Die Risikoluege
der Fluggesellschaft, die Ausbildungs- und Übungsprogramme
in manueller Flugzeugsteuerung – vor allem für einen beginnenden Strömungsabriss und dessen Beendigung – zu verbessern, und rät dem Hersteller Airbus für eine »direkt für die Piloten an Bord der Flugzeuge zugängliche Angabe des Anstellwinkels« zu sorgen.
Im Cockpit eines Flugzeuges gibt es eine Vielzahl von Instrumenten. Viele von ihnen, erkläre ich immer, symbolisieren kleine Grabkreuze. Es ist etwas passiert, man hat daraus gelernt und ein Instrument hinzugefügt. Auf diese Weise wurde die Sicherheit von Flugzeugen, aber auch anderer technischer Systeme verbessert, vorausgesetzt man verlernt dabei nicht das Fliegen, das heißt vergisst nicht bereits erworbenes Wissen.
Kurz nach Veröffentlichung des Zwischenberichts gerieten auch die Ermittler der BEA ins Zwielicht. Ihnen wurde vorgeworfen, aus dem Bericht ein entscheidendes Kapitel gestrichen zu haben, und zwar genau das, welches sich mit dem verwirrenden Verhalten der Überzieh-Warnung beschäftigt. Darin soll die BEA der europäischen Luftfahrtbehörde EASA empfohlen haben, sicherzustellen, dass das Funktionieren der Überzieh-Warnung während des Flugs nicht durch beeinträchtigte Geschwindigkeitsanzeigen infrage gestellt wird. Da das Problem offenbar längst bekannt und weitverbreitet ist, kann dieser Passus dem Hersteller Airbus natürlich nicht gefallen.
Die BEA erklärte hierzu, dass ihr die Behandlung des Themas Strömungsabriss zum Zeitpunkt der Veröffentlichung voreilig erschienen war. Erst bis Mitte 2012 werde ein vollständiger Endbericht auf wissenschaftlicher Basis und in Zusammenarbeit mit der Europäischen Flugaufsichtsbehörde EASA erscheinen, der auch dieses Thema gegebenenfalls beinhaltet.
Warum aber sind die Ursachen von Flugzeugunglücken so schwer zu ermitteln und warum dauert es so lange, bis sie aufgeklärt werden? »Weil die Unglücke immer komplexer werden«, erklärt Jean-Marc Cluzeau von der EASA auf einer Expertentagung 2011 in Köln. Und Herbert Meyer, der bei der Behörde für Großflugzeuge zuständig ist, ergänzt: »Ein Unglück ist heute fast immer eine Kombination von technologischen und menschlichen Faktoren.«
Die Flugzeugkatastrophe der Air France hat weltweit große Aufmerksamkeit auf sich gezogen, auch deshalb, weil Unfälle mit Flugzeugen normalerweise am Boden oder bei Start und Landung passieren, inmitten eines Langstreckenfluges aber extrem selten sind. Auf der viel beflogenen Atlantikroute zwischen Europa und Nordamerika ging noch nie ein Flugzeug verloren.
Das Unglück hat aber auch diejenigen, die Flugangst haben, wieder einmal in ihrer Meinung bestätigt, dass Flugreisen doch eine gefährliche Angelegenheit sind. Aber sind sie das wirklich? Ist Fliegen beispielsweise gefährlicher als Autofahren? Oder, anders gefragt: Wie wahrscheinlich ist es, bei einem Flugzeugunglück ums Leben zu kommen?
Bei Risiken dieser Art interessieren vorrangig die Wahrscheinlichkeiten, dass etwas passiert, und über die wissen wir ziemlich genau Bescheid. Jemanden, der Angst davor hat, ein Flugzeug zu besteigen, weil es abstürzen könnte, interessiert weniger der mögliche Schaden, den er dabei erleidet, denn meist ist es der Tod, als vielmehr die Frage, wie wahrscheinlich es ist, dass es überhaupt zu einem Absturz kommt.
Wenn ich also dem Flugängstlichen sage, dass das Todesrisiko des Autoverkehrs bei uns etwa 1 zu 20 000 beträgt
(von 20 000 Verkehrsteilnehmern erleidet einer innerhalb eines Jahres einen tödlichen Unfall), das des Fliegens aber bei 1 zu 3 000 000 liegt (von drei Millionen Flugreisenden kommt einer innerhalb eines Jahres ums Leben), dann mögen ihm diese Zahlen vielleicht nicht seine Flugangst nehmen, können ihm aber eine brauchbare Perspektive geben und ihm bei der Entscheidung helfen, ob er dieses Risiko eingehen will oder nicht. Fazit: Das Gefährlichste an einer Flugreise ist die Autofahrt zum und vom Flugplatz.
Natürlich ist das mit den Risiken so eine Sache. Eins zu drei Millionen klingt gut, nur leider wissen wir nicht, wann dieses eine Mal sein wird und ob der eine man selbst oder ein anderer ist.
Dennoch: Das Flugzeug gehört dank laufender technischer Weiterentwicklungen zu den sichersten Fortbewegungsmitteln überhaupt. Dass der Flugverkehr immer sicherer geworden ist gilt besonders für Europa. Nach EASA- Angaben ist im Jahr 2010 erstmals in der Geschichte der europäischen Luftfahrt kein Passagier bei kommerziellen
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