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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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eines schönen – innen wohl mit Otterfell gefütterten – grünen Umhangs. Ein anderer Mann mühte sich vergeblich damit ab, sich einen Brustpanzer umzuschnallen, der ihm zu klein war.
    Die wenigen Lebensmittel, die wir fanden, verteilte ich gleichmäßig unter den Männern: etwa ein Dutzend faustgroße Brotlaibe, einige in Tücher eingeschlagene Käsestücke, außerdem Beeren und Nüsse. Nicht gerade viel für zwei Dutzend leere Mägen. Da wir jedoch den ganzen Tag über so gut wie nichts gegessen hatten, waren wir trotzdem dankbar für das bisschen Proviant.
    Es wurde nun rasch dunkel. Deshalb verließen wir den Ort des Gemetzels und zogen wieder nach Osten in Richtung Heimat. Es fiel mir nicht ganz leicht, in der Dunkelheit die Orientierung zu behalten. Denn es war gerade Neumond, und als dann auch noch Wolken aufzogen, konnten wir nicht einmal mehr die Sterne am Himmel erkennen. So zog sich unser kleiner Trupp immer mehr in die Länge, und da meine Männer und ich an der Spitze des Zuges ritten, mussten wir immer wieder anhalten, um auf die Nachzügler zu warten.
    »Die Leute sind mit ihren Kräften völlig am Ende«, sagte Ædda, als wir eine Pause machten, um etwas zu trinken. »Die Frauen haben viel durchgemacht. Sie brauchen unbedingt eine Rast.«
    Ich drehte mich um, um mir einen Eindruck von unserem kleinen Trupp zu verschaffen, konnte in der Dunkelheit aber nur ein paar schemenhafte Gestalten erkennen. Am Ende des Zuges ritten Serlo und Turold, die sich redlich Mühe gaben, die Leute in Bewegung zu halten. Ich erkannte sie an ihren schimmernden Kettenpanzern. Auf den Pferden, die wir erbeutet hatten, saßen die Frauen, während die Männer mühsam vorwärtsstolperten und die Tiere um die Felsbrocken und die umgestürzten Bäume herumführten, die auf unserem Weg lagen. In der Mitte ritt Hild. Sie hielt den Kopf gesenkt, um ihre Tränen vor den anderen zu verbergen.
    »Wir können jetzt noch nicht haltmachen«, sagte ich, da wir uns nicht länger als unbedingt nötig auf dem Territorium des Feindes aufhalten durften. Bisher hatten wir höchstens drei oder vier Meilen zurückgelegt, vielleicht sogar weniger. »Bevor wir eine Pause machen, müssen wir wenigstens den Grenzwall erreichen.«
    Der Grenzwall, den ein gewisser König Offa vor rund dreihundert Jahren hatte anlegen lassen, folgte der alten Grenze zwischen Wales und England. Daher konnten wir uns erst auf der englischen Seite des Walls einigermaßen sicher fühlen, obwohl die Waliser natürlich auch dort ihr Unwesen trieben.
    »Aber schaut Euch doch die Leute an, Mylord«, protestierte Ædda. »Sie sind völlig am Ende.«
    Im ersten Augenblick war ich ungehalten über die Kühnheit des Engländers, doch im Grunde genommen sah ich ja ein, dass er recht hatte. Nicht alle, für die ich die Verantwortung trug, waren stark genug, um ohne Unterbrechung stundenlang zu marschieren, da half alles Zureden nicht. Außerdem wollte ich natürlich niemanden verlieren. Also lenkte ich schweren Herzens ein.
    »Nun gut«, sagte ich. »Auf der nächsten Anhöhe machen wir Rast.«
    Ædda erklärte seinen Landsleuten, was ich gesagt hatte. Sobald uns die letzten Nachzügler eingeholt hatten, zogen wir weiter, wateten durch einen Bach und zogen den Hügel dahinter hinauf. Oben angekommen schlugen wir an einer Stelle, die nach allen Seiten hin einen guten Ausblick bot, neben einer Quelle das Lager auf. Die wenigen Zelte, die wir dem Feind abgenommen hatten, boten nicht genügend Platz für alle, doch die Nacht war warm und windstill. Solange es nicht regnete, boten uns die Bäume ausreichend Schutz.
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich erfolgreich gegen die Müdigkeit zur Wehr gesetzt, doch nun machten sich auch bei mir die Strapazen des Tages bemerkbar. Meine Augen wurden schwer, und ich hatte Gliederschmerzen. Trotzdem zwang ich mich dazu, wach zu bleiben. Irgendjemand musste ja aufpassen, und mir selbst vertraute ich am meisten. Also beschloss ich, zusammen mit Serlo die erste Wache zu übernehmen.
    Die Nacht war völlig still. Die einzigen Geräusche waren das Glucksen der Quelle und das leise Singen der Schwertklinge, an der sich Serlo mit seinem Wetzstein zu schaffen machte. Unten im Tal flatterten Fledermäuse zwischen den Bäumen umher und vollführten ihre abrupten Sturzflüge und Kehrtwendungen, bevor sie wieder in der Dunkelheit verschwanden. Sonst war weit und breit nichts Auffälliges zu sehen. Ich trug immer noch meinen Kettenpanzer, saß mit gekreuzten

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