Dort drüben sind noch mehr Flammen. Du mußt nur nach spinnwärts sehen, wo der Bogen sich über dem Horizont erhebt.«
    Ein greller blauweißer waagerechter Streifen über dem Horizont blendete seine Augen. Louis deckte ihn mit der ausgestreckten Hand ab. und jetzt, während er die Schutzbrille zu Hilfe nahm, konnte er noch zwei kleine Kerzenflammen am Rand des Himmelspfeilers ausmachen. Darüber sah er noch zwei, winzig wie Stecknadeln.
    Valavirgillin sagte: »Die erste Flamme bemerkten wir schon vor sieben Falans. Sie befand sich knapp über der Basis des Himmelspfeilers spinnwärts. Dann kamen noch ein paar Flammen dazu, diese großen dort drüben an Backbord und Steuerbord. Dann noch welche auf dem Bogen antispinnwärts. Inzwischen sind es einundzwanzig Fackeln. Man sieht sie nur zwei Tage lang, wenn die Sonne am heißesten ist.«
    Louis seufzte hörbar. Es war ein Seufzer der Erleichterung.
    »Louis, ich habe keine Ahnung, was es bedeutet, wenn du solche Geräusche machst. Bist du dann böse, erschrocken oder erleichtert?«
    »Ich weiß es selbst nicht genau. Sagen wir, ich sei erleichtert. Wir haben doch mehr Zeit, als ich glaubte.«
    »Zeit, wofür?«
    Louis lachte. »Hast du denn nicht schon genug von meiner Verrücktheit?«
    Sie ging nicht auf den Scherz ein. Sie entrüstete sich: »Schließlich bleibt es mir überlassen, ob ich dir glaube oder nicht!«
    Das nahm ihr nun Louis wiederum übel. Er haßte diese Frau nicht, aber sie besaß einen dornigen Charakter und hatte schon einmal versucht, ihn umzubringen. »Schön. Wenn dieses ringförmige Gebilde, auf dem du lebst, sich selbst überlassen bleibt, wird es gegen die Schattenblenden stoßen - diese rechteckigen Gebilde, die die Sonne verdecken, wenn es Nacht wird. In fünf oder sechs Falans wird es soweit sein. Dann wird alles auf dieser Welt sterben. Nichts Lebendiges wird sich noch auf dieser Welt bewegen, wenn sie mit der Sonne selbst zusammenstößt.«
    Sie schrie: »Und du seufzt erleichtert?«
    »Gemach, gemach. Die Ringwelt ist sich nicht selbst überlassen. Diese Flammen stammen von Motoren, die die Ringwelt bewegen. Wir befinden uns jetzt fast am sonnennächsten Punkt, und sie benützen Bremsdüsen -, die ihren Schub nach innen richten, gegen die Sonne. Das wirkt sich folgendermaßen aus.« Er zeichnete ihr mit einem Stock eine schematische Skizze in den Sand. »Verstehst du jetzt? Sie versuchen, die Ringwelt von der Sonne wegzubringen.«
    »Bedeutet das jetzt, daß wir nicht sterben werden?«
    »Die Motoren werden nicht ausreichen. Aber sie werden die Katastrophe hinauszögern. Wir können noch mit zehn oder fünfzehn Falans rechnen.«
    »Ich hoffe jetzt inbrünstig, daß du verrückt bist, Louis. Du weißt zuviel. Du weißt, daß diese Welt ein Ring ist, und das ist ein streng gehütetes Geheimnis.« Sie bewegte die Schultern, als wollte sie ein Gewicht verlagern. »Ja, ich habe genug davon.«
    Kannst du mir sagen, warum du mir nicht das Rishathra angeboten hast?«
    Das überraschte ihn. »Ich hätte gedacht, du hättest bis zum Ende deines Lebens genug vom Rishathra .«
    »Das ist kein Spaß. Rishathra ist die feierliche Besiegelung eines Waffenstillstandes!«
    »Oh. Also gut. Zurück zum Feuer?«
    »Natürlich. Wir brauchen Licht dafür.«
    Sie hob den Topf aus der Flamme und stellte ihn an den Rand des Feuers, damit das Essen nur noch langsam weiterkochte. »Wir müssen uns über die Bedingungen unterhalten. Bist du bereit, mir zu versichern, daß du mir nichts antun wirst?« Sie setzte sich ihm gegenüber auf den Boden.
    »Ich bin bereit, dir nichts anzutun, solange du mich nicht angreifst.«
    »Ich mache die gleiche Konzession. Was verlangst du noch von mir?«
    Sie war jetzt sachlich und nüchtern, und Louis paßte sich ihrem Ton an. »Du wirst mich

Weitere Kostenlose Bücher