Die riskante Affaere
seine Spielchen mitspielt. Allein wird er untergehen.«
»Stimmt. Hinzu kommt, dass es eine Frau ist, die zu bestrafen er sich am meisten wünscht. Und in diesem Fall bist du die Auserwählte.«
»Stimmt ebenfalls. Sein erster großer Fehler war es, in meine Wohnung einzubrechen. Damit hat er sich zu erkennen gegeben. Er hat überall Fingerabdrücke hinterlassen. Seine Trauer und seine Wut haben ihn dazu getrieben, die Karten offen auf den Tisch zu legen. Indem er Jan mit meinem Küchenmesser erstochen hat, wollte er mir mitteilen, dass ich genauso gut das Opfer hätte sein können.«
»Immer noch kein Einspruch. Warum hast du niemanden zu deinem Schutz bei dir?«
»Tagsüber wird er mich in Ruhe lassen. Er arbeitet nachts. Aber keine Angst, Dad, ich werde kein Risiko eingehen. Ehrenwort. Ich wollte dir nur sagen, dass ich gegen Dennis Anzeige erstattet habe.«
»Das ist gut. Ich will nicht, dass er dir ständig nachstellt, und erst recht will ich nicht, dass du abgelenkt wirst. Ich war heute Morgen in deiner Wohnung.«
»Da werde ich wohl einige größere Renovierungsarbeiten vornehmen müssen.«
»Du kannst unmöglich dort wohnen. Komm für ein paar Tage nach Hause. Wenigstens bis dieser Fall abgeschlossen ist.«
»Ich habe bereits ein Ausweichquartier.« Sie schob ihre Hände in die Taschen und wippte unruhig vor und zurück. Was jetzt kam, war heikel. »Ich wohne im ›Blackhawk‹.«
»Du kannst dich doch nicht in einem Nachtclub einquartieren«, protestierte Boyd. Doch schon eine Sekunde später wurde ihm der Sinn ihrer Worte klar. Es war wie ein hinterhältiger Faustschlag in den Solarplexus. »Oh.« Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, während er zu seinem Schreibtisch ging. Dort angelangt, schüttelte er den Kopf, änderte die Richtung und marschierte konsterniert zur Kaffeemaschine. »Du … ah … Teufel.«
»Ich schlafe mit Jonah.«
Boyd, der immer noch mit dem Rücken zu ihr stand, hob eine Hand und wedelte damit herum. Ally verstand, schwieg und wartete.
»Du bist eine erwachsene Frau. Du kannst tun und lassen, was du willst Ally«, brachte er schließlich mühsam heraus, während er die Kaffeekanne auf die Warmhalteplatte zurückstellte. »Verdammt.«
»Ist das eine Bemerkung über mein Alter oder über mein Verhältnis zu Blackhawk?«
»Beides.« Er drehte sich zu ihr um. Sie war so hübsch, diese Frau, sein Fleisch und Blut.
»Hast du irgendwas gegen ihn?«
»Du bist meine Tochter. Er ist ein Mann. Das ist alles. Und grins gefälligst nicht so, wenn ich eine Vaterkrise habe.«
Gehorsam verkniff sie sich ihr Lachen. »Ich bitte um Verzeihung.«
»Ich glaube, ich ziehe es vor, mir vorzustellen, wie ihr am Kamin sitzt und euch über die großen Werke der Weltliteratur unterhaltet oder Rommee spielt, wenn du nichts dagegen hast.«
»Wenn es dir dann besser geht, Dad. Ich würde ihn gern am Sonntag zum Grillen mitbringen.«
»Er wird nicht kommen.«
»Oh doch.« Ally lächelte dünn. »Er wird.«
Den Rest ihrer Schicht ging Ally Hinweisen nach, die den Fall betrafen, und befasste sich mit zwei weiteren Fällen, die man ihr übertragen hatte. Die eine Akte konnte sie schließen, während sie bei einem bewaffneten Raubüberfall noch ganz am Anfang stand.
Nach Feierabend stellte sie ihr Auto auf einem bewachten Parkplatz ab und ging anschließend die anderthalb Häuserblocks bis zum »Blackhawk« zu Fuß.
Den Streifenwagen, in dem die Kollegen saßen, die Jonahs Bewachung übernommen hatten, entdeckte sie schon vom anderen Ende des Häuserblocks aus, und sie zweifelte nicht daran, dass Jonah ihn ebenfalls längst erspäht hatte.
Als Ally den Club betrat, fiel ihr Blick als Erstes auf Hickman, der völlig in sich zusammengesunken an der Bar saß. Und sein blaues Auge hätte sie wahrscheinlich auch schon auf einen Häuserblock Entfernung gesehen.
Sie ging zu ihm, legte ihm einen Finger unters Kinn und studierte eingehend sein beleidigtes Gesicht. »Wer hat dich denn vermöbelt?«
»Dein lieber Freund und Riesenhornochse Dennis Overton.«
»Soll das ein Witz sein? Hat er sich geweigert, mit aufs Revier zu kommen?«
»Hat Haken geschlagen wie ein gottverdammter Hase.« Er warf Frannie einen Blick zu und signalisierte ihr, dass er noch ein Bier wollte. »Ich musste ihn einfangen. Und bevor ich dazu kam, ihm Handschellen anzulegen, hat er mir das Ding da verpasst.« Er langte nach seinem Bierglas, trank verdrießlich den letzten Schluck. »Und jetzt glaubt jeder, er könnte sich
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