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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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einer Tränengaspatrone getötet, die ein Sheriff’s Deputy in eine Bar feuerte, als es am Sonnabend in East Los Angeles zu Ausschreitungen kam.« Die Einzelheiten wurden nicht klar geschildert, aber die neue, hastig überarbeitete Polizeiversion war ganz offensichtlich so konstruiert, dass man Salazar als Opfer eines bedauerlichen Unfalls hinstellen wollte, dessen Tragweite auch die Cops erst Stunden später begriffen hatten. Sheriff’s Deputies hatten einen bewaffneten Mann in einer Bar gestellt, so hieß es, und als er sich weigerte herauszukommen – sogar nach »lauten warnenden Aufforderungen« (mit einem Megafon) »sich zu stellen« –, »wurden die Tränengaspatronen abgefeuert, und mehrere Leute verließen das Lokal fluchtartig durch die Hintertür«.
    Zu jenem Zeitpunkt, so führte der nervöse Sprecher des Sheriffs, Lt. Norman Hamilton, aus, trafen eine Frau und zwei Männer – von denen einer eine 7,65-Millimeter-Automatik trug – auf die Deputies, von denen sie verhört wurden. »Ich weiß nicht, ob der Mann mit der Waffe wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz verhaftet worden ist oder nicht«, fügte Hamilton hinzu.
    Ruben Salazar war nicht unter denjenigen, die durch die Hin tertür hinausrannten. Er lag drinnen auf dem Fußboden und hatte ein großes Loch im Kopf. Aber die Polizei wusste davon nichts, erläuterte Leutnant Hamilton, denn »sie betraten die Bar nicht vor ungefähr acht Uhr abends, als Gerüchte laut wurden, dass Salazar vermisst werde«, und »ein nicht identifizierter Mann auf der anderen Straßenseite von der Bar« einem Deputy sagte, »ich glaube, da drinnen ist ein verletzter Mann«. – »Zu diesem Zeitpunkt«, sagte Hamilton, »brachen Deputies die Tür auf und fanden die Leiche.« Zweieinhalb Stunden später, um zwanzig Minuten vor elf, erklärte das Büro des Sheriffs offiziell, die »Leiche« sei die von Ruben Salazar.
    »Hamilton konnte nicht erklären«, so stand in der Times , »warum zwei Darstellungen des Vorfalls, die der Times von Augenzeugen gegeben worden sind, sich von der des Sheriffs unterscheiden.«
    Ungefähr vierundzwanzig Stunden lang hielt sich Hamilton verbissen an seine ursprüngliche Darstellung – eine Zusammen fassung, wie er sagte, von Polizeiberichten aus erster Hand. Gemäß dieser Version war Ruben Salazar »von einer verirrten Kugel getötet worden – auf dem Höhepunkt einer Aktion gegen mehr als siebentausend Leute im (Laguna) Park, als die Polizei die Menge aufforderte, sich zu zerstreuen«. In den lokalen Fernseh- und Radionachrichten tauchten vereinzelte Variationen dieser Geschichte auf – sie beriefen sich auf Berichte »die noch überprüft werden«, nach denen Salazar zufällig von Kugeln aus Heckenschützenwaffen getroffen worden sei. Ein tragischer Tod, sicherlich, aber derartige Tragödien ereignen sich eben, wenn Massen unschuldiger Menschen sich von einer Handvoll gewalttätiger, vom Hass auf die Polizei bestimmter Anarchisten manipulieren lassen.
    Am Sonntagabend jedoch war die Geschichte des Sheriffs total aus den Angeln gehoben – angesichts der unter Eid geleisteten Aussagen von vier Männern, die nicht mehr als drei Meter von Ruben Salazar entfernt gewesen waren, als dieser im Silver Dollar Café, 4045 Whittier Boulevard, mindestens eine Meile vom Laguna Park entfernt, gestorben war. Aber der wirkliche Hammer kam erst, als diese Männer aussagten, dass Salazar von einem Polizisten mit einer tödlichen Tränengas-Bazooka erschossen worden war – und nicht von Heckenschützen oder einer verirrten Kugel.
    Acosta bereitete es keine Schwierigkeiten, diese Diskrepanzen zu erklären. »Sie lügen«, sagte er. »Sie haben Salazar ermordet , und jetzt versuchen sie, es zu vertuschen. Der Sheriff ist schon längst in Panik. Der kann bloß noch sagen: ›Kein Kommentar.‹ Der hat jedem Polizisten im gesamten Bezirk befohlen, nieman dem auch nur das Geringste zu sagen – besonders nicht der Presse. Die haben die Sheriff-Station von East L. A. zu einer Festung gemacht. Rundherum bewaffnete Wachen.« Er lachte: »Scheiße, das Ding sieht aus wie ein Gefängnis – und alle Bullen sitzen drin !«
    Sheriff Peter J. Pitchess weigerte sich, mit mir zu reden, als ich anrief. Die üblen Folgen der Ermordung von Salazar hatten ihn offensichtlich total verstört. Am Montag sagte er eine geplante Pressekonferenz ab und gab stattdessen eine Erklärung ab: »Es gibt einfach zu viele einander widersprechende Geschichten über die Ereignisse –

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