Die riskante Affaere
Gründen für sinnvoll halte. Ich kann mir vorstellen, dass wir Lyle aus seinem Versteck locken und dazu bringen können, einen Schritt zu machen, wenn er mich regelmäßig im ›Blackhawk‹ sieht.«
»Er kann nicht mit letzter Sicherheit davon ausgehen, dass Sie seine Schwester getötet haben. Wir haben sofort nach dem Vorfall eine totale Nachrichtensperre verhängt.«
»Aber er weiß, dass ich innerhalb des Clubs an der Aktion mitgewirkt habe. Und dass Blackhawk und ich die Dinge ins Rollen gebracht haben, die letztendlich zum Tod seiner Schwester führten.«
»Also gut. Ich setze trotzdem für die nächsten zweiundsiebzig Stunden zwei Leute auf Blackhawk an, dann sehen wir weiter.«
»In Ordnung, Sir.«
»Was diese andere Angelegenheit anbelangt … Sie sollten wissen, dass Dennis Overtons Fingerabdrücke auf den Radkappen Ihres Wagens gefunden wurden. Bei einer Durchsuchung seines Autos wurde ein erst kürzlich erstandenes Jagdmesser sichergestellt. Ich habe den Laborbericht zwar noch nicht auf dem Schreibtisch, aber die Gummispuren an der Klinge konnte man mit bloßem Auge erkennen. Seinen Job bei der Bezirksstaatsanwaltschaft ist er jedenfalls los. Sie würden gern Anklage gegen ihn erheben.«
»Sir …«
»Trainieren Sie Ihr Rückgrat, Fletcher. Wenn Sie keine Anzeige erstatten, lässt man ihn laufen. Aber wenn doch, wird der Bezirksstaatsanwalt eine psychologische Untersuchung empfehlen, und die hat Overton, weiß Gott, dringend nötig. Oder wollen Sie warten, bis sich seine Obsession auf jemand anders verlagert?«
»Nein, nein, ganz bestimmt nicht. Ich werde mich darum kümmern.«
»Tun Sie es sofort. Mir reicht ein Verrückter da draußen.«
Obwohl sie ihm wohl oder übel recht geben musste, fiel ihr die Entscheidung schwer. Ally verließ Lieutenant Kinikis Büro, setzte sich an ihren Schreibtisch und fand es angemessen, wenigstens noch dreißig Sekunden über das Problem zu brüten.
Sie hatte bei Dennis von Anfang an Fehler gemacht. Hatte nicht genug aufgepasst, Warnsignale übersehen. Auch wenn nichts davon sein Verhalten entschuldigen konnte, wäre es wahrscheinlich gar nicht so weit gekommen, wenn sie anders reagiert hätte.
»Na, was gibt’s für Probleme, Fletcher? Hat dich der Boss gefaltet?«
Als sie den Kopf hob, hatte Hickman es sich mit einer Hinterbacke auf ihrer Schreibtischkante bequem gemacht. »Nein. Aber ich bin drauf und dran, jemand anders zu falten.«
Er biss in sein Spätvormittags-Blätterteigteilchen. »Das macht Laune.«
»So kannst du nur reden, weil du ein herzloser Mistkerl bist.«
»Ich liebe es, wenn du mir Honig ums Maul schmierst.«
»Wenn ich dir sage, dass du ein total bescheuerter Schwachkopf bist, würdest du mir dann einen großen Gefallen tun?«
Er biss mit Appetit in das Teigstückchen, ohne sich daran zu stören, dass er den ganzen Schreibtisch voll krümelte. »Für dich würde ich alles tun, Baby.«
»Ich muss gegen Dennis Overton Anzeige erstatten. Würdest du es vielleicht übernehmen, ihn zum Verhör aufs Revier zu bringen? Dich kennt er, und ich könnte mir vorstellen, dass es dann ein bisschen leichter ist für ihn.«
»Alles klar. Hör zu, Ally, er ist es nicht wert, sich seinetwegen so verrückt zu machen.«
»Ich weiß.« Sie stand auf, nahm ihre Jacke von der Stuhllehne. Und stibitzte sich grinsend ein Stück Blätterteiggebäck. »Und obendrein bist du auch noch oberhässlich.«
»Du Frau meiner Träume. Heirate mich!«
Von Hickman aufgemuntert, verließ Ally eilig die Polizeistation.
Kaum zwei Stunden später betrat sie das Büro ihres Vaters.
Diesmal kam ihr der Polizeichef entgegen und umfasste ihre Oberarme, während er sie eingehend musterte. Dann zog er sie stumm an sich.
»Schön, dich zu sehen«, sagte er leise.
Sie drückte ihr Gesicht an seinen Hals und kostete es einen Moment aus, sich an seiner starken Schulter geborgen zu fühlen. »Du und Mom, ihr wart immer für mich da. Das wollte ich zuerst einmal sagen.«
»Sie hat sich Sorgen um dich gemacht.«
»Ich weiß. Es tut mir leid. Hör zu.« Sie umarmte ihn noch einmal, bevor sie sich zurücklehnte, um ihm ins Gesicht sehen zu können. »Ich weiß, dass du auf dem Laufenden bist, aber ich wollte dir persönlich sagen, dass mit mir alles okay ist. Und dass ich zurechtkomme. Lyle kann nicht mehr lange warten, er muss bald handeln. Er hat jetzt niemanden mehr, aber soweit wir wissen, braucht er dringend eine Person – vorzugsweise eine Frau –, die ihn aufbaut und
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