Die riskante Affaere
Herrgottsfrühe von ihr wegzugehen, statt zu bleiben und zu nehmen, was sie ihm angeboten hatte.
Ein Fehler, mit dem er leben musste. Gleichzeitig er war sicher, dass ihm das besser gelingen würde als mit jeder anderen Alternative.
Allerdings erwartete er trotz allem, von ihr wenigstens über ihre nächsten Schritte informiert zu werden. Das war sie ihm schuldig, verdammt noch mal! Er hatte sie in sein Leben, in seinen Club gelassen, hatte erlaubt, dass sie Seite an Seite mit seinen Freunden arbeitete, während sie ihn hintergangen hatte. Während sie alle hintergangen hatte. Während er sie alle hintergangen hatte.
Nein, bei Gott, er wollte Antworten.
Er streckte eben ein weiteres Mal die Hand nach dem Telefonhörer aus, als die Aufzugtüren auseinanderglitten. Und Ally hereingerauscht kam.
»Ich hatte den Code noch.«
Schweigend legte er den Hörer zurück. Er sah, dass sie für die Arbeit angezogen war. Für die Polizeiarbeit. »Ich werde mir vormerken, ihn ändern zu lassen.«
Sie zog die Augenbrauen hoch, während sie weiterging und sich ihm gegenüber in einen Sessel setzte. »Das dachte ich mir.«
Ihm ist eine Laus über die Leber gelaufen, überlegte sie. Allerdings hatte sie keine Ahnung, welche. Nun, das würden sie später klären. »Fricks hat seinen Schwager verpfiffen«, berichtete sie. »Matthew Lyle alias Lyle Matthews alias Lyle Delany. Größtenteils Computerkriminalität, ein paar Überfälle. Er hat ein langes Strafregister, aber die meisten Anklagen wurden abgeschmettert. Wegen unzureichender Beweislage oder weil mit der Staatsanwaltschaft Deals zustande kamen. Er war auch mal in psychiatrischer Behandlung. Jetzt ist er auf der Flucht. Wir sind vor zwei Stunden zu seiner Wohnung gefahren, aber er war schon fort.«
Ally machte eine Pause und rieb sich die Augen. »Hatte keine Zeit, irgendwas mitzunehmen. Das Haus war bis obenhin vollgestopft mit Diebesgut. Allem Anschein nach haben sie ganz wenig weiterverkauft, wenn überhaupt. In dem Haus sieht es aus wie in einer Auktionshalle. Ach, übrigens, dir wird heute Abend eine Bedienung fehlen.«
»Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du heute Abend zur Arbeit erscheinst.«
»Ich rede nicht von mir, sondern von Jan. Nach Fricks’ Aussage hatte sie mit Lyle ein Verhältnis. Sie war die Verbindungsfrau im Innern. Sie hat die potenziellen Opfer ausspioniert und Lyle über Handy die Kreditkartennummern mitgeteilt. Dann kamen die Fricks ins Spiel und zogen die Nummer mit den Schlüsseln ab. Und wenn die Gäste nach der Rechnung verlangten, alarmierte Jan die beiden. Falls nötig, hat sie alles getan, um die Bezahlung so lange hinauszuzögern, bis die Fricks’ es geschafft hatten, das Weite zu suchen. Alles in allem ist die Rechnung jedes Mal aufgegangen.«
»Befindet sich Jan in Gewahrsam?«
»Nein, offenbar war sie letzte Nacht überhaupt nicht zu Hause. Ich nehme an, sie ist direkt zu Lyle gegangen, und dann sind sie zusammen untergetaucht. Aber wir schnappen sie schon noch. Alle beide.«
»Daran zweifle ich keine Sekunde. Ich nehme an, damit ist deine Zusammenarbeit mit dem ›Blackhawk‹ beendet.«
»Sieht ganz danach aus.« Ally stand auf und ging zum Fenster. Da die Jalousien heute geschlossen waren, schob sie einen Finger zwischen die Lamellen und drückte sie hinunter, um hinausschauen zu können. »Ich werde deine Angestellten befragen müssen. Hast du etwas dagegen, wenn ich dein Büro benutze?«
»Nein.«
»Gut. Ich fange am besten gleich mit dir an. Dann haben wir das schon mal hinter uns.« Sie setzte sich wieder und zückte ihr Notizbuch. »Erzähl mir alles, was du über Jan weißt.«
»Sie war ungefähr ein Jahr hier. Sie ist zuverlässig, kollegial und tüchtig, viele Stammgäste haben sie ausgesprochen geschätzt. Sie hat außerdem ein ausgezeichnetes Namensgedächtnis.«
»Hattest du jemals etwas mit ihr?«
»Nein.«
»Aber du wusstest, dass sie mit Frannie in einem Haus wohnt?«
»Ist das verboten?«
»Warum hast du sie eingestellt?«
»Sie hat sich beworben. Frannie hatte nichts damit zu tun.«
»Das habe ich auch nicht gesagt.« Ally holte ein Foto aus ihrer Tasche. »Hast du diesen Mann jemals hier im Club gesehen?«
Jonah schaute auf das Polizeifoto, das einen etwa dreißigjährigen dunkelhaarigen Mann zeigte. »Nicht dass ich wüsste.«
»Hast du ihn sonst schon mal irgendwo gesehen?«
»Nein. Ist das Lyle?«
»Ja. Warum bist du wütend auf mich?«
»Verärgert«, korrigierte er kühl. »Ich würde
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