Die riskante Affaere
einem See gesagt hat. Ich habe nie richtig zugehört, wenn sie loslegte. Weil man das meiste sowieso nicht ernst nehmen konnte.«
Ally setzte die Befragung noch zehn Minuten fort, aber mehr erfuhr sie nicht.
»Okay, wenn Ihnen noch was einfällt, würde ich mich über einen Anruf freuen.« Ally stand auf und reichte Frannie eine Visitenkarte.
»Klar.« Frannie schaute prüfend auf die Visitenkarte. »Detective Fletcher.«
»Würden Sie mir jetzt bitte Beth raufschicken?«
»Warum, zum Teufel, lassen Sie sie nicht einfach in Ruhe? Sie weiß nichts.«
»Na, weil es mir so viel Spaß macht, Leute zu schikanieren.« Ally ging um den Schreibtisch, setzte sich auf die Kante. »Okay, legen Sie los. Sie wollten mir doch noch die Meinung sagen.«
»Genau. Weil ich es wirklich das Allerletzte finde, uns alle hier so zu benutzen und zu hintergehen. Ich weiß doch, wie so was läuft. Sie überprüfen die einzelnen Lebensläufe und verschaffen sich Informationen über jeden möglicherweise Beteiligten. Wahrscheinlich sind Sie jetzt enttäuscht, dass es Jan ist und nicht die Exhure.«
»Irrtum. Ich mag Sie, auch wenn Sie sich das vielleicht nicht vorstellen können.«
Aus dem Gleichgewicht gebracht, setzte Frannie sich wieder. »Quatsch.«
»Und wieso sollte ich Sie nicht mögen? Sie haben es geschafft, aus einem Teufelskreis auszubrechen. Sie haben einen ordentlichen Job, und Sie machen ihn gut. Mein einziges Problem mit Ihnen ist Jonah.«
»Was soll das denn jetzt heißen?«
»Sie haben eine Beziehung mit ihm, und ich fühle mich von ihm angezogen. Das bedeutet, dass Sie ein Problem für mich sind, ganz einfach.«
Frannie zündete sich verblüfft eine neue Zigarette an. »Jetzt kapier ich überhaupt nichts mehr. Meinen Sie das ernst mit Jonah?«, fragte sie, nachdem sie einen Moment geschwiegen hatte. »Sind Sie wirklich verliebt in ihn?«
»Kann gut sein, aber das ist mein Problem. Also, wie schon gesagt, ich mag Sie. Genauer gesagt bewundere ich Sie dafür, dass Sie Ihr Leben wieder so gut in den Griff bekommen haben. Ich musste nie solche Sachen machen oder diese Art von Entscheidungen treffen, trotzdem würde ich gerne von mir denken, dass ich meine Sache auch so gut mache wie Sie.«
»Verdammt.« Frannie stand auf und lief aufgeregt auf und ab. »Verdammt«, wiederholte sie. »Okay. Also … erstens habe ich nichts mit Jonah, jedenfalls nicht so, wie Sie denken. Ich habe nie etwas mit ihm gehabt. Er hat mich nie gekauft, als ich noch käuflich war, und auch später hat er mich nie angefasst. Nicht einmal, als ich es ihm anbot.«
Obwohl sie Erleichterung in sich aufsteigen spürte, versuchte Ally, sich nichts anmerken zu lassen. »Warum nicht? Ist er blind?«
Frannie hörte auf, hin und her zu laufen. »Ich will Sie nicht mögen, obwohl Sie einem das schwer machen. Ich liebe ihn. Vor langer Zeit habe ich ihn … anders geliebt als jetzt. Wir sind zusammen aufgewachsen … mehr oder weniger. Ich meine, wir kennen uns schon seit unserer Kindheit. Ich und Jonah und Will.«
»Ich weiß. Das merkt man.«
»Früher, als ich noch auf den Strich ging, kam Jonah manchmal vorbei und hat mir für eine ganze Nacht Geld gegeben. Und dann sind wir einfach nur irgendwo essen gegangen.« Frannies Blick wurde zärtlich. »Er war schon immer total lieb. Anders als die ganzen Idioten damals.«
»Reden wir von ein und demselben Mann?«
»Wenn er einen mag, ist er das. Er hebt dich auf, selbst wenn du noch so oft hinfällst, und auch wenn du ihn dabei in die Hand beißt. Gegen so viel Freundlichkeit kann man sich nicht lange wehren. Aber ich habe es ihm nie leicht gemacht.« Mit einem Aufseufzen setzte sie sich wieder und trank ihren Softdrink aus. »Vor ein paar Jahren war ich am Ende. Ich bin auf den Strich gegangen, seit ich fünfzehn war. Mit zwanzig war ich fertig. Ich konnte einfach nicht mehr und beschloss, mir – so richtig schön dramatisch – die Pulsadern aufzuschneiden.« Sie hielt die Linke hoch und zeigte Ally die vernarbte Innenseite ihres Handgelenks. »Aber weiter bin ich nicht gekommen.«
»Was hat Sie aufgehalten?«
»Vor allem das viele Blut. Das hat mich echt abgetörnt.« Frannie lachte überraschend fröhlich auf. »Da stand ich nun in diesem verdreckten Badezimmer, voll gepumpt mit Drogen, blutüberströmt, und hatte Angst. Todesangst. Da habe ich Jonah angerufen. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn ich ihn nicht erreicht hätte oder wenn er nicht gekommen wäre. Er hat mich ins Krankenhaus
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