Die Ringwelt-Ingenieure
wieder in die Halterungen einhängten, fuhr er in Gedanken fort. Er sollte es nicht laut sagen. So viel Macht und Ehrgeiz in der nächsten Umgebung konnten vermutlich die Nerven eines Puppetiers überstrapazieren. »Das ist aber ein langer Weg für aasessende Meldegänger.«
»Das Licht wandert weiter als wir. Hat diese Neuigkeit vielleicht Einfluß auf deine Prophezeiung vom Untergang der Welt?«
»Ich fürchte leider nein.« Es mochte wahr sein, daß ein Reparaturtrupp jetzt irgendwo an der Arbeit war; aber sie würden bald keine Bussard-Rammdüsen mehr haben, die sie in die Halterungen am Rande der Ringwelt einhängen konnten. »Aber so lange diese großen Flammen am Himmel stehen, zögern sie den Untergang der Welt hinaus. Ich hatte mit einer Galgenfrist von sieben oder acht Falans gerechnet. Ich glaube, wir haben noch etwas mehr Zeit.«
»Eine gute Nachricht. Was wirst du jetzt unternehmen?«
Einen Moment lang war Louis versucht, die fliegende Stadt aufzugeben und sich nur noch mit den Kobolden zu befassen. Aber er hatte viele Mühen auf sich genommen, um hierher zu kommen, und Kobolde gab es überall. »Ich warte die Nacht ab und fliege dann in die Stadt hinauf. Vala, dein Anteil an dem Superleiter-Tuch befindet sich im Kastenwagen. Ich wäre dir dankbar, wenn du eine Weile lang niemandem etwas von diesem Tuch verrätst oder von mir., bis sich diese Welt ein paarmal um die Sonne gedreht hat. Meinen Anteil an dem Tuch kannst du in einem Falan wieder ausgraben, wenn niemand es beansprucht. Und ich habe auch etwas von dem Tuch bei mir.« Er schlug mit der Hand auf eine Westentasche, wo er einen Quadratmeter von dem Superleiter-Tuch zu der Größe eines Taschentuchs zusammengefaltet hatte.
»Ich wollte, du würdest das Tuch nicht mit in die Stadt nehmen«, sagte Vala.
»Sie werden es nur für einfaches Tuch halten, bis ich sie aufkläre«, erwiderte Louis. Das war fast eine Lüge. Louis hatte vor, das Tuch als Superleiter zu verwenden.
Die Kobolde starrten ihn an, als er die Shorts auszog -prägten sich vermutlich Einzelheiten ein, die ihnen helfen konnten, die Heimat seiner Rasse auf der Ringwelt zu finden. Er zog die Panzerweste an.
Das Koboldweibchen fragte plötzlich: »Wie hast du die Frau von den Maschinen-Leuten davon überzeugt, daß du ein vernünftiges Wesen bist?«
Vala erläuterte es ihnen, während Louis auch noch die Schutzbrille aufsetzte und den Handscheinwerfer-Laser in die Tasche steckte. Die Kobolde behielten ihr Lächeln nur noch mühsam bei. Das Weibchen fragte: »Kannst du diese Welt wirklich retten?«
»Verlaßt euch nicht auf mich. Versucht lieber, das Reparaturzentrum wiederzufinden. Streut meine Bitte über die ganze Welt aus. Versucht auch die Bandersnatchi danach zu fragen - die großen weißen Bestien, die in den Sümpfen spinnwärts leben.«
»Wir kennen sie.«
»Gut. Vala.«
»Ich gehe jetzt, um zu berichten, wie meine Freunde starben. Vielleicht treffen wir uns nie wieder, Louis.« Valavirgillin nahm den leeren Tornister auf und entfernte sich rasch.
»Wir wollen ihr Schutzgeleit geben«, sagte der weibliche Kobold. Auch die beiden Angehörigen des Nachtvolkes verließen ihn jetzt.
Sie hatten ihm kein Glück zu seinem Unternehmen gewünscht. Warum nicht? Vielleicht lag das an ihrer Lebensweise. Möglicherweise waren sie alle Fatalisten. Glück bedeutete ihnen nichts.
Louis betrachtete den dunklen, von weißen Flecken unterbrochenen Himmel. Er war versucht, schon jetzt hinaufzufliegen. Aber er wollte doch lieber die Nacht abwarten. Er sprach in den Übersetzer: »Hinterster, hörst du mir zu?«
Offenbar tat das der Puppetier nicht.
Louis streckte sich unter der mächtigen Schieferplatte mit den Pilzen aus. Dicht über der Erde schien die Luft sauberer zu sein. Er nippte nachdenklich an der Nektarflasche, die Vala ihm überlassen hatte.
Was für Wesen waren diese Kobolde? Ihre Stellung in dieser Ökologie schien unangreifbar zu sein. Wie war es ihnen gelungen, ihre Intelligenz zu bewahren? Warum brauchten sie überhaupt Intelligenz? Vielleicht mußten sie zuweilen um ihre Privilegien kämpfen. Oder um Anerkennung. Und vermutlich stellten die tausenderlei lokalen Religionen auch einen hohen Anspruch an ihr Sprachvermögen.
Doch jetzt wieder zur Sache: Wie konnten sie ihm helfen? Gab es irgendwo eine Enklave der Kobolde, wo man sich an die Quelle des Unsterblichkeits-Elexiers erinnerte? Das nach seiner Hypothese aus der Wurzel des Pak-Lebensbaumes hergestellt
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