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Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov

Titel: Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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extra auf allen Inseln der Konföderation zusammengesucht worden waren.
    Zur Bewaffnung gehörten neben unseren Schwertern auch Armbrüste. Die größte von ihnen, ohnehin zu sperrig und zu schwer für eine wirksame Verwendung im Kampfgetümmel, war auf einer Art schwenkbarem Geschützturm vor der Kajüte montiert worden. Timur hatte hartnäckig versucht, die Armbrust so umzubauen, dass drei Pfeile gleichzeitig damit abgeschossen werden konnten. Irgendwo hatte er gelesen, dass es solche Armbrüste gibt. Aber seine Konstruktion schoss die Pfeile in alle möglichen Richtungen, nur gerade nicht dorthin, wohin man zielte. Schließlich blieb ihm nichts anderes
übrig, als mit der bewährten Ein-Pfeil-Variante vorliebzunehmen.
    Unsere zu einem kleinen Kriegsschiff umfrisierte Schaluppe glitt erstaunlich ruhig durchs Meer. Möglicherweise spielte der neue Kiel dabei eine Rolle, vermutlich gab es aber auch noch einen viel einfacheren Grund: Die Aliens Nightmare war schlichtweg überladen. Das Wasser strich gefährlich nahe an der Bordkante unter uns dahin, und einige kleinere Wellen hatten schon eine ordentliche Lache im Boot hinterlassen.
    Etwa zwanzig Minuten lang standen wir neben Tom aufgereiht an Deck, als warteten wir auf etwas Außergewöhnliches, doch unsere Fahrt verlief vollkommen ruhig. Bei Einbruch der Dunkelheit verschwammen die Konturen der Burg in der Ferne, nur das Leuchtfeuer auf dem Wachturm trotzte mit seinem weißlichen Lichtschein der Finsternis. Unsere Gefährten hatten versprochen, es nun jede Nacht anzuzünden, damit wir im Fall eines Falles die Möglichkeit hätten, uns daran zu orientieren.
    Die Aliens Nightmare segelte auf Kurs Südsüdost und drang allmählich immer tiefer in den Raum zwischen den Inseln Nr. 24 und Nr. 30 ein. In etwa einer Stunde sollten wir die Insel Nr. 27 passiert haben und in Höhe der Nr. 23 aufkreuzen, der letzten Insel der Konföderation. Auch mit unseren Verbündeten auf dieser Insel war abgesprochen, dass sie auf der Plattform ihres Wachturms ein Feuer entzünden sollten, an dem wir uns orientieren konnten. In Sichtweite dieses Leuchtfeuers wollten wir das Boot für den Rest der Nacht treiben lassen, bevor wir unseren Weg bei Tageslicht fortsetzen würden.
    Als Erste verzog sich Inga in die Kajüte. Leise wünschte
sie allen eine gute Nacht und Tom mit den Worten »light watch« eine angenehme Wache, womit sie bei unserem Kapitän eine gewisse Verwirrung auslöste. Sie hatte sich wohl nicht ganz korrekt ausgedrückt, obwohl alle anderen, einschließlich Janusch, sofort verstanden hatten, was sie meinte.
    Zehn Minuten später streckte sich Timur, gab mir und Janusch einen Klaps auf die Schulter und sagte gähnend: »Kommt, wir hauen uns auch aufs Ohr.«
    »Ja, gehen wir«, pflichtete ich ihm bei, zog meine Windjacke aus und streckte sie Tom hin. Der nickte schweigend und zog sie sich über, zusätzlich zu seiner eigenen. Diese Maßnahme schien ratsam, denn die Nacht auf dem zugigen Deck versprach noch um einiges frostiger zu werden als die ohnehin schon lausig kalten Nächte in unserer Burg.
    Vorsichtig zwängten wir uns zwischen der linken Bordwand und der Kajütenwand hindurch nach achtern, was die Aliens Nightmare mit einem heftigen Schaukeln quittierte. Timur hüstelte so nachdrücklich wie möglich, um uns anzukündigen, dann öffnete er vorsichtig die Kajütentür.
    Inga lag schon in ihrer Hängematte. Auf dem Tischchen brannte eine winzige Kerze. Uns bückend, schlüpften wir hinter Timur in die Kajüte.
    »Ich wollte immer schon mal oben auf der linken Seite schlafen«, flüsterte Timur. Janusch nickte ihm zu und kroch in die untere Koje, während ich die Kerze auslöschte und mich in die letzte freie Hängematte schwang. Nachdem sich alle in eine bequeme Schlafposition gewälzt hatten, trat völlige Stille ein, nur das sanfte Rauschen des Wassers an der Bordwand war zu hören. Dann
plötzlich rumpelte es an der dünnen Bretterwand, Tom musste sich von außen dagegen gelehnt haben.
    »Hey, Käpten, nicht einschlafen!«, trompetete Timur.
    Draußen rumpelte es erneut, offenbar ging Tom nun zum Steuerrad zurück. Janusch kicherte.
    Kurz bevor ich einschlief, vernahm ich noch Ingas schlaftrunkene, aber ernste Stimme: »Wenn irgendetwas passiert, müsst ihr mich unbedingt aufwecken.«
     
    Ich erwachte, als mich jemand an der Schulter rüttelte und mir leise ins Ohr flüsterte: »Di-ma, Di-ma.«
    Mein erster Versuch, aus meiner Schlafstatt zu klettern, scheiterte

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