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Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov

Titel: Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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überzeugen, war der Beschluss gefasst worden, die Insel durch systematische Ausweitung der Konföderation zunächst zu isolieren und dann mit einem Angriff von drei Brücken gleichzeitig zu erobern.
    Bei der damaligen Sitzung des Konföderationsrats war ich dabei gewesen und konnte mich erinnern, dass das Votum einstimmig getroffen worden war. Auf Achmets Frage, was mit den Gefangenen passieren sollte, hatte Chris wie selbstverständlich geantwortet: »Alle Mädchen und die Jungen unter zehn Jahren werden auf andere Inseln verteilt.« Damals hatte ich mich sehr darüber gewundert, dass niemand die Frage stellte, was mit den älteren Jungen geschehen sollte.
    Inzwischen war auch Janusch aus seiner Koje gekrochen. Er hatte sich neben mich aufs Kajütendach gesetzt und war damit beschäftigt, die Insel der Blauen Spiegel mit dem Fernglas zu inspizieren. Plötzlich stieß er mich mit dem Ellenbogen an, drückte mir schweigend das Fernglas in die Hand und deutete mit dem ausgestreckten Arm auf die Burg.
    Auf dem flachen Dach eines Gebäudeteils, auf dem bei dieser Insel alle Brücken zusammenliefen, drängte sich eine Schar von etwa fünfzehn Mädchen und Jungen. Sie sahen unserem sich langsam entfernenden Schiff nach, schienen erregte Debatten zu führen und gestikulierten wild.
    Obwohl wir schon etwas zu weit entfernt waren, als dass sie uns gut hätten sehen können, rief ich: »Timur, wir müssen die Flagge der Konföderation hissen. Vielleicht
können wir sie damit überzeugen oder zumindest ein wenig beeindrucken.«
    Mit gehisster Konföderationsflagge setzte die Aliens Nightmare ihren Weg fort.
     
    Schon seit Tagesanbruch verspürte ich ein ungutes Gefühl, eine innere Unruhe, für die es eigentlich keine vernünftige Erklärung gab. Doch allmählich wurde mir klar, was der Grund dafür war: Die Sache lief einfach zu glatt!
    Ohne den geringsten Zwischenfall hatten wir die Inseln der Konföderation passiert, eine geruhsame Nacht in dem friedlich dahintreibenden Boot verbracht und am Vormittag bereits fünf fremde Inseln umschifft und sorgfältig in unserer Karte verzeichnet.
    Zu Mittag hatte Inga zusammen mit ihrem Hilfskoch Janusch ein derart üppiges Gelage aufgetischt, dass sich die Besatzung der Aliens Nightmare für mehrere Stunden in einen Haufen zufriedener, schläfriger Faulpelze verwandelte. Timur und Janusch hatten sich das Kajütendach ausgeguckt, wo sie sich im Schatten des Segels zur Ruhe legten. Tom hatte das Steuerrad festgestellt und es sich auf dem Bug bequem gemacht. Inga war auf der Flucht vor der Sonne in die Kajüte verschwunden.
    Getrieben von meiner inneren Unruhe, hatte ich als Einziger beschlossen, mich nicht der Sorglosigkeit hinzugeben, sondern mich mit der Karte in der Hand auf das Achterdeck gesetzt. Obwohl wir noch nicht allzu viel gesehen hatten, reichte es aus, um den Archipel der Vierzig Inseln grob zu skizzieren.
    Unser riesiges Gefängnis im Ozean erstreckte sich von Nord nach Süd in Form eines ovalen Kleckses, in dem
die einzelnen Inseln ohne erkennbares System verstreut lagen. Vereinfacht konnte man sagen, dass der Archipel in der Breite fünf und in der Länge acht Inseln maß, auch wenn sich das tatsächliche Bild wesentlich komplizierter darstellen mochte. Ich war jedenfalls davon überzeugt, dass sich die Bewohner der Inseln noch nie ein so genaues Bild von der Inselgruppe gemacht hatten. Höchstens der Verrückte Kapitän.
    Unwillkürlich sah ich mich nach allen Seiten um, es war jedoch weit und breit kein anderes Schiff zu sehen. Der Klipper des Verrückten Kapitäns, so es ihn denn überhaupt gab, kreuzte vermutlich irgendwo weit weg von den Inseln im Meer und wartete auf den nächsten Sturm. Für einen Wetterumschwung gab es allerdings nicht die geringsten Anzeichen.
    Angetrieben von einem sanften, gleichmäßigen Wind, glitt die Aliens Nightmare behäbig durch den nahezu glatten Ozean, dessen Wasseroberfläche sich nur dezent kräuselte und smaragdgrün in der Sonne schimmerte. Das Wetter war perfekt - ein bisschen zu perfekt, wie eine innere Stimme mir sagte.
    Gedankenverloren stand ich auf und betrachtete die Burg, an der wir gerade ziemlich dicht vorbeisegelten. Düster, eckig und grau ragte sie empor, fügte sich also nahtlos ins trübe Bild meiner besorgten Stimmung. Auch die Insel selbst, die nur aus Felsen zu bestehen schien und keine Spur von Pflanzenbewuchs aufwies, machte einen kalten, abweisenden Eindruck. Lediglich die rosafarbenen Brücken sahen

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