Die riskante Affaere
vor den Cops. Schon seit fünf Jahren.«
Beth ließ sie eine geschlagene Stunde warten, und beim zweiten Stück der Band hatte Ally größte Befürchtungen, ihr könnten die Trommelfelle platzen, als die Oberkellnerin mit schnellen Schritten auf sie zukam.
»Ich habe zehn Minuten Zeit, fünf davon können Sie haben. Das wird reichen müssen.«
»Prima.« Ally musste schreien, um die Musik zu übertönen. »Können wir rüber in den Aufenthaltsraum gehen?«
Beth drehte sich wortlos um und marschierte auf den Aufenthaltsraum zu. Sie schloss die Tür auf, ging schnurstracks zur Couch, setzte sich und zog die Schuhe aus.
»Haben Sie noch irgendwelche Fragen, Detective Fletcher?«
Nachdem Ally die Tür hinter sich zugemacht hatte, wurde es endlich leiser. »Ich will es kurz machen. Sie wissen, was mit Jan passiert ist?«
»Oh ja, das weiß ich sehr gut.«
»Wir haben ihre nächsten Angehörigen informiert«, fuhr Ally in demselben sachlichen Tonfall fort. »Ihre Eltern werden morgen in Denver ankommen, ich nehme an, dass sie Jans Habseligkeiten mitnehmen wollen. Ich möchte Sie bitten, mir die Sachen aus Jans Spind zu holen, damit ich sie den Eltern übergeben kann.«
Beths Lippen zitterten, sie schaute hastig weg. »Ich kenne die Zahlenkombination nicht.«
»Aber ich. Sie hat den Code in ihr Adressbuch geschrieben.«
»Dann holen Sie sich die Sachen eben. Dazu brauchen Sie mich nicht.«
»Doch. Ich brauche noch einen Zeugen und wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie dabeibleiben, damit nicht später jemand behaupten kann, ich hätte irgendetwas gestohlen.«
»Und das war’s dann? Heißt das, Sie gehen so einfach wieder zur Tagesordnung über?«
»Je eher ich zu meiner Tagesordnung übergehe, desto schneller finden wir ihren Mörder.«
»Sie hat Ihnen nichts bedeutet. Genauso wenig wie wir anderen auch. Sie haben uns belogen.«
»Ja, ich habe gelogen. Doch da ich unter denselben Umständen wieder so handeln würde, kann ich mich nicht mal dafür entschuldigen.«
Ally ging zu dem Spind und öffnete das Zahlenschloss. »Wissen Sie, ob diese Zahlenkombination außer Janet Norton sonst noch jemand kannte?«
»Nein.«
Ally nahm das Schloss ab, öffnete die Tür. Während sie ihren Blick über den Inhalt schweifen ließ, nahm sie eine große Beweismitteltüte aus ihrer Umhängetasche.
»Es riecht nach ihr.« Beth’ Stimme zitterte, bevor sie brach. »Ich rieche ihr Parfüm. Egal, was sie gemacht hat, auf jeden Fall hat sie es nicht verdient, getötet und wie Abfall an den Straßenrand geworfen zu werden.«
»Nein, das hat sie ganz bestimmt nicht. Ich wünsche mir genauso sehr wie Sie, dass ihr Mörder dafür bezahlt. Wahrscheinlich sogar noch mehr als Sie.«
»Warum?«
»Weil es Gerechtigkeit geben muss. Weil ihre Eltern sie geliebt haben und ihr Tod ihnen das Herz bricht. Weil ich ihr Parfüm riechen kann. Kosmetiktäschchen.« Ally zog die kleine grell pinkfarbene Tasche aus dem Spind, öffnete den Reißverschluss. »Zwei Lippenstifte, Kompaktpuder, Wimperntusche, Eyeliner …«
Sie unterbrach sich, weil Beth sie am Arm berührte. »Warten Sie, ich helfe Ihnen. Sie holen die Sachen raus, und ich schreibe.«
Beth zog ein Papiertaschentuch aus ihrer Tasche, trocknete sich die Tränen, dann stopfte sie das Taschentuch wieder weg und zog ihren Block hervor. »Ich habe Sie gemocht, wissen Sie. Ich habe die Frau gemocht, für die ich Sie gehalten habe. Ich bin mir ganz schön blöd vorgekommen, als ich erfahren habe, wer Sie in Wirklichkeit sind.«
»Jetzt wissen Sie es. Vielleicht können wir ja noch mal von vorn anfangen.«
»Vielleicht.« Beth nahm einen Kugelschreiber und begann zu schreiben.
Ohne Jonah aus den Augen zu lassen, bestellte Ally sich ein leichtes Essen an der Bar. Im Club war es so gerammelt voll und laut, dass man sein eigenes Wort nicht verstehen konnte. Und je länger sie so dasaß, beobachtete und ab und zu irgendwelche Gesprächsfetzen aufschnappte, desto schwieriger erschien es ihr, Jonah zu beschützen.
Ebenso schwierig, wie ihn davon zu überzeugen, dass er einige Änderungen an seinen Gewohnheiten vornehmen musste, bis Matthew Lyle in Gewahrsam war.
Da sie im Dienst war, blieb sie bei Kaffee. Und als das Coffein ihren Kreislauf zu belasten begann, ging sie zu Mineralwasser über.
Als die erzwungene Untätigkeit Ally verrückt zu machen drohte, erklärte sie Frannie, dass sie im Barbereich helfen würde, und schnappte sich ein Tablett.
»Wenn ich mich richtig erinnere, habe
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