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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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der Anwälte meiner Verleger auf die Essenz des Buches. Das Buch sei von Anfang bis Ende böswillig verleumderisch, sagten sie, und es enthalte schwere Verunglimpfungen, die absolut nicht zu rechtfertigen seien. Kein Verleger, der noch bei Sinnen sei, dürfe den Albtraum ruinöser Schadenersatzklagen riskieren, in die ein Buch dieser Art uns alle mit Sicherheit reißen würde.
    Was einerseits stimmte, aber andererseits wie ein harmloser Witz wirkte – denn fast alle sogenannten verheerenden Verleumdungen, die von ihnen zitiert wurden, standen im Zusammenhang mit meinem alten Kumpel O. Z. Acosta, einem Autorenkollegen und prominenten Anwalt aus Los Angeles, der an vielen Gerichten offiziell zugelassen war. Im Einzelnen rieten die Anwälte zu folgenden Streichungen:
    Wir haben, wie gewünscht, das oben genannte Manuskript gelesen. Unser juristischer Haupteinwand betrifft den Umstand, dass der Autor seinen Anwalt als eine Person beschreibt, die gefährliche Drogen konsumiert und sie zum Verkauf anbietet, wobei er zusätzlich andere kriminelle Taten begeht, während er unter dem Einfluss derartiger Drogen steht. Obschon dieser Anwalt nicht namentlich erwähnt ist, lässt er sich doch anhand bestimmter Einzelheiten identifizieren. Folglich sollte dieses Material, da es verleumderisch ist, aus dem Manuskript entfernt werden.
    Außerdem möchten wir im Einzelnen folgende Anmerkungen machen:
    Seite 3: Der Versuch des Anwalts des Autors, einen Einbruch zu begehen, und die Drohung (sic!), das Haus eines Vertreters durch Bombenlegung zu zerstören, ist verleumderisch und sollte entfernt werden.
    Seite 4: Die Andeutungen auf dieser Seite, dass der Anwalt des Autors mit überhöhter Geschwindigkeit fuhr und betrunken war, sind verleumderisch und sollten entfernt werden.
    Seite 6: Der Vorfall, bei dem der Anwalt des Autors diesem den Rat gibt, mit Höchstgeschwindigkeit zu fahren, ist verleumderisch und sollte entfernt werden. Dasselbe trifft auch auf die Teilnahme des Autors an einem Betrug im Hotel zu.
    Seite 31: Die Aussage, dass der Anwalt des Autors die Zulassung verlieren wird, ist verleumderisch und sollte entfernt werden.
    Seite 40: Der Vorfall, bei dem der Autor und sein Anwalt den Anschein erwecken, als seien sie Polizeibeamte, ist verleumderisch und sollte entfernt werden.
    Seite 41: Der Hinweis, der ––––– *** des Anwalts sei ein »Junkie« und gebrauche seine Schusswaffe gegen Menschen, ist verleumderisch und sollte entfernt werden, es sei denn, es ließe sich beweisen, dass er der Wahrheit entspricht.
    *** Auf nachdrückliche Empfehlung des Rolling Stone -Anwalts gestrichen.
    Seite 48: Der Vorfall, bei dem der Anwalt des Autors Heroin zum Verkauf anbietet, ist verleumderisch und sollte entfernt werden. Wir können –––––- nicht anraten, jene Teile des Manuskripts, die oben als verleumderisch bezeichnet sind, im Hinblick darauf im Buch zu belassen, dass der Autor selbst ihre Wahrheit beweisen könnte. Insofern der Autor zugibt, zumeist – wenn auch nicht immer – unter dem Einfluss illegaler Drogen gestanden zu haben, dürfte ein Wahrheitsbeweis durch ihn persönlich sehr schwierig werden.
    »Blödsinn«, sagte ich ihnen. »Wir lassen uns von Oscar einfach eine Verzichtserklärung unterschreiben. Den kümmert doch diese Rufschädigungscheiße ebenso wenig wie mich. Und außerdem ist die Wahrheit doch wohl das beste Mittel gegen Verleumdung, oder nicht? … Herrgott, ich versteh einfach nicht, was daran eigentlich so monströs sein soll. Sie sollten mal die Teile lesen, die ich weggelassen habe …«
    Aber die Verleumdungsschlauberger zeigten sich unbeeindruckt – besonders, weil wir all diese verleumderischen Beleidigungen auf einen Anwaltskollegen häuften. Ohne eine von Oscar unterschriebene Verzichtserklärung würde das Buch nicht in Druck gehen.
    Okay, sagte ich. Aber beeilen wir uns damit. Er ist jetzt unten in Mazatlan. Schicken wir ihm das gottverdammte Ding per Luftpost und Expresszustellung, dann wird er es unterschreiben und auf der Stelle zurücksenden.
    Ich glaube, wir sind in der Rattengasse, wo die toten Männer ihre Knochen verloren.
    – T. S. Eliot, Das wüste Land
    Genau. Also schickten sie die Verzichtserklärung auf der Stelle ab … und Oscar weigerte sich, sie zu unterzeichnen, wenn auch nicht mit einer Begründung, die einem New Yorker Anwalt hätte einleuchten können. Er war, wie ich ihnen gesagt hatte, über jede Verleumdung erhaben. Natürlich sei alles wahr, sagte er,

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