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Die Risikoluege

Die Risikoluege

Titel: Die Risikoluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Heilmann
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in der Schweiz. Aus internen Dokumenten des BP-Konzerns geht hervor, dass trotz Warnungen von Fachleuten zur Abdichtung des Bohrlochs von Transocean bewusst eine Methode gewählt wurde, die
zwar kostengünstig, aber auch mit größerem Risiko von Gasaustritt verbunden war.
    Beteiligt an den Arbeiten auf Deepwater Horizon war auch der US-Konzern Halliburton, ein international agierender Konzern und führender Anbieter von technischen Dienstleistungen sowie Zulieferer verschiedener Produkte an Unternehmen aus der Erdöl- und Energieindustrie. Er war vor allem für die wichtige Bohrlochzementierung zuständig.
    Viele große Industrieunternehmen – wie in diesem Fall BP – arbeiten heutzutage mit Subunternehmen zusammen. Das Unternehmen, welches das günstigste Angebot macht, wird in der Regel genommen. Und das Unternehmen, das dies kann, hat meist an den Kosten für Sicherheit gespart. Immer steht der Profit im Vordergrund der Überlegungen, nicht die Sicherheit.
    Eine Gefahr für die Sicherheit großer Industrieanlagen liegt zusätzlich darin, dass sie von einer Vielzahl von Subunternehmen gebaut und später betreut werden. Die Verantwortung für Sicherheit wird also von vielen (oder niemandem) in letzter Verantwortung getragen, jeder verlässt sich auf den anderen, und bei Unfällen schiebt einer dem anderen die Schuld zu.
    Das nach dem Untergang der Deepwater Horizon auf dem Meeresboden ausströmende Öl führte zur schwersten Umweltkatastrophe dieser Art in der Geschichte. Die Bohrstelle liegt im Zentrum eines Gebietes von Tierschutzreservaten. Die Küste Louisianas war von der Verschmutzung besonders schwer getroffen, aber auch die Küstenregionen von Florida, Mississippi, und Alabama wurden in Mitleidenschaft gezogen. Die vom 20. April bis zum 16. Juli 2010 aus dem Bohrloch in den Golf von Mexiko
ausgetretene Ölmenge wird auf 800 Millionen Liter geschätzt. BP sind für Reinigungsarbeiten und Schadensersatzzahlungen bis Sommer 2011 Kosten von mehr als 40 Milliarden Dollar (27,4 Milliarden Euro) entstanden.
    17 Prozent des Öls wurden direkt am Bohrloch abgefangen, wo Unterwasserroboter drei Millionen Liter Dispersionsmittel verteilten. Die schweren Bestandteile des Öls sind auf den Meeresboden gesunken und haben dort Lebewesen wie Krebse, Seesterne, Korallen und Würmer erstickt. 58 Prozent des Öls befinden sich noch im Meer und schweben als kleine Tröpfchen wie Wolken im Wasser. 25 Prozent des ausgetretenen Öls sind über die Meeresoberfläche auf verschiedene Arten verschwunden: An der Oberfläche verdunstet, per Schiff von der Oberfläche abgepumpt, auf ihr verbrannt oder auf natürlichem Weg von Bakterien abgebaut.
    Der Großteil des Öls ist also nicht einfach weg oder auf wundersame Weise verschwunden, sondern befindet sich immer noch irgendwo in den Tiefen des Meeres. Bis heute weiß keiner genau, wie viel Öl wirklich ins Meer entwichen ist, vor allem aber, welche Folgen das alles für das Leben im Meer und die an den Küsten lebenden Menschen in Zukunft noch haben wird. Wenn man die 20-jährigen Erkenntnisse aus der Exxon- Valdez-Ölkatastrophe in Alaska zugrunde legt, ist es unmöglich, die Auswirkungen der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko schon nach 16 Monaten abschätzen zu können. Denn während die unmittelbaren Konsequenzen - mehr als 6000 tote Vögel, Seeschildkröten, Delphine und Wale, absterbende Korallen und von Ölschlick verschmutzte Strände und Sümpfe – für jedermann sichtbar waren, sind Aussagen zu den langfristigen ökologischen Schäden erheblich schwieriger.

    Dennoch will BP die Entschädigungen kürzen, die zukünftige Einbußen Betroffener ausgleichen sollen. Die Region habe sich erholt (ja, über Wasser) und es gebe nach den von BP in Auftrag gegebenen Gutachten keine Grundlage anzunehmen, dass Antragsteller, von wenigen Ausnahmen abgesehen, künftige Einbußen aufgrund der Ölpest befürchten müssten. Zahlungen für künftige Einbußen Einzelner und von Unternehmen sollten also eingestellt werden, heißt es in einem Papier des Konzerns an den staatlich verwalteten Entschädigungsfonds (GCCF). Der Fonds hatte im August 2010 die Verwaltung der Ausgleichszahlungen übernommen, sein Programm soll bis 2013 laufen. 20 Milliarden Dollar für die Entschädigung der Opfer waren veranschlagt, etwa 4,5 Milliarden Dollar wurden bis Sommer 2011 ausgezahlt. Es bleibt für die Betroffenen also nur zu hoffen, dass in dieser Angelegenheit das letzte Wort noch nicht gesprochen

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