Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov

Titel: Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
setzte ich an: »Also, um es kurz zu machen: Er ist ein Spion.«
    »Blödsinn!«, bellte Sershan entrüstet. »Für wen soll er denn spioniert haben? Für die Insel Nr. 24? Oder …«
    »Für die Außerirdischen.«
     
    Die jüngeren Mädchen wurden aus dem Thronsaal hinausexpediert und rigoros ins Bett geschickt. Lera und Olja machten beleidigte Gesichter, verzogen sich aber
schließlich widerstrebend auf ihre Kammer. Die Übrigen lauschten schweigend, während ich erzählte, wie ich Inga getroffen hatte, wie wir dahintergekommen waren, dass auf den Inseln Doppelgänger unserer selbst leben, wie ich Maljok im Keller bei seinem Rapport beobachtet hatte und wie ich eine ganze Woche lang stillhalten musste.
    »Inga«, unterbrach ich kurz meinen Bericht, »bist du zu unserem geplanten Treffen auf die Brücke gekommen?«
    »Natürlich«, sagte sie nickend. »Viermal hintereinander«, ergänzte sie und sah mich strafend an.
    Der auf dem Sofa liegende Maljok bewegte zaghaft Kopf und Arme. Er schien wieder zu sich zu kommen.
    Den Blick auf ihn gerichtet, fuhr ich fort: »Na ja, und heute war’s dann so weit. Mein Treffen mit Inga auf der Brücke hatten sie sicher beobachtet, aber nicht mitbekommen, mit wem ich mich getroffen hatte. Deshalb haben sie Maljok damit beauftragt, das auszuspionieren. Vorhin hat er es herausbekommen, aber dann hat er den Fehler gemacht, sofort loszulaufen, um seinen Auftraggebern Bericht zu erstatten. Natürlich ahnte ich gleich, was er vorhat. Und Chris hat ihn auch durchschaut.«
    »Ich hatte Maljok schon lange im Verdacht. Andernfalls wäre ich ein ziemlich schlechter Kommandeur«, sagte Chris und trat dicht ans Sofa heran. »Maljok, du bist schon längst wieder bei Bewusstsein. Du hast gehört, was man dir vorwirft. Was sagst du dazu?«
    »Bindet meine Hände los«, bat Maljok kleinlaut.
    »Kommt nicht infrage«, entgegnete Chris. »Du bist viel zu stark. Merkwürdig, nicht? Du trainierst am wenigsten,
bist der Jüngste und kämpfst trotzdem genauso gut wie ich und Timur.«
    »Ich bin eben begabt.«
    »Das ist nicht der richtige Augenblick für dumme Scherze, Maljok. Ist das, was Dima erzählt hat, die Wahrheit?«
    »Nein!« Maljok setzte sich auf. »Ich wollte ihn nur an der Nase herumführen, und er ist darauf reingefallen«, log er frech.
    »Du Verräter!«, donnerte Chris. »Nur einen Tag nach seinem Treffen mit Inga kam es auf der Brücke, für die Dima eingeteilt war, zu dem verheerenden Angriff. Wenn ich nicht im letzten Moment umdisponiert hätte … Mir war die Geschichte mit Pawel wieder eingefallen, weißt du noch, vor zwei Jahren, als du diesen Streit mit ihm hattest? Damals warst du auch direkt nach der Wachbesprechung für eine Minute verschwunden. Und an dem Tag wurden Pawel und alle anderen, die mit ihm auf der Brücke waren, getötet. Wie viele von uns hast du ans Messer geliefert, Maljok? Kostja, Romka, Igor, Pawel …«
    »Das ist nicht wahr!«, kreischte Maljok mit kalkbleichem, von Angst verzerrtem Gesicht und flüchtete sich in die hinterste Ecke des Sofas, wo er sich wie ein Igel zusammenrollte. »Chris, es war alles ganz anders! Das war nur ein blöder Zufall damals!« Auf einmal fing er erstickt zu heulen an wie ein Kleinkind und stützte den Kopf in seine gefesselten Hände.
    Betreten sahen wir uns gegenseitig an, während Rita zögerlich zu ihm hinüberging.
    »Das sind keine Beweise, Chris«, sagte Sershan kopfschüttelnd. »Es hätte wirklich genauso gut ein Zufall sein können.«

    Chris blieb unbeeindruckt. Die Szene bot ein groteskes Bild: Auf dem Sofa lag greinend ein gefesselter Junge, über ihm loderten die Fackeln, und neben ihm stand ein hoch aufgeschossener, fast erwachsener Kerl mit kaltem, unbeirrbarem Gesichtsausdruck, verbundenem Arm und einem langen Holzschwert am Gürtel.
    »Also gut, Maljok. Vielleicht irre ich mich tatsächlich. Dann schlage ich vor, dass wir jetzt alle zusammen in den Keller gehen und uns diese merkwürdige Tafel einmal genauer ansehen. Am besten, wir legen auch mal die Hände darauf und schauen, was passiert.«
    »Fiesling!«, gluckste Maljok, ohne den Kopf zu heben. »Dummkopf! Dann geht doch und seht nach.«
    »Kann schon sein, dass ich fies bin, Maljok. Aber ich lasse mich von dir nicht für dumm verkaufen!« Bei diesen letzten Worten hatte Chris drohend die Stimme gehoben. Im selben Moment riss er mit einer heftigen Bewegung Maljoks Kopf zurück und griff nach dem Gürtel, mit dem seine Hände gefesselt waren. »Jetzt schaut

Weitere Kostenlose Bücher