Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Ringwelt-Ingenieure

Titel: Die Ringwelt-Ingenieure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
Vom Netzwerk:
finden. Louis folgte dichtauf. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit, und er sah, daß sie auf einem schmalen Pfad zwischen Beeten voller Gewächsen gingen.
    Die Pilze reichten von Knopfgröße bis zu asymetrischen Gebilden, die Louis über den Kopf reichten. Deren Stengel waren so dick wie seine Hüften. Manche ähnelten den irdischen Pilzen, andere wieder hatten überhaupt keine Form. Ein Geruch von Verwesung hing in der Luft. Manchmal schossen die Sonnenstrahlen senkrecht durch die Lücken zwischen den schwebenden Gebäuden nach unten. Diese Strahlenbündel waren so grell, daß sie aussahen wie Säulen aus solidem, spiegelndem Metall.
    Gekräuselte gelbe Pike mit scharlachroten Rändern wucherten auf einem Block aus grauem Schiefer. Mittelalterliche Lanzen standen kerzengerade, weiße Schäfte mit blutroten Spitzen.
    Ein Fell mit orangefarbenen und gelben Mustern überzog einen morschen Baumstamm.
    Die Leute, die hier arbeiteten, waren fast so bunt gemischt wie die Pilze. Da waren Angehörige des Läufer-Volkes, die mit einer Zwei-Hand-Säge einen großen elliptisch geformten Pilz mit orangefarbener Halskrause fällten. Wesen mit breiten Gesichtern und mächtigen Händen füllten weiße Knopfpilze in einen Korb. Gras-Riesen trugen die gefüllten Körbe zu einem Sammelbehälter. Vala gab flüsternd Erläuterungen: »Die meisten Arten ziehen es vor, sich in Gruppen zu vermieten, um sich gegen den Kulturschock abzuschirmen. Sie wohnen auch in getrennten Unterkünften.«
    Da war ein halbes Hundert Leute bei der Arbeit und harkten Kompost und Mist auf die Beete; Louis konnte den Dünger schon aus großer Entfernung riechen. Waren das Arbeiter von Valas Spezies? Ja, es waren Maschinen-Leute, aber zwei von ihnen standen abseits, sahen zu und waren mit Gewehren bewaffnet. »Was sind denn das für Leute? Gefangene?«
    »Gefangene, die wegen kleiner Delikte verurteilt wurden. Zwanzig oder fünfzig Falans lang dienen sie der Gemeinschaft in diesem.« Sie unterbrach sich. Einer der Wächter kam auf sie zu.
    Er begrüßte Vala. »Lady, Sie sollten sich hier nicht aufhalten. Diese Misthändler finden vielleicht Gefallen an Ihnen und nehmen Sie zur Geisel.«
    Vala klang erschöpft: »Mein Wagen streikte. Ich muß zur Akademie und Bescheid sagen, was passiert ist. Bitte, darf ich durch die Schatten-Farm gehen? Wir wurden alle umgebracht. Alle wurden von Vampiren getötet. Sie müssen das erfahren. Bitte!«
    Der Wächter zögerte. »Also gut. Sie dürfen passieren. Aber nicht ohne eine Eskorte.« Er pfiff ein paar Töne. Es hörte sich an wie ein Leitmotiv. Dann wandte er sich Louis zu: »Und was ist mit dir?«
    Vala antwortete an Louis Stelle: »Ich mietete ihn, damit er mein Gepäck tragen soll.«
    Der Wächter sprach langsam und deutlich: »Du gehst mit der Lady so lange mit, wie sie dich braucht. Aber du bleibst in den Grenzen der Schatten-Farm. Dann kehrst du wieder zu deinem Arbeitsplatz zurück. Was hast du zuletzt gearbeitet?«
    Louis war ohne seinen Übersetzer zur Stummheit verurteilt. Er dachte an den Handscheinwerfer-Laser, den er in seinem Tornister vergraben hatte. Er legte die Hand auf einen Felsblock, der mit lavendelfarbenen Pilzen bewachsen war. Dann deutete er auf einen Schiefer, auf dem ähnliche Pilze wucherten.
    »Okay.« Der Wächter blickte über Louis Schulter. »Ah.«
    Der Geruch sagte Louis schon alles, ehe er sich umdrehte. Er wartete mit stoischer Ruhe, während der Wächter zwei Kobolde instruierte: »Bringt die Lady und ihren Gepäckträger zum anderen Ende der Schatten-Farm. Paßt auf, daß ihnen nichts zustößt.«
    Sie gingen in einer Reihe den Pfad hinunter, der zum Zentrum der Schattenfarm führte. Der männliche Kobold ging an der Spitze, der weibliche bildete den Schluß. Der Geruch der Verwesung wurde strenger. Schlitten, die mit Düngemittel beladen waren, glitten auf anderen Wegen an ihnen vorüber.
    Tanj! Wie sollte er jetzt die Kobolde wieder loswerden?
    Louis bückte zurück. Das Koboldweibchen grinste ihn an. Ihr machte dieser strenge Geruch bestimmt nichts aus. Ihre Zähne waren mächtige Dreiecke, ausgezeichnet dafür geeignet, rohes Fleisch zu zerreißen. Ihre Koboldohren standen aufrecht. Wie ihr Geschlechtspartner trug sie eine große Tasche an einem Tragriemen über der Schulter. Sonst war sie nackt. Fast alle Partien ihres Körpers waren mit einem dichten Haarkleid bedeckt.
    Sie erreichten einen großen, kreisförmigen Bezirk, wo alle Pilze abgeerntet waren.

Weitere Kostenlose Bücher